Lucy & Olivia - Das Vampirgeheimnis
»es ist verboten, dass ein Vampir und ein Mensch sich auf diese Weise zusammentun.«
»Was willst du damit sagen?«, fragte Olivia.
»Das Zweite Gesetz der Dunkelheit«, antwortete Sophia. »Ein Vampir darf sich niemals in einen Menschen verlieben.«
»Vielleicht haben unsere Eltern gegen dieses Gesetz verstoßen und uns deshalb zur Adoption freigegeben«, schlug Lucy vor.
Sophia dachte darüber nach und nickte dann. »Wenn man in den Sarg einsteigen will …«, stimmte sie zu.
»Können wir das nicht irgendwie herausfinden?«, bohrte Olivia weiter.
Lucy dachte einen Augenblick nach. »Hast du schon mal probiert, mit deiner Adoptionsagentur zu sprechen?«
»Meine Eltern haben vor ein paar Jahren versucht, noch mehr Informationen von der Agentur zu bekommen«, erklärte ihr Olivia. »Das Einzige in der Akte war eine Kopie des Zettels, von dem ich dir heute Morgen erzählt habe. Weißt du denn was über deine Adoption?«
Lucy schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass ich bei einer speziellen Vampir-Adoptionsagentur abgegeben wurde, die mich bei Charles Vega, Junggeselle, untergebracht hat. Ich kenne meinen Namen, weiß, wo und wann ich geboren wurde, und dass meine Eltern wollten, dass ich den Ring bekomme. Ende der Geschichte. Immer wenn ich meinen Vater danach frage, sagt er
bloß…«, sie imitierte seinen weichen Bariton: »›Du musst nach vorn gucken, meine Lucy, nicht zurück.‹«
Olivia und Sophia kicherten beide.
»Ich fand bisher immer, dass er recht hatte«, sagte Lucy achselzuckend. »Aber jetzt habe ich das Gefühl, ich muss unbedingt mehr über meine Vergangenheit herausfinden.« Lucy stieß einen tiefen Seufzer aus. Ganz plötzlich hatte sie einen Entschluss gefasst. »Morgen werde ich mit jemandem von der Adoptionsagentur reden.«
Olivia beugte sich vor. »Geht das denn einfach so?«
»Ich kann’s versuchen«, meinte Lucy. »Wenn es uns gelungen ist, einander zu finden, schaffen wir es vielleicht auch, unsere leiblichen Eltern aufzuspüren!«
Kurz vor sieben am Mittwochmorgen war Lucy bereits für die Schule angezogen. Sie trug einen schwarzen Fransenrock, ein dunkelrotes Top und einen schwarzen Häkelpulli. Hastig schnappte sie sich eine Schale aus dem Schrank, schüttete Marshmallow-Blutplättchen hinein und holte die Milch aus dem Kühlschrank. Dann knallte sie beides auf den Frühstückstisch und schaltete den Fernseher ein. Sie kam gerade rechtzeitig zum Vorspann von Der Morgenstern , der aus Serena Stars blitzsauberem Gesicht bestand, das den Kopf der Freiheitsstatue überlagerte.
»Heute«, sagte die Stimme des Ansagers, »wird Serena Star weiter herausfinden, was mit Franklin Grove nicht stimmt!«
Was wird sie diesmal ausbuddeln?, dachte Lucy nervös, doch die Befriedigung ihrer Neugier wurde sofort von einer Werbepause vereitelt. Nach dem dritten Werbespot, in dem eine furchtbar nervige tanzende Waschmittelflasche auftrat, rutschte Lucy ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her.
Endlich ging Der Morgenstern weiter und Lucy stellte
den Fernseher lauter. Serena lag offenbar in einem Zahnarztstuhl. Sie trug heute einen kamelfarbenen, hautengen Wildlederanzug. Hinter ihr stand eine Zahnarzthelferin in einem rosa Kittel und lächelte unbeholfen. Serena richtete sich auf. »Guten Morgen, Amerika. Ich bin Serena Star. Ich heiße Sie erneut willkommen zu meiner laufenden Enthüllungsreportage über Franklin Grove, wo am vergangenen Sonntag ein dreizehnjähriger Junge namens Garrick Stephens während einer Beerdigung aus einem Sarg geklettert ist. Seitdem sind beunruhigende Facetten dieser Stadt zutage getreten – angefüllt mit Dunkelheit.« Serena hob vielsagend die Augenbrauen. »Es gibt nur ein Wort, das den heutigen Bericht beschreiben kann: Vamptastisch!« Das Wort erschien in riesigen Buchstaben neben ihrem Kopf und Lucy verdrehte die Augen.
»Neben mir steht Monica Messler, eine Zahnarzthelferin hier aus Franklin Grove. Mrs Messler, schildern Sie Amerika doch bitte, was Sie mir gerade über Garrick Stephens erzählt haben.«
Monica Messler räusperte sich nervös. »Er war letzte Woche hier«, sagte sie, »um sich nach einem künstlichen Vampirgebiss zu erkundigen.«
»Schockierend!«, rief Serena Star mit weit aufgerissenen Augen. »Hat er gesagt, wozu er dieses Vampirgebiss haben wollte?«
Monica Messler schüttelte den Kopf. »Ich vermute, er hat zu viele Horrorfilme gesehen.«
»Oder vielleicht ist er auch von Vampiren besessen«, mutmaßte Serena und blickte vielsagend
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