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Lucy in the Sky

Lucy in the Sky

Titel: Lucy in the Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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Kängurus. Der gesamte Raum ist aus Eis – Tische, Stühle, die Bar, die Deko, einfach alles. Von der Decke hängen riesige Kronleuchter aus Eis. Es ist atemberaubend, und ich wünschte, ich könnte in meiner Wohnung ein Eiszimmer haben.
    In
unserer
Wohnung, meine ich natürlich. Ich fühle mich immer mehr wie ein Single. Seit James mich neulich nachts geweckt hat, habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Jedes Mal, wenn in meinem Kopf der Gedanke an ihn und diese bescheuerte SMS auftaucht, schiebe ich ihn weg. Mein Herz sagt mir das eine, mein Kopf etwas anderes, und in der nächsten Sekunde ist es genau umgekehrt. Ich weiß nicht, wo das noch hinführen soll. Aber ich werde einfach das Hier und Jetzt genießen. Wenn ich daran denke, was mich zu Hause womöglich erwartet, bin ich mir das schuldig, finde ich.
    Betrügt mich James? Nein, nein, das kann nicht sein. Oder vielleicht doch. Ach, hör doch endlich auf damit, Lucy!
    Der Barkeeper holt sofort vier Gläser aus dickem Eis und füllt sie mit Vanille-Wodka. Wir schauen uns um. Außer uns sind nur ungefähr sechs Leute hier.
    Als ich mich umdrehe, entdecke ich eine Eiskopie von Michelangelos David. »Sieht aus, als würde ihm die Kälte etwas zu schaffen machen.« Nathan grinst und betrachtet die nicht sehr üppig ausgestattete Genitalregion der Statue.
    Alles in allem ist es eine ziemlich irre Erfahrung. Aus dem Eisfenster sieht man die Leute draußen in ihren Sommersachen vorbeigehen. »Und hier drinnen friert es!«, lacht Molly.
    »Du hast es erfasst, mein Schatz«, meint Sam.
    Fünf Minuten später verlassen die sechs Menschen, die vor uns da waren, mit piependen Pagern die Kneipe. Der Barkeeper sammelt unsere eisigen Gläser ein.
    »Wo kommt ihr denn her?«, erkundigt er sich. Jetzt erst bemerke ich seinen britischen Akzent.
    »Aus Manly«, antworten die anderen, aber er sieht mich an.
    »Ursprünglich auch aus Manly, aber ich wohne seit fast zehn Jahren in London.«
    »In welcher Gegend?«, fragt er.
    »Marylebone«, antworte ich, und er nickt.
    »Wenn du ursprünglich aus Sydney bist, warum in aller Welt wohnst du dann in London?«
    »Weil es mir da gefällt.«
    »Sie ist mit einem Engländer zusammen«, ergänzt Molly meine Erklärung.
    »Und du?«, frage ich schnell. »Wo kommst du her?«
    »Aus Essex. Leider. Ich bin seit April letzten Jahres hier. Bald muss ich wieder nach Hause.«
    Zehn Minuten und zwei Gratisdrinks später deutet der Barkeeper auf seinen Ohrstöpsel. »Man sagt mir grade, dass eure halbe Stunde seit acht Minuten um ist. Eure Pager funktionieren anscheinend nicht richtig.«
    Also verabschieden wir uns und gehen wieder hinaus in die warme, helle Sonne. Ich spüre regelrecht, wie ich nach der Kälte im Eisraum auftaue. Wahrscheinlich ist auch der Alkohol in meinem Blut nicht ganz unschuldig daran.
    »Na gut«, meint Sam und reibt sich die Hände. »Jetzt beginnt also der Spaß.«
    Er verabschiedet sich von mir mit einem Küsschen auf die Wange: »Bis später dann, Lucy. Bitte pass auf meine Molly auf.«
    Molly küsst Nathan und packt ihn dann am Arm. »Und pass du bitte auf meinen Sam auf!«
    »Mach ich, keine Sorge. Bye, Lucy, ich wünsch euch einen schönen Abend!« Nathan beugt sich zu mir und küsst mich gefährlich nahe am Mund.
    »Bye!« Sofort wird mir feuerheiß im Gesicht.
    »Da drin hätte ich es echt nicht mehr viel länger ausgehalten – ich hab mir ja fast die Titten abgefroren!«, lacht Molly, während wir in die entgegengesetzte Richtung weggehen. Zehn Sekunden lang schaffe ich es, mich nicht umzudrehen, aber als ich mich schließlich nicht mehr beherrschen kann und über meine Schulter schaue, sind die Männer schon verschwunden.
    Molly und ich laufen auf der anderen Seite des Circular Quay zum International Passenger Terminal. Vielleicht klingt das nicht sonderlich glamourös, aber die Bars hier sind grandios mit ihren abgefahrenen Interieurs, ihren cool-entspannten Terrassen und dem wundervollen Blick auf die Harbour Bridge und das Opera House.
    »Da seid ihr ja alle!«, lächelt Molly in die Runde. Amy sitzt mit ein paar Mädels, die mir vage bekannt vorkommen, auf einem der schokobraunen Sofas auf der Terrasse.
    »Lucy!«, ruft eine, als sie mich entdeckt.
    »O mein Gott! Amanda! Jenny!« Fast hätte ich meine Schulfreundinnen nicht erkannt, aber sie springen auf, umarmen mich und ziehen mich aufs Sofa. Dann wollen sie unbedingt sofort alles erfahren, was ich in den letzten neun Jahren gemacht habe. Ein paar Minuten

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