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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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gemütliches Gespräch . . . sonst nichts . . . nichts, was dich betrifft . . .
    Ich setzte mich auf und spülte Seife aus meinen Haaren.
    . . . und selbst
wenn
es dich betrifft, willst du es doch gar nicht so dringend wissen, oder? Soll es doch warten. Geh ins Bett. Du bist müde. Morgen ist Samstag. Da wirst du früh aufstehen müssen, um rechtzeitig aufs Fest zu kommen. Du willst gar nicht nach unten . . . überleg’s dir . . . sie sitzen nur da, rauchen Zigaretten, trinken Bier und reden übers Angeln, über Bücher oder über sonst was . . . Dominic, Dad und Lenny . . . haben ihren Spaß . . .
    Was willst du dabei?
    Ich stieg aus der Wanne, stellte mich vor den Spiegel und sagte mir: Halt die Klappe. Dann trocknete ich schnell meine Haare, zog mir einen Morgenrock über und ging nach unten.
     
    Im Wohnzimmer standen die Vorhänge offen und der Vollmond schien hell durchs Fenster. Er wirkte ganz nah und stand sehr tief am Himmel, hell und klar wie eine blasse weiße Sonne. Dad stand am Fenster, Dominic saß im Lehnstuhl und Lenny hing schwer im Sofa. Alle drei hatten etwas zu trinken in der Hand und machten ernste Gesichter.
    Eine bleierne Stille hatte sich im Zimmer breit gemacht.
    Dad wandte sich vom Fenster ab und lächelte mich an. Es war gut gemeint – aber er konnte mich nicht täuschen. Das größte Lächeln der Welt hätte nicht die Anspannung in seinen Augen vertuschen können.
    »Willst du ein Glas Wein?«, fragte er.
    Ich nickte.
    »Dom?«, sagte er.
    »Ich hol’s«, antwortete Dominic.
    Ich ging hinüber und setzte mich neben Lenny. Er hattekeine Uniform an, sondern trug nur ein weites Khaki-Shirt und eine ausgebeulte alte Hose.
    »Hallo, Cait«, sagte er. »Freust du dich schon aufs Fest?«
    Seine Stimme hatte diese aufgesetzte Fröhlichkeit, die normalerweise schlechte Nachrichten ankündigt.
    Ich nickte. »Gehst du auch hin?«
    »Natürlich«, sagte er grinsend. »Irgendjemand muss ja für Ruhe und Ordnung sorgen. Du weißt doch, wie diese Umweltaktivisten sind, wenn sie außer Kontrolle geraten. Der Tierschutzbund, der Katzenverein, die Fraueninitiative . . .«
    Ich lächelte, so gut ich konnte.
    Dominic kam mit einem weiteren Bier für Lenny und einem Glas Wein für mich zurück. Als er es mir reichte, warf er mir einen warnenden Blick zu. Da ich keine Ahnung hatte,
worauf
ich aufpassen sollte, fand ich diese Aktion ziemlich albern. Ich behielt Dominic weiter im Auge, als er sich setzte und eine Zigarette anzündete, in der Hoffnung, er würde mir vielleicht noch einen Hinweis geben, aber sein Gesicht war ganz ausdruckslos. Ich trank einen Schluck Wein und blickte zu Dad hinüber. Er stand am Fenster, trank seinen Whiskey und beobachtete mich wie ein Habicht.
    »Woher hast du das?«, fragte er plötzlich.
    »Was?«
    Er nickte. »Die Schnittwunde am Knie?«
    Ich schaute nach unten. Mein Morgenrock war ein Stück weit aufgegangen und legte die blutunterlaufene Wunde auf meinem Knie frei. »Am Strand«, sagte ich schnell. »Bin ausgerutscht – irgendein Metallpflock oder so was steckte im Sand . . .«
    Dad starrte mich an. »Wann?«
    »Ich weiß nicht . . . gestern, glaube ich.«
    »Warum hast du mir nichts erzählt?«
    Ich zuckte die Schultern. »Ist doch nur eine Schnittwunde.«
    Er sah mich lange mit ernstem Gesicht an. »Gibt es sonst noch etwas, was du mir nicht erzählt hast?«
    »Worüber?«
    »Über Lucas.«
    Ich warf Dominic einen Blick zu. Aber der starrte ins Leere. Also sah ich wieder Dad an. »Worum geht es hier eigentlich?«, fragte ich.
    »Das sollst du
mir
erzählen.«
    »Es gibt aber nichts zu erzählen.«
    »Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?«
    »Ich weiß nicht . . . vor ein paar Tagen. Ich hab ihn unten an der schmalen Bucht getroffen. Wieso?«
    Dad trank einen Schluck von seinem Whiskey und Lenny übernahm jetzt das Fragen. »Wann war das genau, Cait?«
    »Wie ich gesagt hab – vor ein paar Tagen.«
    »Mittwoch, Donnerstag . . .?«
    Ich sah erst ihn an, dann Dad.
    Dad meinte: »Sag ihm einfach, an welchem Tag, Cait.«
    Ich musste drüber nachdenken. Wir saßen an der Bucht, das Wasser war fast still. Die Spiegelung der Sonne ließ die Oberfläche flimmern und ein Schwanenpaar trieb bewegungslos auf dem Wasser . . . Es schien lange her.
    »Mittwoch«, sagte ich.
    »Bist du sicher?«
    »Es war Mittwoch.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Nichts . . . ich bin ihm ganz zufällig an der Bucht begegnet. Er hat nichts gemacht.«
    »Hast du mit ihm

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