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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gegangen.«
    Idaho? Alaska? Mars? Egal, jedenfalls ist das Weibsbild mit den Perlenschnüren weg. Laut sagte sie: »Ja, das stimmt, soviel ich weiß.«
    »Sie muss wieder an sich arbeiten, Mrs. Landon, hören Sie? Und das sehr bald. Selbstverstümmelung ist so wenig Selbst mord wie Magersucht, trotzdem ist beides selbstmörderisch, falls Sie verstehen, was ich meine.« Er zog einen Notizblock aus einer Tasche seines weißen Kittels und begann etwas auf zuschreiben. »Ich möchte Ihrer Schwester und Ihnen ein Buch empfehlen. Es heißt Cutting Behavior, und der Autor ist …«
    »… Peter Mark Stein«, sagte Lisey.
    Dr. Munsinger sah überrascht auf.
    »Mein Mann hat es entdeckt, nachdem Manda sich zu letzt … nach dem, was Mr. Stein ihr letztes …«
    (ihr Bool ihr letztes Blut-Bool nennen würde)
    Der junge Dr. Munsinger sah sie an, wartete darauf, dass sie ihren Satz zu Ende brachte.
    (also los Lisey sag's schon sag Bool sag Blut-Bool)
    Sie sammelte ihre auseinanderstrebenden Gedanken mit roher Gewalt. »Nach dem, was Stein ihren letzten Aderlass nennen würde. Dieses Wort benutzt er doch, nicht wahr? Aderlass?« Ihre Stimme klang weiter ruhig, aber sie spürte winzige Ansammlungen von Schweißperlen in den sanften Mulden ihrer Schläfen. Weil die Stimme in ihrem Kopf recht hatte. Ob man nun Aderlass oder Blut-Bool sagte, war letzten Endes egal. Alles beim Alten.
    »Ich denke schon«, sagte Munsinger, »aber es ist mehrere Jahre her, dass ich das Buch selbst gelesen habe.«
    »Mein Mann hat es wie gesagt entdeckt, selbst gelesen und mir zu lesen gegeben. Ich werde es heraussuchen und meiner Schwester Darla geben. Und wir haben eine weitere Schwes ter, die in der Nähe lebt. Sie ist im Augenblick in Boston, aber wenn sie zurückkommt, sorge ich dafür, dass sie das Buch ebenfalls liest. Und wir behalten Amanda im Auge. Sie kann schwierig sein, aber wir lieben sie.«
    »Okay, das reicht mir.« Seine magere Gesäßbacke glitt vom Untersuchungstisch. Der Papierüberzug knisterte. »Landon. Ihr Mann war der Schriftsteller.«
    »Ja.«
    »Mein herzliches Beileid.«
    Dies gehörte zu den seltsameren Aspekten einer Ehe mit einem berühmten Mann, wie Lisey feststellte: dass ihr selbst zwei Jahre nach seinem Tod noch immer Leute kondolierten. Vermutlich würden sie es in zwei Jahren immer noch tun. Vielleicht in zehn. Dieser Gedanke war deprimierend. »Danke, Dr. Munsinger.«
    Er nickte und kam wieder zur Sache, was eine Erleichte rung war. »Berichte über solche Fälle bei erwachsenen Frauen sind ziemlich dünn gesät. Selbstverstümmelung sehen wir am häufigsten bei …«
    Lisey hatte eben noch Zeit, den Satz in Gedanken durch bei jungen Leuten wie der flennenden Göre nebenan zu er gänzen, als aus dem Warteraum ein gewaltiges Scheppern kam, dem lautes Stimmengewirr folgte. Die Tür des UNTERSU CHUNGSRAUMS 2 wurde aufgerissen, und die Krankenschwes ter erschien auf der Schwelle. Sie wirkte irgendwie größer, als hätte ein plötzliches Problem sie anschwellen lassen. »Doktor, können Sie kommen?«
    Munsinger entschuldigte sich nicht, sondern stürmte ein fach hinaus. Damit sicherte er sich Liseys Respekt: SUWAS .
    Sie erreichte die Tür gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der gute Doktor das Mädchen, das neugierig aus dem UNTER SUCHUNGSRAUM 1 kam, beinahe umrannte und dann die gaf fende Amanda so heftig in die Arme ihrer Schwester zurückstieß, dass beide fast zu Boden gegangen wären. Der State Cop und der County Mounty umstanden den anscheinend unverletzten Jungen, der darauf gewartet hatte, telefonieren zu können. Er lag jetzt ohnmächtig oder bewusstlos auf dem Fußboden. Der Junge mit der aufgeschlitzten Wange telefonierte weiter, als wäre nichts passiert. Das erinnerte Lisey an ein Gedicht, das Scott ihr einmal vorgelesen hatte: ein wundervolles, schreckliches Gedicht darüber, wie die Welt sich einfach weiterdrehte, weil es ihr
    (schietegal)
    gänzlich am Arsch vorbeiging, wie viel Schmerzen man litt. Wer hatte es geschrieben? Eliot? Auden? Der Mann, der auch das Gedicht über den Tod des Kugelturmschützen ge schrieben hatte? Scott hätte es ihr sagen können. In diesem Augenblick hätte sie jeden Cent, den sie besaß, dafür gege ben, sich an Scott wenden und ihn fragen zu können, wer von den beiden dieses Gedicht über Schmerzen geschrieben hatte.
    11 »Bist du ganz sicher, dass ihr zurechtkommt?«, fragte Darla. Sie stand ungefähr eine Stunde später an der offenen Tür von Amandas kleinem Haus,

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