Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
während die milde nächtli che Junibrise um ihre Knöchel strich und eine Zeitschrift auf dem Tisch in der Diele durchblätterte.
    Lisey verzog das Gesicht. »Noch so eine Frage und du fliegst hochkant raus, und zwar mit dem Kopf zuerst. Natürlich kom men wir zurecht. Es gibt noch einen Kakao – bei dem ich ihr helfe, weil sie mit Tassen in ihrem gegenwärtigen Zustand nicht gut zurechtkommt …«
    »Gut«, sagte Darla. »Wenn man bedenkt, was sie mit ihrer letzten gemacht hat.« »Dann ab ins Bett. Nur zwei alte Debusher-Jungfern, die nicht mal einen Dildo dabeihaben.« »Sehr witzig.«
    »Morgen mit der Sonne aus den Federn! Kaffee! Früh stücksflocken! Abfahrt, um die verordneten Medikamente zu holen! Hierher zurück, um ihre Hände zu baden! Anschlie ßend hast du wieder Dienst, Darla-Darlin'!«
    »Hauptsache, du bist dir deiner Sache sicher.«
    »Bin ich. Also fahr heim und füttere deine Katze.«
    Darla warf ihr einen letzten zweifelnden Blick zu, dem ein flüchtiger Kuss auf die Wange und ihre patentierte kleine seit liche Umarmung folgten. Dann ging sie über das Mosaik pflaster zu ihrem kleinen Wagen. Lisey schloss die Haustür, sperrte ab und sah zu Amanda hinüber, die in einem Baum wollnachthemd auf der Couch saß und heiter und gelassen wirkte. Dabei fiel ihr der Titel eines alten Schauerromans ein, den sie vielleicht als Teenager gelesen hatte: Madam, wollen Sie reden?
    »Manda?«, fragte sie leise.
    Amanda blickte zu ihr auf, und ihre blauen Debusher-Au gen waren so groß und vertrauensvoll, dass Lisey sich nicht traute, Amanda auf das Thema zu lenken, das sie, Lisey, interessierte: Scott und Bools, Scott und Blut-Bools. Wenn Amanda von sich aus davon anfing, vielleicht wenn sie im Dunkeln nebeneinanderlagen, war das eine Sache. Aber sie nach dem anstrengenden Tag, den Amanda gehabt hatte, dar auf anzusprechen?
    Du hast selbst einen langen Tag hinter dir, kleine Lisey.
    Das stimmte, aber das war ihrer Meinung nach keine Recht fertigung dafür, den Frieden zu stören, den sie jetzt in Amandas Blick sah.
    »Was gibt's, Lisey?«
    »Möchtest du einen Kakao, bevor wir ins Bett gehen?«
    Amanda lächelte. Das machte sie um Jahre jünger. »Ein Kakao vor dem Schlafengehen wäre herrlich.«
    Also gab es Kakao, und als Amanda den Becher nicht richtig halten konnte, fand sie in einem der Küchenschränke einen verrückt gezwirbelten und verdrehten Plastiktrinkhalm, der ohne Weiteres aus dem Auburn Novelty Shop hätte stam men können. Bevor sie ein Ende in den Kakao tunkte, hielt sie ihn Lisey unter die Nase (zwischen zwei Fingern einge klemmt, genau wie der Arzt es ihr gezeigt hatte) und sagte: »Sieh mal, Lisey, das ist mein Gehirn.«
    Lisey konnte sie sekundenlang nur anstarren, so unglaub lich kam es ihr vor, dass Amanda einen Scherz gemacht haben sollte. Dann prustete sie los. Sie schütteten sich beide vor Lachen aus.
    12 Sie tranken ihren Kakao, putzten sich nacheinander die Zähne, wie sie es vor so vielen Jahren in dem Farmhaus getan hatten, in dem sie aufgewachsen waren, und gingen dann zu Bett. Und sobald die Nachttischlampe ausgeknipst und das Zimmer dunkel war, sprach Amanda den Namen ihrer Schwester.
    O Mann, jetzt kommt's, dachte Lisey unbehaglich. Eine wei tere Schmährede gegen den guten alten Charlie. Oder … fängt sie von Bool an? Steckt doch so etwas dahinter? Und will ich es wirklich hören, falls meine Vermutung zutrifft?
    »Ja, Manda?«
    »Danke, dass du mir geholfen hast«, sagte Amanda. »Dieses Zeug, das der Arzt auf meine Hände getan hat, lindert die Schmerzen wirklich gut.« Dann wälzte sie sich auf die Seite.
    Lisey war erneut verblüfft – war das wirklich alles? Anscheinend schon, denn wenige Minuten später verrieten Amandas gleichmäßige Atemzüge, dass sie eingeschlafen war. Sie würde vielleicht nachts aufwachen und ein Tylenol wollen, aber im Augenblick war sie weg.
    Lisey rechnete nicht damit, so schnell Schlaf zu finden. Seit der Nacht, bevor ihr Mann seine letzte Lesereise angetreten hatte, hatte sie mit niemandem mehr in einem Zimmer ge schlafen, sie war es schlicht nicht mehr gewohnt. Außer dem musste sie über »Zack McCool« nachdenken, ganz zu schweigen von »Zacks« Auftraggeber, diesem gottverdamm ten Inkunk Woodbody. Mit Woodbody würde sie bald reden. Tatsächlich schon morgen. Bis dahin tat sie gut daran, sich auf ein paar schlaflose Stunden einzurichten, vielleicht sogar auf eine durchwachte Nacht, deren letzte zwei bis drei Stun den sie unten in

Weitere Kostenlose Bücher