Lucky - Nur eine Frage der Zeit
hinauswillst, aber: Nein.”
Sie hielt seinem Blick stand. “Das Dandelion ist mit dem Auto nur etwa zehn Minuten weit weg von hier.”
“Wes gehört nicht zu den Verdächtigen.”
“Es tut mir leid, Luke, aber er steht nach wie vor auf meiner Liste.”
“Lana hat ihm die Schlüssel seines Motorrads abgenommen.”
“Ein kluger Schachzug”, entgegnete sie, “besonders wenn er sich ein Alibi verschaffen und jeden glauben machen wollte, dass er die ganze Zeit auf der Toilette war. Während er in Wirklichkeit hier bei deinem Haus war, zu exakt der Zeit, an der ihr abgelenkt wart, wie er sehr wohl wusste.”
Lucky schüttelte den Kopf. “Nein”, sagte er. “Syd, du musst mir in diesem Punkt einfach glauben. Es ist nicht Wes. Es kann nicht Wes sein! Du musst mir vertrauen.”
Sie schaute ihn an, blickte in seine Augen. Sie hatte in dieser Nacht panische Angst gehabt. Als sie aus dem Schrank kam, war sie kurz vorm Ausflippen gewesen. Nie zuvor hatte Lucky sie so erlebt. Sie war zäh, sie war stark, sie war klug, und sie hatte genauso viel Angst vor alldem, was hier geschah, wie er. Das machte ihren Wunsch, diesen Bastard zu schnappen, umso verrückter. Verrückter und wahrlich bewundernswert.
Sie nickte. “Na schön”, sagte sie. “Wenn du dir so sicher bist … streiche ich ihn von meiner Liste. Es ist nicht Wes.”
Sie machte sich nicht über ihn lustig, sie meinte es ernst. Sie akzeptierte – voller Vertrauen – etwas, woran er felsenfest glaubte. So weit vertraute sie ihm. Das war ein bemerkenswert schönes Gefühl. Bemerkenswert schön.
Lucky küsste sie. Vor aller Augen, vor der Einsatzgruppe, vor Chief Zale.
“Morgen”, sagte er, “spreche ich mit Wes. Mal sehen, ob er uns nicht freiwillig eine Speichelprobe gibt, damit wir sie im Labor testen lassen und ihn ganz offiziell von der Liste der Verdächtigen streichen können.”
“Das musst du nicht für mich tun”, sagte sie.
“Ich weiß.” Er küsste sie erneut und versuchte, die schmerzhafte Enge in seiner Brust mit Humor zu überspielen. “Wes Skelly zu verärgern, wenn er einen mörderischen Kater hat, entspricht nicht meiner Vorstellung von Vergnügen. Aber ich habe morgen sowieso nichts anderes vor.”
“Morgen”, erinnerte Syd ihn, “heiratet deine Schwester.”
14. KAPITEL
L uke O’Donlon weinte auf der Hochzeit seiner kleinen Schwester.
Für Syd war das keine Überraschung. Im Gegenteil. Sie wäre überrascht gewesen, wenn er nicht geweint hätte.
Er sah unglaublich gut aus in seiner Galauniform – fast so gut, wie er unbekleidet aussah.
Seine Schwester Ellen war genauso umwerfend schön wie er, nur nicht blond, sondern dunkelhaarig und dunkelhäutig. Ihr Bräutigam Gregory Price dagegen sah absolut durchschnittlich und normal aus, seine Haare lichteten sich bereits, und er trug eine Brille.
Syd stand am Rand der Tanzfläche des Restaurants und schaute zusammen mit einer kleinen Zahl Angehöriger und sehr enger Freunde des Brautpaares zu, wie die Jungvermählten miteinander tanzten.
Dass Greg so durchschnittlich wirkte, munterte Syd ein wenig auf. Wenn dieser Mann es wagte, eine Frau wie Ellen zu heiraten, dann konnte eine so extrem durchschnittlich aussehende Frau wie Syd sich ja wohl eine Affäre mit Luke leisten.
“Habe ich dir schon gesagt, wie unglaublich schön du heute Abend aussiehst?”
Syd wandte sich zu Luke um und musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue. “Trägst du nicht ein bisschen dick auf?”
Sie wusste, wie sie aussah. Sie trug ein schlichtes, schwarzes Kleid, das vielleicht die Unvollkommenheiten ihres Körpers ein wenig kaschierte und seine Vorzüge unterstrich, aber das Ganze war dennoch nur eine Illusion, eine Mogelpackung. Ja, sie hatte sich Zeit genommen, sich zu frisieren, und trug sogar ein bisschen Make-up, aber dennoch konnte man sie bestenfalls als auf interessante Weise hübsch bezeichnen. Ganz passabel. Annehmbar. Aber nicht einmal ansatzweise als unglaublich schön.
Luke wirkte echt überrascht. “Du glaubst, ich …” Er brach ab und lachte. “Oh-oh”, fuhr er fort. “Nichts da, kommt gar nicht infrage! Ich werde mich nicht mit dir streiten, nur weil ich der Meinung bin, dass du großartig aussiehst.”
Er zog sie an sich und küsste sie, überraschenderweise auf sehr private, nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Art. Das war so ein Kuss, der ihr die Knie weich werden ließ und in Wackelpudding verwandelte. Ein Kuss, bei dem ihr schwindelig wurde und der dafür
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