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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Ereignis ihres kleinen Lebens gewertet wurde. Kester lief, das Kind auf dem Arm, zur Tür, öffnete sie und rief hinaus:
    »Dilcy, komm her! Hör die kleine Miß! Sie kann sprechen!«
    Dilcy kam angerannt und hinter ihr erschienen Cameo und Mammy und Bessy und schließlich auch noch die übrigen Neger der Hausbedienung, und Cornelia, stolz und von ihrer Wichtigkeit durchdrungen, wiederholte immer wieder ihr glücklich erlerntes Wort. Während sie ihr Abendbrot bekam, standen alle um sie herum und lauschten, ob sie nicht vielleicht noch irgendeine andere Äußerung von sich geben möchte.
    Während ihres eigenen Abendessens sprachen Kester und Eleanor von nichts anderem als von den sichtbaren Fortschritten, die das Kind machte. Er habe keine Ahnung gehabt, daß es solchen Spaß mache, Vater zu sein, rief Kester aus, er möchte am liebsten noch fünf weitere Kinder haben. »Gut«, sagte Eleanor, »aber du wirst dich etwas in Geduld fassen müssen.«
    Als Kester ihr später »Gute Nacht« sagte und sie vor dem Spiegel stand, um ihr Haar zu bürsten, fiel ihr ein, daß er den Besuch bei Isabel mit keinem Wort erwähnt hatte. Aber schließlich – wie konnte er? Vielleicht hatte er gewollt, aber als dann Cornelia aufsah und ›Vader‹ sagte, hatte dieses eine Zauberwort alle anderen Dinge aus seinem Kopf gefegt. Ach, es war von vornherein klar, daß Cornelias erstes Wort ›Vater‹ sein würde; auf keinen Fall wäre es ›Mutter‹ gewesen.
    Auch am nächsten Tage verlor Kester kein Wort über Isabel. Er verbrachte den größten Teil des Vormittags damit, Artikel über die Situation auf dem Baumwollmarkt zu lesen, und erzählte Eleanor, daß die Gouverneure der Südstaaten auf einer Konferenz in Washington beschlossen hätten, die Pflanzer zu veranlassen, wenigstens die Hälfte ihrer Baumwolläcker im nächsten Frühjahr ersatzweise mit Mais und Gemüse zu bepflanzen, um dem Land eine Chance zu geben, zunächst einmal die ungeheuren Baumwollvorräte zu verbrauchen. Im Laufe des Nachmittags rief Neal Sheramy an, und sie verabredeten sich zu einem Kinobesuch. Es war Gelegenheit, die Schauspielerin Pearl White in der Rolle des Mädchens Pauline zu bewundern, welches die Klippen hinabgestürzt wurde, ohne dabei den Hals oder sonst etwas zu brechen. Als sie später allein war, saß Eleanor an ihrem Schreibtisch, trommelte mit den Fingern auf ihrem Hauptbuch herum und sann über Kesters unbegreifliches Verhalten nach. War es möglich, daß sich hinter seiner unbekümmerten Laune kein Gedanke daran verbarg, daß er ihr, seiner Frau, etwas sehr Wesentliches vorenthielt?
    Auch während der folgenden zwei Wochen erwähnte Kester Isabel Valcour mit keinem Wort. Und auch Eleanor sagte nichts. Es war das erste Mal in ihrem Leben, daß sie zu einer Angelegenheit schwieg, die sie so nahe anging. Aber ihre Verwirrung begann allmählich alle anderen Gedanken zu überschatten. Sie wußte nicht, ob Kester Isabel noch ein zweites Mal besucht hatte, aber immer, wenn er jetzt allein das Haus verließ, fragte sie sich: Ob er wohl zu ihr geht? Kester bemerkte ihr zerstreutes Wesen, schrieb es aber der Baumwollkrise zu und war froh, als Bob und Violet Purcell sie zu einer kleinen Party einluden. Sie brauche unbedingt Ablenkung, sagte er; wie wolle sie sonst ihren Geist elastisch erhalten?
    Eleanor ging zu der Party, aber sie empfand wenig Freude dabei. Isabel war gleichfalls zugegen; sie trug ein schwarzes Kleid von apartem Schnitt, das Eleanor mehr als jemals zuvor bewußt machte, wie schlimm es um ihre eigene Garderobe bestellt war. Die Unterhaltung drehte sich um die alten Zeiten; man sprach von Geburtstagsgesellschaften, von der Sonntagsschule und ähnlichen Dingen. »Erinnert ihr euch noch, wie Fräulein Agatha Durham uns die alten Namen aus den Büchern der Bibel aufsagen ließ?« fragte Violet.
    »Kester gewann den Preis«, sagte Bob.
    »Ja, ich erinnere mich«, lachte Kester. »Es war ein seidenes Buchzeichen mit einem eingestickten Spruch darauf.«
    »Ich erinnere mich jetzt auch«, sagte Isabel. »Du standest in einem weißen Leinenanzug da, hattest das Haar sehr ordentlich gekämmt und sagtest mit frommem Augenaufschlag die kleinen Propheten auf« – sie faltete die Hände und verdrehte die zur Decke erhobenen Augen: »Hosea, Joel, Arnos, Obadjah, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai, Sacharja, Maleachi.«
    »Wie um alles in der Welt, kannst du dich daran noch erinnern?« fragte Kester entgeistert.
    »Ja«, antwortete

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