Lucky - Nur eine Frage der Zeit
Wohnung aufgefallen, die Sie nicht kannten?”
Syd kaute an ihrer Unterlippe und zog die Stirn kraus. “Ich kann mich nicht erinnern.”
Lucky schaute zu Lana hinüber. “Können Sie sie an diesen Punkt zurückführen?”
“Ich kann es versuchen, aber …”
“Ginas Tür steht offen”, sagte Syd.
“Syd, lassen Sie uns versuchen, ein paar Minuten zurückzugehen”, drängte Lana sanft. “Gehen wir zurück zu Ihrem Auto, nachdem Sie im Kino waren. Sie fahren nach Hause.”
“Warum steht ihre Tür offen?”, fragte Lucky. Lana warf ihm einen Blick zu und schüttelte den Kopf.
“Ihr Freund muss die Tür offen gelassen haben”, fuhr Syd fort. “Das passt. Wer keinen Keilriemen wechseln kann, kann wahrscheinlich auch keine Tür schließen, und …” Sie setzte sich plötzlich auf, die Augen weit aufgerissen. Dabei schaute sie Lucky direkt an, aber durch ihn hindurch, ohne ihn zu sehen. Stattdessen sah sie etwas anderes, etwas, was er nicht sehen konnte. “Oh, mein Gott!”
Ihre Haare waren schweißfeucht, und sie strich sie sich mit zitternder Hand aus den Augen.
Lana beugte sich vor. “Syd, lassen Sie uns zurückgehen …”
“Oh, mein Gott! Gina! Sie liegt im Wohnzimmer in einer Ecke. Ihr Gesicht ist ganz blutig. Ihre Augen sind zugeschwollen und … Oh Gott, oh Gott. Er hat sie nicht nur geschlagen. Ihre Kleider sind zerrissen und …” Ihr Tonfall änderte sich, wurde ruhiger, beherrschter. “Ja, schicken Sie bitte sofort einen Streifenwagen.” Sie nannte die Adresse, als spräche sie am Telefon. “Wir brauchen auch einen Krankenwagen. Und eine Polizistin, bitte, eine Frau. Meine Nachbarin ist … vergewaltigt worden.” Ihre Stimme brach, und sie atmete tief durch. “Gina, hier ist dein Bademantel. Ich denke, du kannst ihn dir ruhig überziehen. Komm, ich helfe dir, Liebes …”
“Sydney”, sagte Lana sanft. “Ich bringe Sie jetzt zurück. Es wird Zeit zu gehen.”
“Gehen?” Syd klang regelrecht entsetzt. “Ich kann Gina doch jetzt nicht allein lassen. Wie können Sie nur auf die Idee kommen, dass ich Gina jetzt einfach allein lasse? Herr im Himmel, es ist schon schlimm genug, dass ich ihr vorgaukeln muss, dass alles wieder in Ordnung kommt. Sehen Sie sie an! Sehen Sie sie doch nur an!” Sie fing an zu weinen, wurde von tiefen, verzweifelten Schluchzern durchgeschüttelt, und die Tränen liefen ihr nur so die Wangen hinab. “Was für ein Ungeheuer muss das sein, diesem Mädchen so etwas anzutun? Schauen Sie ihr in die Augen. All ihre Hoffnungen, ihre Träume, ihr ganzes Leben – alles kaputt. Und wissen Sie was? Ihre Mutter ist ihr keine Hilfe. Sie wird sich für den Rest ihres Lebens vor aller Welt verkriechen und nie wieder ins Licht trauen. Und warum? Weil sie das Küchenfenster offen gelassen hatte. Sie war unvorsichtig, weil kein Mensch sich die Mühe gemacht hat, uns vor diesem Scheißkerl da draußen zu warnen. Sie haben es gewusst. Die Polizei hat es gewusst! Aber niemand hat auch nur ein Sterbenswörtchen gesagt!”
Lucky konnte nicht anders. Er setzte sich neben Sydney und zog sie in seine Arme. “Oh, Syd”, sagte er, “es tut mir so leid.”
Aber sie stieß ihn von sich und rollte sich auf der Couch zusammen – ein Bild absoluter Untröstlichkeit.
Lucky schaute Lana hilflos an.
“Syd”, sagte sie laut. “Ich werde jetzt zweimal in die Hände klatschen, und Sie werden einschlafen. In einer Minute wachen Sie wieder auf und fühlen sich vollkommen ausgeruht und erholt. Sie werden sich an nichts erinnern.”
Lana klatschte in die Hände, und Syds Körper entspannte sich sofort. Plötzlich war es sehr still in dem Zimmer.
Lucky lehnte sich zurück und ließ den Kopf gegen die Rückenlehne der Couch sinken. Er atmete tief ein und stieß die Luft mit einem heftigen Seufzer wieder aus. “Ich hatte keine Ahnung”, sagte er. Syd wirkte immer so stark, so beherrscht … Ihm fiel wieder die Nachricht ein, die sie am Vorabend auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Sie hatte es nicht ganz geschafft, die Angst in ihrer Stimme zu unterdrücken, als sie ihn in dem Glauben, von einem Fremden verfolgt zu werden, um Hilfe anrief. Sie haben mich zu Tode erschreckt. Das hatte sie gesagt, aber geglaubt hatte er ihr das erst, als er ihre Nachricht auf dem Anrufbeantworter abhörte.
Was versuchte sie sonst noch zu verbergen?
“Sie nimmt die Sache eindeutig sehr persönlich”, sagte Lana leise. Dann stand sie auf. “Es ist vermutlich besser, Sie sind nicht hier,
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