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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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Kühlschrank, nahm eine Flasche Coffee Milk heraus (ein typisches Rhode-Island-Getränk), saure Sahne, Zitronen und ein Glas Mixed Pickles. In meinem Eisfach befanden sich sechs Becher Ben-&-Jerry’s-Eis, eine Tüte Erbsen und eine Flasche Absolut Vodka. „Perfekt“, verkündete ich meinem Kater. Wodka und Coffee Milk - unsere Version eines White Russian, ein Drink, den ich in diesem Moment als geradezu gesundes Frühstück betrachtete. Etwas Milch, etwas Kaffee, etwas Wodka. Der Drink floss so sanft meine Kehle hinunter, dass ich mir gleich noch einen zweiten machte. Köstlich. Ich nahm noch einen Schluck, dann goss ich etwas Coffee Milk in Fat Mikeys Schüssel (natürlich ohne Wodka - ich wollte nicht für das alkoholische Abfüllen einer Katze in den Knast kommen), und er schleckte sie auf. „Nur Alkoholiker trinken allein“, erklärte ich ihm und streichelte sein seidiges Fell. Er drehte sich freundlich um, biss mir in die Hand und fuhr dann fort zu trinken.
    Es war Zeit für eine kleine Bestandsaufnahme. Ich wollte meinem neuen Lebensjahr mit munterer Haltung entgegentreten. Etwas benommen beschloss ich, einen ausführlichen Blick auf mich zu werfen und herauszufinden, welche Veränderungen ich an mir vornehmen musste, um mehr Spaß zu haben. Auf meinem Weg ins Schlafzimmer stolperte ich noch einmal über das riesige dicke Fellknäuel zu meinen Füßen, dann zog ich mich nackt aus und stellte mich vor den Ganzkörperspiegel.
    Uah!
    Meine Augen wirkten wegen der blauen Schatten darunter größer als zuvor. Meine Haut war blass und etwas schuppig, vor allem in der Kinnregion. Oh Mann! Wann hatte ich zum letzten Mal ein Peeling gemacht? Als George W. Bush zum ersten Mal Präsident wurde? Und mein Haar! Ich hatte es in den letzten Jahren hier und da schneiden lassen, aber wann zum letzten Mal? Ich konnte mich nicht daran erinnern. Nur weil ich es bei der Arbeit immer zu einem Pferdeschwanz zusammenband, musste es doch nicht so platt und leblos aussehen. Ich trank den Rest des White Russian aus, weil ich etwas alkoholische Aufmunterung brauchen konnte, um mit meiner Selbstbetrachtung fortzufahren.
    Was war das? Cellulitis etwa? Ich hatte doch keine Cellulitis! Nun, zumindest fünf Kilo früher nicht. Wie war das nur passiert? Und, ach du Schande, diese Beine. War Rasieren gesetzlich verboten worden? Zwar zog ich normalerweise weder kurze Hosen noch Röcke an, aber dafür gab es wirklich keine Entschuldigung. Außerdem musste ich unbedingt mal wieder an den Strand und in die Sonne, denn meine Haut war so weiß, dass ich locker als Studienobjekt für Durchblutungsstörungen hätte herhalten können. Bläuliche Venen durchzogen meine blasse Haut wie Blauschimmel den Käse. Diese Beine hatten seit Jahren keine Sonne mehr zu sehen bekommen. Seit Jahren!
    Weiter zu den Füßen - igitt. Wenn Howard Hughes seine Fußnägel nicht schneiden brauchte, dann ich offenbar auch nicht. Und, mein Gott, diese Fußsohlen. So rau und trocken. Wäh!
    Wild entschlossen schlüpfte ich in Jimmys alten Bademantel, raste ins Badezimmer und wühlte dort im Schrank herum. Schere, fantastisch. Sehr gut, ein Bimsstein, den hatte ich vollkommen vergessen. Und da, eine vertrocknete alte Schlamm-Gesichtsmaske, die meine Poren verfeinern sollte und mir das „strahlende Leuchten der Schweizer“ garantierte. Ich war nie in der Schweiz gewesen, aber die Leute dort konnten nicht viel schlimmer als ich aussehen.
    Zum Schluss förderte ich noch eine ungeöffnete Flasche Selbstbräuner zutage. Ich prüfte das Ablaufdatum. 08/2004 . Nun. Wahrscheinlich funktionierte er nicht mehr, aber es war einen Versuch wert.
    „Das schreit nach einem weiteren Drink, Fat Mikey“, sagte ich. „Und ja, du bekommst auch noch etwas. Aber kein Wodka für dich, mein kätzischer Freund.“ White Russians machten Spaß. Und Mädchen, die sie tranken, dito. Fat Mikey beobachtete mich mit anerkennend zusammengekniffenen Augen.
    Ja. Ich sah schon um einiges besser aus, als ich mich später wieder im Spiegel musterte, was aber daran liegen mochte, dass ich nicht mehr richtig geradeaus gucken konnte. Eigentlich hatte ich nur meine Ponyfransen schneiden wollen, aber da es gerade so gut lief, hatte ich immer weitergeschnippelt. Jetzt sah ich niedlich zottelig aus, ein bisschen im Manga-Stil, der Pony auf einer Seite kürzer als auf der anderen. Bezaubernd, elfenhaft geradezu. Mein Gesicht schien zu leuchten, obwohl ich die Schlammmaske nicht so recht aus dem rechten Ohr

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