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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Standpunkt aus bin ich zweifellos ein Narr. Ein sentimentaler Narr. Und von meinem Standpunkt aus bist du gleicherweise eine Närrin. Eleanor, Männer leben nicht nur vom Brot allein!«
    »Ich dachte, du würdest dich an den Veränderungen freuen«, sagte sie. »Ich dachte, du würdest froh sein, dich reich und unabhängig zu wissen.«
    »Ich lege gar keinen Wert darauf, niggerreich zu sein«, versetzte Kester kalt.
    »Nigger – reich?« Sie vermochte nun wirklich kaum noch zu sprechen, so würgte sie der Zorn.
    »Ja«, wiederholte er, »niggerreich! Du hast ja wohl schon Schwarze gesehen, denen es gut ging. Sie lieben dann rosa Seidenhemden und Hängelampen und Phonographen und allen möglichen Plunder; alles, was grell und laut ist – sieh mich nicht so an! Oder sieh mich an, wenn du willst, du sollst das jetzt hören. Bevor ich nach Hause kam, sah ich Postkarten, auf denen man Kriegsgewinnler karikiert hatte, selbstgefällig und fett; es hat mich gegraust, und ich hätte im Traum nicht gedacht, selbst einmal mit jemand dieser Art leben zu müssen.«
    »Selbstgefällig – fett!« Eleanor war zu schockiert, um mehr sagen zu können. Ihre Hände verkrampften sich so fest ineinander, daß die Knöchel aus der straffen Haut weiß heraustraten.
    »Es fehlt nur noch, daß du eine aufgehende Diamantensonne an der Brust trügest«, sagte Kester. »Glaubst du wirklich, daß irgendein Unterschied ist zwischen so einem Kriegsgewinnler und dir? Deine Maschinen und Apparaturen und Schalter und Knöpfe und deine ganzen prahlerischen Leistungen – sie widern mich an!«
    »So«, stammelte sie, »das ist es, das ist es also, was du von mir denkst.« Sie hatte nicht mehr Atem genug, um schneller zu sprechen. »Das also ist der Lohn, den ich für meine Arbeit erhalte.«
    »Ich weiß genau, wie schwer du gearbeitet hast. Deshalb wollte ich nichts sagen. Ich wollte nichts sagen.«
    »Ich habe jede Minute gearbeitet, die ich wach zu bleiben vermochte«, sagte Eleanor. »Es war mir gleichgültig, ob ich müde war, ob ich zusammenbrach, ob ich mir eine Lungenentzündung holte und beinahe starb – ich tat das ja alles für dich!«
    »Für mich?« Ein böses, gefährliches Lächeln stand in seinem Gesicht. »Ich bin bereit, mir eine Menge Unsinn von dir anzuhören, Eleanor«, sagte er, »aber versuche nicht, mir so etwas einreden zu wollen. Was du getan hast, hast du um deiner eigenen Selbstachtung willen getan. Du wolltest dir selber beweisen, daß du in der Lage seiest, eine fast übermenschliche Arbeit ohne jemandes Hilfe zu vollbringen. Wenn es dir darum gegangen wäre, die Plantage für mich zurückzugewinnen, dann hättest du mehr Gefühl für das aufgebracht, was mir lieb sein könnte. Du kennst mich doch gut genug; du hättest dir sagen können, daß ich an einem mechanisierten Musterbetrieb dieser Art keine Freude haben würde. Ich behaupte nicht, daß du nicht das Recht habest, nach deiner Art zu leben, du hast es ebenso, wie ich das Recht habe, nach meiner Art zu leben. Aber versuche nicht, mich glauben zu machen, daß du deine Arbeit für irgend jemand, außer zu deinem eigenen Vergnügen getan hast.«
    »Und ich dachte, du würdest dich freuen«, stammelte sie, »ich dachte, du würdest dich freuen.«
    »Auch das ist nicht ganz richtig. Du dachtest, ich würde dir Beifall klatschen. Alles, was du von mir wolltest, waren feierliche Zustimmungserklärungen. Ich habe mich bemüht, sie dir zu geben.«
    Sie sah ihn von oben bis unten an. Kester stand gerade vor der halbgeöffneten Tür, die Hände in den Jackettaschen. Er sprach zu ihr mit einem Lächeln auf den Lippen und in so leidenschaftsloser Grausamkeit, wie sie sie bisher nur ein oder zweimal an ihm erlebt hatte. Sie fürchtete gerade diese Haltung an ihm mehr als jede andere, die er etwa hätte einnehmen können.
    »Es scheint, es hat dir gutgetan, mir das alles zu sagen«, flüsterte sie mit bebender Stimme.
    »Ja«, sagte er, »es hat mich erleichtert. Ich habe es zu lange zurückhalten müssen.«
    »Und warum hast du es mir nicht früher gesagt? In all der Zeit, wo ich vor Unruhe fast außer mir war, weil ich nicht wußte, was du vor mir verbargst?«
    »Ich wußte nicht, daß du dir meinet- oder meiner Haltung wegen irgendwelche Gedanken machtest. Ich dachte, ich hätte deiner Tätigkeit hier laut genug applaudiert.«
    »Aber warum hast du mir nicht gesagt, was du dachtest?«
    »Ich konnte es nicht. Ich glaube, im äußersten Winkel meines Verstandes wußte ich,

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