Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
Aktionen führten alle Mitglieder des Bundes regelmäßig durch. Jedes Besatzungsmitglied besaß dafür eine Ausbildung.
Missmutig beschloss Lucy eine Pause zu machen, nachdem Borek gegangen war. In diesem Moment wurde Ephirania von ihrem Stuh lroboter, auf dem sie wie immer saß, in Lucys Kommandoraum getragen.
»Hallo Lucy, hast du einen Moment Zeit?«, fragte das Mä dchen, das weder Arme noch Beine besaß.
»Ich wollte gerade eine Pause einlegen«, erwiderte Lucy auswe ichend.
Sie wusste selbst nicht warum, aber seit Srandros Rückkehr auf seinen Planeten ging sie Ephirania aus dem Weg. Dabei hatte sie sich mit ihr in den letzten zwei Jahren besonders gut verstanden.
»Ich wollte nur ein wenig plaudern. Wir könnten das auch in der Cafeteria machen, allerdings glaube ich, dass es besser ist, wenn wir uns allein unterhalten. Du kannst dir ein Getränk hierher bringen lassen, wenn du es vor Durst nicht mehr aushältst.« Ephirania sagte das in einem so ironischen Tonfall und griente Lucy dabei so frech an, dass sie sich durchschaut fühlte. Lucy, die sich, als Ephirania eingetreten war, gerade aus ihrer sitzenden Position erhoben hatte, ließ sich schicksalsergeben auf ihren Stuhl zurücksinken.
»Du bist jetzt schon mehr als zwei Wochen unsere Anführerin und hast mit mir, deiner Stellvertreterin, noch kein einziges Mal gesprochen. Ich finde, es wird höchste Zeit, dass wir uns unterha lten. Im Übrigen habe ich mit euren zwischenmenschlichen Problemen nichts zu tun, auch wenn ich mit Srandro auf einem Planeten lebe«, redete Ephirania weiter.
Sie sah Lucy fest in die Augen. Diese Augen verwirrten Lucy noch immer, auch nach den vielen Monaten, die sie sie nun kannte. Die Iris war Blattgrün und wurde durch einen dunkelr oten Rand umrandet.
»Du kannst doch meine Gedanken lesen«, platzte es aus Lucy h eraus.
Sie wusste, dass Ephirania mit ihrer Familie über gigantische En tfernungen auf ungeklärte Weise kommunizieren konnte. Sie tauschten dabei Gedanken aus. Lucy mutmaßte, dass sie ihre Gedanken und die anderer Besatzungsmitglieder lesen konnte, auch wenn Ephirania das bestritt. So schüttelte sie auch jetzt den Kopf.
»Deine Gedanken kann ich noch immer nicht lesen«, sagte sie ernst. »Aber die Gefühle, die du aussendest, sind derart einde utig, dass ich daraus schließen kann, dass du deinen Schmerz und deine Wut über Srandro auf mich projizierst.«
»Das stimmt nicht!«, protestierte Lucy. »Es ist einfach so, dass du mich noch stärker an Srandro erinnerst als alle anderen Jugendl ichen an Bord. Gut und du hast schon recht, das tut mir weh. Auch wenn mir dieser Scheißkerl egal sein sollte.«
Ephirania grinste, schüttelte aber den Kopf.
»Du weißt, dass das nicht stimmt. Du solltest nicht so über ihn reden, auch wenn ihr Probleme miteinander hattet.«
»Probleme? Er hat mich hintergangen! An deiner Stelle würde ich so jemandem nicht über den Weg trauen!«, entfuhr es Lucy. Sie wusste nicht, warum, aber sie konnte, ihre Wut einfach nicht mehr zähmen.
»Lucy, Lucy!« Ephirania wurde sehr ernst und sah Lucy kopfschüttelnd in die Augen. »Als Anführerin des Bundes darfst du so etwas zu mir nicht sagen. Du weißt, dass ich mein Leben in seine Hände gelegt habe, in seine und in eure.«
Lucy blickte zu Boden. Sie schämte sich. Ephirania hatte recht. Srandro war derjenige, der den großen Kompromiss zwischen Eph irania und den Harischanern, seiner Spezies, ausgehandelt hatte. Er sah vor, dass Ephiranias Schwester auf Harisch II bleiben konnte. Bei dieser Schwester handelte es sich genau wie bei Ephirania um eine intelligente Pflanze. Sie bedeckte den Parallelplaneten der Harischaner mittlerweile vollständig. Die auf dem Planeten lebenden Harischaner waren, soweit sie den Angriff der Pflanze überlebt hatten, nach Harisch I geflohen.
Auf einer großen Insel des Planeten Harisch I lebte Ephirania. Als einziges Mitglied des Bundes befand sie sich nicht auf einem der Schiffe. Ihr Materieabbild wurde von dem Planeten bis in die Station des Bundes projiziert.
Der zweite Teil des Kompromisses sah vor, dass Ephirania Harisch I räumen sollte. Aus eigener Kraft konnte das nur durch ihren Tod geschehen. Ephirania und ihre Familie waren Pflanzen. Sie reisten nicht mit Raumschiffen durch das Universum, sondern schossen ihre Samen zu anderen Planeten. Sie kommunizierten mit ihren Verwandten über den Austausch von Gedanken. Die physikalische Grundlage für den Gedankenaustausch war von den jungen
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