Luc - Fesseln der Vergangenheit
zusammen mit Timothys Farsi-Kenntnissen reichte es für oberflächliche Konversationen. Die Distanz war einem gegenseitigen Abtasten gewichen, das Luc gefiel. Wenn es darauf ankam, würden sie vernünftig zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen.
Hamid beobachtete das Verhalten der Männer untereinander ebenso unauffällig, aber intensiv wie Luc. »Wenn mir das einer vor zwei Wochen gesagt hätte, hätte ich ihn für verrückt erklärt.«
»Geht mir nicht anders.« Lucs Sat-Telefon unterbrach mit einem Vibrieren das Gespräch. Als er Petes kurzem Bericht lauschte, ballte er unwillkürlich die Faust zu einem stillen Triumph. »Verdammt gute Arbeit, Pete. Aber behalte den Kopf unten.«
Jasmin hatte sich bisher auffällig von ihm ferngehalten. Jetzt sah sie ihm an, dass etwas geschehen war. »Was ist?«
Er hätte sie zu gerne wegen ihrer bisherigen Zurückhaltung aufgezogen, aber Hamid verdiente es, die Information unverzüglich zu erfahren.
»Pete ist es gelungen, einen Blick auf die Ladefläche eines der Jeeps zu werfen. Kalil lebt. Pete konnte nur kurz mit ihm reden. Hat ihm aber signalisiert, dass Hilfe unterwegs ist und ihm Wasser zugespielt. Mehr war nicht drin. Er ist wohl nicht in Bestform, wird es aber überleben.«
Impulsiv legte Hamid Luc eine Hand auf die Schulter und drückte fest zu. »Danke, mein Freund.«
»Wir holen ihn noch heute Abend da raus, Hamid. Und falls Melton vorher irgendwelche Schweinereien vorhat, werden Pete und Andis Leute das zu verhindern wissen.«
Da Murat und einige andere bereits neugierig zu ihnen herübersahen, lief Hamid zu ihnen und unterrichtete sie über die neuesten Entwicklungen. Sowohl die SEAL s als auch die Afghanen kommentierten die Information mit begeisterten Pfiffen.
»Unglaublich.« Jasmin stand das Staunen über die Reaktion ins Gesicht geschrieben.
»Was hast du erwartet? Es gibt überall Schweine wie Melton und normale Menschen wie uns.«
»Wenn du nur eine Seite der Medaille kennst, ist die andere dir fremd. Ich hätte nie gedacht, dass ich euch jemals so friedlich nebeneinander sehen würde. Und ich nehme alles zurück, was ich über dein Vorgehen gedacht habe. Es war doch richtig, hier entlangzufahren.«
Die Formulierung brachte Luc zum Schmunzeln und er legte ihr locker einen Arm um die Schulter. »Gedanken sind frei. Aber du solltest langsam anfangen, mir zu vertrauen.« Er verstärkte den Griff leicht. »Sogar dein selbsternannter Bruder ist dazu bereit.«
Statt ihm wie erwartet oder eher befürchtet auszuweichen oder das Gespräch mit einem lockeren Spruch zu beenden, lehnte sie sich gegen ihn. »Ich arbeite daran.«
»Gut. Das reicht. Na ja, für den Anfang.«
Sie lachte leise und kitzelte ihn in der Rippengegend. »Hast du schon bemerkt, wie schön die Landschaft ist, wenn man nicht gerade mit dem Wagen hindurch muss?«
In unmittelbarer Nähe sprangen zwei graue Erdhörnchen umher, betrachteten sie für wenige Sekunden misstrauisch mit erhobenen, zitternden Nasen, um dann weiterzumachen. »Habe ich. Und es ist gar nicht lange her, da bin ich in dieser Landschaft auf eine echte Schönheit gestoßen.«
»Du weißt wirklich, was eine Frau hören möchte.«
Trotz ihres schelmischen Lächelns sah Luc, dass Jasmin das Kompliment gefiel. »Natürlich. Meine Mutter war in dieser Hinsicht bei unserer Erziehung gnadenlos, aber ich schwöre dir, dass das keine leere Floskel ist. Wir konnten als Kinder allen möglichen Mist machen, aber Lügen ließ sie uns nie durchgehen.«
»Ich glaube, deine Mutter würde mir gefallen.«
»Sag ich doch. Sie wartet ohnehin seit Jahren darauf, dass ich endlich mal eine Frau mit nach Hause bringe.«
Jasmin erstarrte förmlich. »Wie? Du hast noch nie … «
Die Bemerkung konnte man auch anders verstehen, aber Luc schluckte einen Kommentar herunter und verkniff sich sein Lachen. »Meine Brüder und ich haben eine Art Abmachung, ohne dass die jemals formell ausgesprochen wurde. Wir stellen unserer Mutter eine Frau nur dann vor, wenn es uns wirklich ernst ist. Bisher hat keiner von uns eine Freundin zu den regelmäßigen Familientreffen mitgebracht. Ich freue mich schon darauf, mir mit dir zusammen Scott vorzunehmen, wenn der sich in Gegenwart meiner Mutter in einen vollendeten Gentleman verwandelt. Das tut er nämlich immer. Du wirst staunen.«
»Scott?« Jasmins Reaktion fiel aus, wie er es erwartet hatte. Ihre Augen blitzten und sie grinste ungläubig.
»Glaub es mir. Jedes zweite Wort ist
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