Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes
daß ich es nicht so weiterlaufen lassen dürfe, ohne etwas zu sagen, aber ich habe den Versuch, zu sprechen, immer wieder aufgegeben. Du tatest mir zu leid.«
»Ich tat dir leid?«
»Ja. Warum verstehst du das nicht? Du warst so zufrieden mit dir. Du dachtest, es wäre alles so wunderschön und in Ordnung.«
»Ja«, sagte Eleanor, »ich dachte auch so. Ich denke immer noch so. Ich habe gern Komfort und Bequemlichkeit um mich herum. Und ob du das nun liebst oder nicht, du wirst dich damit abfinden müssen.«
»So wie es ist, nicht«, entgegnete Kester. »Ich möchte mich wieder am Leben freuen können, und das kann ich nicht, wenn hier alles so bleibt, wie es jetzt ist. Ich werde dieses entsetzliche Badezimmer herausreißen und eine einfache weiße Einrichtung einbauen lassen. Ich werde dieses schreckliche Automobil gegen einen Wagen umtauschen, der nicht aussieht, als sei er bestimmt, für den Wohlstand eines Pfandleihers zu zeugen. Ich werde auf den Feldern von Ardeith hier und da wieder in alter Weise Wassermelonen pflanzen und sie von schwarzen Kindern am Uferdamm essen lassen. Und solange wir hier leben, werde ich mich nicht darum kümmern, ob sich der Gewinn in zwei gleiche Teile teilen läßt. Ich werde Ardeith wieder in die Hand nehmen und werde wieder das daraus machen, was es war und was es seiner Geschichte und seinem Wesen nach sein soll: eine alte Baumwollplantage am Strom.«
Sie durchquerte das Zimmer, kam dicht auf ihn zu, sah ihm hart in das Gesicht und sagte: »O nein, das alles wirst du nicht tun.«
»So«, sagte er, »verlaß dich darauf, ich werde!«
»Du wirst nichts davon tun. Du bist jetzt an der Reihe zuzuhören.« Sie stand dicht vor ihm, sah ihn an und sprach mit ganz kalter, aber vor innerer Erregung bebender Stimme: »Ich habe den Preis für deinen unverantwortlichen Leichtsinn früherer Jahre bezahlt, und jetzt, nachdem ich es getan habe, soll ich mir schweigend deine Verachtung ins Gesicht sagen lassen? Ist es dir noch nicht einmal in den Kopf gekommen, darüber nachzudenken, daß diese Plantage mit jedem Schatten eines Rechtes mir gehört?«
Kester antwortete nicht, er starrte sie nur an. Sie fuhr fort, langsam, deutlich, jedes Wort vom anderen absetzend:
»Ganz ohne Zweifel ist es so. Als ich nach Ardeith kam, gehörte der Besitz nicht dir. Er gehörte der Südost-Wechselbank; die Leute haben dich aus Gnade hier leben lassen. Als sie dann drohten, sie wollten dich hinauswerfen, da ging ich an die Arbeit. Am Anfang hattest du mir zu erklären, was zu tun sei, aber sogar in jenem ersten Sommer arbeitete ich mehr als du. Als dann die Börse zusammenbrach, verkaufte ich die alten Möbel und veranlaßte Mr. Robichaux, den Schmuck als Sicherheit für unsere Zinsschulden anzunehmen. Als Papa mir den Zettel mit der Notiz über die Bedeutung der Schießbaumwolle schickte, telefonierte ich mit Sebastian und gab ihm den Auftrag, nicht zu verkaufen, während du eine Nacht bei Isabel Valcour verbrachtest. Ich bekam die Anleihe von Mr. Tonelli, die uns ermöglichte, in jenem Jahr das Land zu bestellen. Als du dann fandest, es sei spannender, in den Krieg zu ziehen als hier zu arbeiten und deine Schulden zu bezahlen, fandest du weiter kein Wort als die Bemerkung: ›Du wirst das schon machen!‹ Und ich habe es dann gemacht! Wenn ich auf patriotische Damentees gegangen wäre, während du im Lager warst, dann wärest du nicht nach Ardeith zurückgekommen. Du wohnst jetzt hier, weil ich Ardeith zurückgekauft und bezahlt habe. Wenn dir die Art und Weise, wie ich meine Plantage bewirtschafte, nicht gefällt, dann tut es mir leid; du wirst dich damit abfinden müssen.«
Kester hatte ihr schweigend zugehört, ohne sich zu bewegen. Als sie jetzt eine Pause machte, bewegte er leicht den Kopf und die Schultern, zog die rechte Hand aus der Jackettasche und langte nach der Klinke hinter seinem Rücken.
»Du hast vollkommen recht«, sagte er mit leiser Stimme, »verzeih bitte, daß ich mich wie ein sehr undankbarer – Gast benommen habe.«
Er ging hinaus und schloß behutsam die Tür hinter sich.
Während er draußen die Halle durchquerte, lehnte sich Eleanor gegen den Türpfosten und zitterte. Sie hörte, wie er die Tür seines Zimmers öffnete, hineinging und die Tür hinter sich zuzog. In einer jähen Bewegung riß sie die Tür des eigenen Zimmers wieder auf und verhielt unbeweglich im Rahmen.
Sie hörte, wie er sich in seinem Zimmer bewegte, Schranktüren öffnete und Schubladen herauszog.
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