Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King

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die Heimatstadt war und Jeff Bridges und Timothy Bottoms ewig jung bleiben würden, sang Ole Hank von dem tapferen Indianerhäuptling Kaw-Liga.
    Draußen hatte der Abend begonnen, rötlich zu werden – wie er es tat, wenn die Sonne sich in einem bestimmten my thischen Land, das zwei verängstigte Jungen aus Pennsyl vania einst entdeckt hatten, dem Horizont näherte.
    Alles ist ganz plötzlich passiert, Mrs. Landon. Ich wollte, ich könnte Ihnen mehr erklären, aber das kann ich nicht. Viel leicht hat Dr. Jantzen eine Erklärung für Sie.
    Das war jedoch nicht der Fall gewesen. Dr. Jantzen hatte eine Thorakotomie vorgenommen, aber auch er hatte keine Erklärung für Lisey gehabt.
    Ich wusste nicht, was das war, dachte Lisey, während sich draußen die rötlicher werdende Sonne den Hügeln im Westen näherte. Ich wusste nicht, was eine Thorakotomie war, wuss te nicht, was sich abspielte … aber trotz allem, was ich hinter dem Purpur versteckt hatte, wusste ich es irgendwie doch.
    Die Piloten bestellten ihr eine Limousine mit Fahrer, als sie noch in der Luft war. Es war nach elf Uhr, als die Gulfstream landete, und nach Mitternacht, als sie den kleinen Bau aus Hohlblocksteinen erreichte, der ein Krankenhaus sein sollte, aber der Tag war heiß gewesen, und nachts war es noch immer heiß. Sie erinnerte sich daran, wie sie gedacht hatte, sie könnte mit ihren ins Freie gestreckten Händen Wasser aus der Luft wringen, als der Fahrer ihr die Wagentür aufhielt.
    Und natürlich kläfften Hunde – als ob jeder Köter in Bow ling Green den Mond anjaulte –, und, mein Gott, wenn das kein Déjà-vu-Erlebnis war, ein alter Mann war dabei, den Krankenhausflur zu bohnern, und im Wartezimmer hockten zwei alte Frauen, anscheinend eineiige Zwillinge und mindes tens achtzig Jahr alt, und geradeaus vor ihr
    2 Geradeaus vor ihr befinden sich zwei blau-grau ge strichene Aufzüge. Ein Schild, das auf einer Staffelei davor steht, verkündet, dass sie AUSSER BETRIEB sind. Lisey schließt die Augen, streckt eine Hand aus und tastet blindlings nach der Wand, weil sie sekundenlang fürchtet, sie könnte in Ohn macht fallen. Was ja wohl auch kein Wunder ist. Anscheinend ist sie nicht nur viele Meilen weit, sondern auch durch die Zeit gereist. Dies ist nicht Bowling Green im Jahr 2004, sondern Nashville im Jahr 1988. Ihr Mann hat ein Lungenproblem, das stimmt, aber hier handelt es sich um die .22er-Variante. Ein Verrückter hat ihm eine Kugel verpasst und hätte weiter geschossen, wenn Lisey nicht so flink mit dem silbernen Spa ten gewesen wäre.
    Sie wartet darauf, dass jemand fragt, ob ihr auch nichts fehlt, sie vielleicht sogar stützt, bis ihre zittrigen Beine sie wieder tragen, aber sie hört nur das Wuuusch der Bohner maschine des alten Hausmeisters und irgendwo weit entfernt leisen Glockenklang, der sie an eine andere Glocke an einem anderen Ort erinnert: eine Glocke, die manchmal hinter dem purpurroten Vorhang ertönt, den sie sorgfältig vor bestimmte Ereignisse aus ihrer Vergangenheit gezogen hat.
    Sie öffnet die Augen und sieht, dass die Empfangstheke unbesetzt ist. Das Schild INFORMATION ist beleuchtet, sodass Lisey sich ziemlich sicher ist, dass hier jemand Dienst haben sollte, aber er oder sie ist kurz fort, vielleicht auf dem Lokus. Die alten Zwillinge im Wartezimmer starren in anscheinend identische Wartezimmerzeitschriften. Jenseits der Eingangs tür steht ihre Limousine mit noch laufendem Motor und gel bem Standlicht wie irgendein exotischer Tiefseefisch. Dies seits der Tür döst ein Landkrankenhaus durch die erste Stunde eines neuen Tages, und Lisey erkennt, dass sie auf sich allein gestellt ist, wenn sie nicht ein Mordsglockengeläut veranstaltet, wie Dandy gesagt hätte. Seltsamerweise erzeugt das in ihr nicht Angst oder Verärgerung oder Bestürzung, sondern vielmehr tiefen Kummer. Als sie später mit den eingesargten sterblichen Überresten ihres Mannes zu ihren Füßen nach Maine zurückfliegt, wird sie denken: In dem Moment hab ich plötzlich gewusst, dass er hier nicht lebend rauskommen würde. Ich hatte eine Vorahnung. Und weißt du was? Ich glaube, dass sie durch das Schild vor den Aufzügen ausgelöst worden ist. Dieses verdammte Schild AUSSER BE TRIEB . Ernsthaft.
    Lisey könnte sich nach einem Wegweiser durchs Haus um sehen oder den Hausmeister mit der Bohnermaschine fragen, aber sie tut keines von beiden. Sie ist sich sicher, dass sie Scott auf der Intensivstation finden wird, wenn er nicht mehr im OP ist, und