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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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rätselhaft unbegreiflichen Geschmack, äußerte er sich nicht zu Eleanor. Er war auch viel zu beschäftigt, und seine Gedanken bewegten sich viel zu stark im Kreis seiner Arbeitsprojekte, als daß er anderen Dingen, die um ihn her vorgingen, besondere Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Eleanor hingegen machte sich insoweit keine Sorgen; sie hörte die gelegentlichen Bemerkungen des Vaters an, aber sie drangen kaum in ihr Bewußtsein. Das war so gleichgültig, alles war plötzlich gleichgültig, bis auf dieses eine, Unbegreifliche, das da wie von ungefähr in ihr Leben eingebrochen war und es von heut auf morgen verändert hatte.
    Sie versuchte nicht, ihr Gefühl zu analysieren. Sie wußte nur, daß Kesters Erscheinen genügte, um die Welt zu verwandeln, und war sie dann bei ihm, dann nahm sie nichts wahr außer seinem Charme, seiner strahlenden Liebenswürdigkeit, seinem jungenhaft unbekümmerten Lachen. Kester konnte über alles lachen. Schlechtes Wetter, verrottete Straßen, menschliche Schwächen und was immer es an unangenehmen Dingen gab – es regte ihn nicht auf, es war alles nicht sehr wichtig, aber es gab nicht selten Anlaß zu heiteren Betrachtungen.
    Seine Heiterkeit wirkte bald ansteckend auf Eleanor. Obgleich sie von Natur nüchtern war und zum Eigensinn neigte, begann Kesters Duldsamkeit und Nachsicht gegenüber den Schwächen anderer allmählich auf sie abzufärben. Sie stellte fest, daß sie in den wenigen Wochen, seit sie Kester Larne kannte, mehr gelacht hatte als in ihrem ganzen bisherigen Leben.
    Bei jedem Zusammensein erwies Kester sich als aufmerksamer und besorgter Kavalier. Niemals wurde er zudringlich. Zuweilen ergriff er, von einem spontanen Gefühl fortgerissen, ihre Hand und hielt sie ein wenig länger, als nötig gewesen wäre, aber das war auch die einzige Berührung, die er sich jemals erlaubte. Doch er strahlte vor Freude über das ganze Gesicht, sobald er sie nur von ferne erblickte.
    Sie unternahmen lange Fahrten durch den weitgestreckten Plantagenbereich, sie ratterten im offenen Auto über die Landstraßen oder fuhren im Kutschwagen gemächlichen Tempos am Ufer entlang. Sie überquerten den Strom auf einer Fähre und besuchten während der Rohrschneidezeit eine Zuckerrohrplantage. Sie ließen sich von einem Neger das Rohr schälen und saugten den Saft heraus, unbekümmert darum, ob er ihnen über das Kinn tropfte, ihre Kleider beschmutzte und ihnen hinterher Übelkeit verursachte.
    Einmal trafen sie einen alten Neger, der dabei war, sein eigenes Rohr zu schneiden und Melasse für seine Familie herzustellen. Sie fanden ihn bei einer alten mit Palmblättern gedeckten Hütte, in der Art, wie die ersten Pflanzer sie erbauten, als der Rohrzucker noch neu war. Wie jedermann, zeigte sich auch der Alte von Kesters Charme bezaubert. Er ließ sie von den Halmen essen, die zwischen großen, von Mauleseln bewegten Holzrädern zermalmt wurden, und sie brachen in Rufe des Entzückens aus, als der Saft in den Kessel über dem Feuer tropfte. Kester kaufte dem Neger zwei große Eimer Sirup ab, jener dunklen, zähflüssigen Melasse, die das letzte Stadium vor der Zuckerkristallisation darstellt. Einen davon gab er Eleanor und empfahl ihr, den Sirup mit heißem Gebäck zum Abendbrot zu servieren. Dabei warnte er sie vor dem Gebrauch silberner Löffel, die, wenn man sie in der Melasse steckenlasse, unfehlbar verderben würden.
    Bei einer anderen Gelegenheit fuhren sie in die Wälder und veranstalteten ein Picknick. Als sie später am Rande eines Zypressensumpfes hielten und eben den Wagen verlassen hatten, setzte heftiger Regen ein. Sie flüchteten wieder in das Auto, ließen das Verdeck herunter und saßen so dicht aneinandergedrängt und blickten durch die Scheiben hinaus in die eigenartig reizvolle Landschaft. Es war eine Szenerie von wildromantischer Schönheit. Von den großen Zypressen hingen graue Moosschleier herab, hinter denen die Blätter fast unsichtbar wurden. Andere Bäume wieder reckten ihre kahlen, weißen Äste in den unablässig rinnenden Regen. Die riesigen Eichen hatten schon viel von ihrem Blattschmuck verloren, und die kümmerlichen Reste warteten darauf, den jungen Trieben zu weichen, die im März durchbrechen würden. Die einzige leuchtende Farbe in der Symphonie von Gelb, Braun und Rot war das Grün der Baumfarne, die üppig wucherten. Unter den Eichen war das Riedgras braun, mit einem leicht purpurnen Schimmer darüber, die Flechten auf den Stämmen der Zypressen, deren

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