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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dann lässt er ein lautes Schluchzen hören, das wie der Schrei eines Esels klingt. Mit derselben schrecklichen Zärtlichkeit streckt Daddy eine Hand aus, wischt ihm Rotz von der Nase und schnippt ihn auf den Fußboden.
    Dann lass dein Geflenne und hilf mir mit den Ketten. Wir nehm den Mittelpfeiler und den Tisch mit der Druckerpresse her. Die verdammte Presse muss zwei-, zweihunnertfuffzig Kilo wiegen.
    Was ist, wenn das alles nicht reicht, um ihn festzuhalten?
    Sparky Landon schüttelt langsam den Kopf.
    Dann weiß ich auch nicht weiter.
    16 Im Bett mit seiner zukünftigen Frau, während ein Sturm den Gasthof The Antlers knarren lässt, sagt Scott: »Es hat gereicht. Zumindest drei Wochen lang hat's gereicht. Dort hat mein Bruder Paul sein letztes Weihnachten, sein letztes Neujahr, die letzten drei Wochen seines Lebens verbracht – in diesem stinkenden Keller.« Er schüttelt langsam den Kopf. Sie spürt, wie seine Haare ihre Haut streifen, und merkt, dass sie feucht sind. Feucht von dem Schweiß, der auch auf seinem Gesicht steht und so mit Tränen vermengt ist, dass sie beides nicht voneinander unterscheiden kann.
    »Wie schlimm diese drei Wochen waren, kannst du dir nicht vorstellen, Lisey. Vor allem wenn Daddy in der Arbeit war, sodass er und ich allein waren, es und ich …«
    »Dein Vater ist in die Arbeit gefahren?«
    »Wir mussten essen, oder? Und wir mussten die Stromrech nung bezahlen, weil wir nicht das ganze Haus mit Holz behei zen konnten, obwohl wir's weiß Gott versucht haben. Und vor allem durften die Leute nicht misstrauisch werden. Das hat Daddy mir alles genau erklärt.«
    Darauf wette ich, denkt Lisey grimmig, aber sie sagt nichts.
    »Ich habe Daddy vorgeschlagen, ihn zu schneiden und das Gift rauszulassen, wie er's sonst immer getan hat, und Daddy hat gesagt, das würde nichts nutzen, Schneiden würde nicht die Bohne helfen, weil der Bösmüll sein Gehirn befallen hatte. Und ich wusste, dass das stimmte. Trotzdem konnte dieses Wesen noch denken, zumindest ein bisschen. Wenn Daddy aus dem Haus war, hat es meinen Namen gerufen. Es hat behauptet, es hätte ein Bool gemacht, ein gutes Bool, an des sen Ende ein Schokoriegel und eine RC auf mich warten. Manchmal hat es so doll ähnlich wie Paul gesprochen, dass ich an die Kellertür gegangen bin und mit ans Holz gelegtem Ohr gehorcht habe, obwohl ich wusste, dass das gefährlich war. Daddy hat mich gewarnt, dass es gefährlich ist, er hat gesagt, ich soll nicht zuhören und mich immer vom Keller fernhalten, wenn ich allein bin, und meine Finger in die Ohren stecken und ganz laut beten oder auch ›Schmick dich, du Hurensohn, schmick dich, du verschmickter Hurensohn, schmick dich und das Pferd, mit dem du hergeritten bist!‹ plärren, weil das genauso helfen würde wie Gebete, weil es zumindest seine Stimme übertönt, und ich darf auf keinen Fall zuhören, weil es Paul nicht mehr gibt und das Ding in unserem Keller nur ein Bool-Teufel aus dem Land der Blut-Bools ist, und er hat gesagt: ›Der Teufel kann verschmickt fas zinierend sein, Scott, keiner weiß besser als die Landons, wie gut er das kann. Und die Landreaus vor ihnen. Erst nimmt er deinen Verstand gefangen, dann trinkt er dein Herzblut.‹ Ich habe mich meistens an seine Anweisungen gehalten, aber manchmal habe ich an der Kellertür gehorcht … und mir vorgestellt, es wäre Paul … weil ich ihn geliebt habe, weil ich ihn wiederhaben wollte, nicht weil ich's wirklich geglaubt habe … aber ich habe den Riegel nie aufgezogen …«
    Hier verfällt er in eine lange Pause. Seine schweren Haare streifen ruhelos über Liseys Brust und Hals, und schließlich sagt er mit leiser, zögernder Kinderstimme: »Nun, einmal hab ich's getan, aber ich hab die Tür nicht aufgemacht … ich hab die Kellertür nur aufgemacht, wenn Daddy zu Hause war, und wenn Daddy daheim war, hat er nur getobt und mit den Ket ten gerasselt und manchmal wie eine Eule geschrien. Und dann hat Daddy ihm manchmal mit Eulenschreien geantwortet … das war eine Art Scherz, weißt du, wie sie sich ange schrien haben … Daddy in der Küche und der … du weißt schon … im Keller angekettet … und ich hatte Angst, obwohl ich wusste, dass das ein Scherz sein sollte, weil sie wie zwei Irre waren … zwei Irre, die wie Schneeeulen miteinander reden … und ich hab mir überlegt: ›Nur einer übrig, und der bist du. Nur einer übrig, der nicht bösmüllig ist, und noch nicht mal elf, und was würden die Leute sagen, wenn ich zu

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