Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
stand. Hinter dem Zaun wohnten die Galloways, und die Galloways hatten ein halbes Dutzend Kat zen – sogenannte »Stallkatzen«, wie sie in dieser Ecke des Landes hießen. Sie streiften manchmal durch den Garten der Landons, vor allem wenn niemand zu Hause war. Dass in ihrem Briefkasten eine Stallkatze der Galloways lag, bezweifelte Lisey ebenso wenig wie die Tatsache, dass Zack den PT Cruiser gefahren hatte, dem sie auf der Heimfahrt begegnet war, kurz nachdem sie Amandas Haus abgesperrt hatte. Mr. PT Cruiser war nach Osten unterwegs gewesen; er war fast genau aus der untergehenden Sonne gekommen, sodass sie ihn kaum hatte sehen können. Der Dreckskerl hatte sogar die Frechheit be sessen, ihr zuzuwinken. 'n Abend, Missus, hab Ihnen grad 'ne Kleinigkeit in den Briefkasten gelegt. Und sie hatte ahnungs los zurückgewinkt, weil man das hier draußen in der Provinz eben tat.
    »Scheißkerl«, murmelte sie, ohne in ihrem Zorn zu wissen, wen sie verwünschte: Zack oder diesen verrückten Inkunk, der ihr Zack auf den Hals gehetzt hatte. Aber nachdem Zack ihr freundlicherweise Woodbodys Telefonnummer mitgeteilt hatte (die Vorwahl für Pittsburgh hatte sie sofort erkannt), wusste sie, wen sie sich zuerst vorknöpfen würde. Und sie spürte, dass sie sich direkt darauf freute. Aber bevor sie sich irgendjemanden vorknöpfte, musste sie ein unangenehmes Stück Hausarbeit hinter sich bringen.
    Lisey stopfte »Zack McCools« Brief in die rechte Gesäß tasche ihrer Jeans, berührte dabei kurz Amandas kleines Notizbuch mit den zwanghaften Eintragungen, ohne sich dessen bewusst zu sein, und riss ihre Hausschlüssel heraus. Sie war noch immer zu wütend, um klar denken zu können – auch nicht an mögliche Fingerabdrücke des Absenders auf dem Brief. Sie dachte auch nicht daran, die Dienststelle des County-Sheriffs anzurufen, obwohl das zuvor eindeutig auf ihrer Liste der zu erledigenden Dinge gestanden hatte. Ihr Zorn verengte jedes vernünftige Denken auf etwas, was Ähn lichkeit mit dem Lichtstrahl der kleinen Stablampe hatte, mit der sie vorhin in den Briefkasten geleuchtet hatte, und im Augenblick waren in dem kleinen Lichtkegel nur zwei Ge danken: die Katze aus dem Briefkasten zu holen und an schließend Woodbody anzurufen, damit er sich gefälligst um »Zack McCool« kümmerte. Ihn zurückpfiff. Weil sonst …
    Aus dem Schrank unter der Spüle holte sie zwei Plas tikeimer, ein paar saubere Putzlappen, ein altes Paar Gummi handschuhe und einen zusammengefalteten Müllsack, den sie auch in die rechte Gesäßtasche ihrer Jeans steckte. Sie spritz te Flüssigreiniger in einen der Eimer und füllte ihn mit hei ßem Wasser, wobei sie die Handbrause ihrer Spüle benutzte, um rasch mehr Schaum zu erzeugen. Dann ging sie nach draußen und blieb unterwegs nur noch mal kurz stehen, um aus der »Zeugs-Schublade«, wie Scott sie genannt hatte, eine Zange mitzunehmen – die lange, die sonst nur bei den selte nen Gelegenheiten zum Einsatz kam, wenn sie vorhatte zu gril len. Während sie diese grausigen kleinen Vorbereitungen traf, hörte sie sich immer wieder die Schlusszeile aus »Jambalaya« trällern: »Son of a gun, we'll have big fun on the bayou!«
    O ja. Jede Menge Spaß. Kein Zweifel.
    Draußen füllte Lisey den zweiten Eimer mit kaltem Wasser aus dem Gartenschlauch zum Nachspülen und marschierte dann die Einfahrt entlang: mit einem Eimer in jeder Hand, die Putzlappen über der Schulter, in der linken Gesäßtasche die lange Zange, in der anderen den reißfesten Müllsack der Marke Hefty. Als sie den Briefkasten erreichte, stellte sie die Eimer ab und rümpfte die Nase. Konnte sie Blut riechen – oder bildete sie es sich nur ein? Sie spähte in den Briefkasten. Schwierig, etwas zu erkennen; das Licht kam aus der falschen Richtung. Hätte die Lampe mitbringen sollen, dachte sie, aber der Teufel sollte sie holen, wenn sie dafür noch mal zurück ging. Nicht wenn sie's umgeschnallt hatte und bereit war.
    Lisey stocherte mit der Zange in den Briefkasten hinein und machte halt, als sie auf etwas traf, was nicht weich, aber auch nicht richtig hart war. Sie öffnete die Zange möglichst weit, drückte sie zusammen und zog daran. Zuerst passierte gar nichts. Dann begann die Katze – eigentlich nur ein ge fühltes Gewicht am Ende ihres Arms – sich in Bewegung zu setzen.
    Die Zange rutschte ab, schloss sich klickend. Lisey zog sie heraus. An den spachtelförmigen Enden, die Scott immer »die Greifer« genannt hatte, sah sie Blut und

Weitere Kostenlose Bücher