Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
Irgendeine Party war da im Gange.«
    »Wann?«
    »Vor ein paar Tagen . . . ich musste ins Dorf. Rita Gray hat mich mitgenommen.« Er unterbrach sich und dachte nach. »Alle waren sie da – Dominic, Tait und seine hochnäsige Freundin, die Deans, Bill, Mick Buck, Tully Jones, ein paar Rocker . . . und alle stolzierten sie herum wie die Mitglieder irgendeiner verfluchten Gangstertruppe.« Er schüttelte den Kopf bei dieser Erinnerung. »Es ist schon schlimm genug, dass
Dominic
was mit diesen Typen zu schaffen hat, aber Bill und Angel Dean? Die sind doch noch Kinder.« Er schaute mich an. »Was will Bill denn dort?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich dachte, sie wär deine beste Freundin.«
    Ich zuckte die Schultern. »Wir haben uns in letzter Zeit wenig gesehen.«
    Er musterte mich noch einen Augenblick, dann schaute er weg, allem Anschein nach zufrieden. Er war von Bill noch nie besonders begeistert gewesen. Selbst als wir klein waren, hatte ich manchmal gesehen, wie er sie mit einem kalten Blick betrachtete. Vermutlich glaubte er, sie hätte einen schlechten Einfluss auf mich, oder zumindest, dass sie grundsätzlichimstande wäre, schlechten Einfluss auf mich auszuüben. Nach außen wirkt Dad vielleicht so, als wäre er nicht gerade der aufmerksamste Vater, aber in Wahrheit bleibt ihm auf seine stille Weise fast nie etwas verborgen.
    Er seufzte wieder. »Es ist nicht mal so, dass Dominic die Leute
mag
. Er gibt sich nur mit ihnen ab, um
mich
auf die Palme zu bringen. Denn was ich von denen halte, vor allem von Tait, weiß er natürlich genau. Er tut es bloß, um mich zu ärgern.«
    »Hast du darüber mit ihm geredet?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Nicht viel.«
    Wir näherten uns dem Country Park. Aus dem Musikpavillon hörte man eine Blaskapelle spielen. Die gezwungene Heiterkeit hatte einen traurigen Unterton, ungefähr so wie die beschwingte Musik eines Trauerzugs in New Orleans. Die Menschen schlenderten in kleinen Gruppen über die Wiese, einige hatten Eis oder Luftballons in der Hand, andere standen im Schutz der Bäume und folgten einer Drachenvorführung. Es gab eine Hüpfburg, einen Hotdog-Stand, ein Bierzelt. Der Parkplatz war zur Hälfte gefüllt – lauter Autos aus Moulton. Die Leute waren wegen der Regatta herübergekommen. Doch die meisten Feiernden waren natürlich Einheimische. Manche hatten sich für den Anlass extra verkleidet. Ich sah lange Kleider, ausgefallene Hüte, Piraten, ein paar Clowns und einen Mann auf Stelzen.
    Der Wind nahm zu und die Männer am Boden hatten Mühe, ihre Drachen unter Kontrolle zu halten. Eigentlichhätte es ein Synchronflug werden sollen, aber die beiden leuchtend bunten Punkte, die knatternd oben am Himmel Sturzflüge vollführten, machten in meinen Augen keinen allzu synchronen Eindruck.
    Auch wenn der Regen noch auf sich warten ließ, wirkte der Himmel bereits bedrohlich. Die Luft hatte etwas Drückendes, es war zwar noch heiß, doch die Hitze war prall und schwer von Feuchtigkeit. Es würde wohl einer dieser Tage werden, an denen die Wolken herabsinken und sich wie ein Schleier über alles legen.
    Das Meer sah nach Gewitter aus.
    Dad schwieg.
    »Er muss doch irgendwas gesagt haben«, bohrte ich nach.
    »Wer?«
    »Dominic. Er muss sich doch irgendwie zu der Party auf Brendells Boot geäußert haben.«
    Dad schlug nach einem Mückenschwarm. »Seiner Meinung nach war nichts dabei. Einfach eine Party. Er habe nicht gewusst, wer kommen würde . . . es sei schließlich nicht seine Schuld, dass plötzlich ein paar junge Dinger aufkreuzten. Was er denn hätte tun sollen? Den Kinderschutzbund anrufen?«
    »Er wird wohl einen Grund haben.«
    »Er hat immer einen Grund.«
    Ich hatte das Gefühl, Dad wollte nicht weiter drüber reden. Ich eigentlich auch nicht. Das Ganze war viel zu deprimierend. Dominic und Bill, Bill und Angel, Angel und Jamie, Jamie und Dominic . . . es war geschmacklos und verdreht und total verworren.
    »Möchtest du durch den Park gehen?«, fragte Dad.
    Ich schaute über die Wiese. Eine Gruppe von Leuten in Tierkostümen lief dort herum und schüttelte Sammelbüchsen mit Münzen drin, um die Vorübergehenden aufmerksam zu machen. Die Blaskapelle spielte eine kaum erkennbare Version von
I Should Be So Lucky
.
    »Nein«, sagte ich. »Lass uns den Strand entlanglaufen.«
    Im Westen des Parks wird der Strand von Klippen überragt, die in Stufen zur Bucht hin abfallen. Oben vom Park aus hat man Wege und Stufen in die Felsen gehauen, aber es

Weitere Kostenlose Bücher