Ludlum Robert - Covert 02
das?«, fragte der junge Offizier.
»Behalten Sie ihn. Mehr brauchen Sie im Augenblick nicht zu wissen.«
Nach einer kurzen Pause forderte er den anderen auf: »Sagen Sie mir, was in Bioaparat geschehen ist.«
»Gar nichts ist geschehen. Ich bin hineingegangen, habe das Material geholt und bin herausgegangen.«
»Und die ganze Zeit waren die Kameras eingeschaltet?«
»Dagegen konnte ich nichts tun. Wie ich Ihren Leuten bereits gesagt habe…«
»Wann werden die Bänder überprüft?«
»Zu Beginn der neuen Schicht, in etwa vier Stunden. Aber ist das denn wichtig? Es ist ja nicht so, dass ich dorthin zurückkehren möchte.«
»Und am Tor hat es kein Problem gegeben?«
Yardeni verstand sich auf das Lügen; er wusste bloß nicht, mit was für einem Mann er es hier zu tun hatte.
»Nichts.«
»Aha. Und Sie sind rausgekommen, bevor die SpeznazLeute eingetroffen sind.«
Yardeni machte kein Hehl aus seiner Verwunderung. »Ich bin doch hier, oder?«, herrschte er den anderen an. »Hören Sie, ich bin müde. Haben Sie etwas zu trinken?«
Beria zog wortlos eine Cognacflasche heraus und reichte sie Yardeni, der das Etikett musterte.
»Französisch«, meinte er, als er die Verschlusskappe öffnete.
Dann hob er die Flasche, nahm einen langen Schluck und seufzte. Er schnürte sich die Stiefel auf, schlüpfte aus seinem Parka und faltete ihn als Kissen zusammen. Als er sich auf der Liege ausstreckte, stand Beria auf.
»Wo gehen Sie hin?«, fragte Yardeni.
»Auf die Toilette. Keine Sorge. Ich werde Sie nicht wecken, wenn ich zurückkomme.«
Beria trat in den Korridor hinaus, sperrte die Tür hinter sich ab und ging ans Ende des Waggons. Er zog die obere Hälfte eines Fensters herunter, gerade weit genug, um die Antenne seines Handy durch den Spalt schieben zu können. Sekunden später war die Verbindung nach Moskau hergestellt, und die Stimme am anderen Ende klang so klar, als ob der Betreffende neben ihm stünde.
11
Lautes Pochen an der Tür riss Smith aus dem Schlaf. Er tastete noch nach der Nachttischlampe, als zwei Milizionäre, dicht gefolgt von Lara Teljegin, ins Zimmer platzten.
»Was ist denn los?«, fragte er.
»Bitte kommen Sie mit, Doktor«, antwortete Teljegin. Sie trat näher heran und fuhr mit leiser Stimme fort: »Es
ist etwas passiert. Der General will Sie sofort sprechen. Wir warten draußen.«
Smith zog sich schnell an und folgte Teljegin dann zum Fahrstuhl. »Was ist denn passiert?«
»Das wird Ihnen der General sagen«, erklärte Teljegin.
Sie gingen durch die leere Hotelhalle zu einer Limousine, die draußen am Randstein wartete. Die Fahrt zum Dscherschinsky Platz nahm keine zehn Minuten in Anspruch. In dem Gebäude schien alles ruhig zu sein - bis sie das fünfzehnte Stockwerk erreichten. Dort hasteten Uniformierte zwischen den Büros hin und her. In den einzelnen Nischen des Großraumbüros saßen junge Männer und Frauen über ihre Computer gebeugt und redeten leise in ihre Headsets. Spannung knisterte in der Luft.
»Dr. Smith, hallo. Ich würde jetzt guten Morgen sagen, aber das ist kein guter. Lara, schließen Sie bitte die Tür.«
Smith musterte Kirov und dachte, dass man ihn wahrscheinlich auch vor Kurzem aus dem Schlaf gerissen hatte. »Was gibt es denn?«
Kirov reichte ihm ein Glas Tee in einem schön gearbeiteten Metallhalter. »Präsident Potrenko hat in den frühen Morgenstunden den Speznaz-Einheiten in der Gegend von Vladimir Anweisung erteilt, rund um den Bioaparat-Komplex in Stellung zu gehen und eine Sperre zu errichten. Das lief ohne Zwischenfälle ab. In den nächsten paar Stunden war alles ruhig. Aber dann hat vor einer halben Stunde eine Patrouille gemeldet, dass man zwei Wachen tot - ermordet - an ihren Posten aufgefunden hat.«
Smith verspürte ein eisiges Gefühl in der Magengrube. »Konnten die Speznaz-Truppen jemanden beim Herauskommen festnehmen?«
Kirov schüttelte den Kopf. »Nein, und es hat auch niemand versucht, sich Zugang zu verschaffen.«
»Und die Sicherheitsvorkehrungen in der Anlage - besonders Block 103?«
Kirov gab Teljegin ein Zeichen. »Das Band, bitte.« Sie richtete die Fernbedienung auf einen Bildschirm an der Wand. »Das ist die Videoaufzeichnung von den Sicherheitskameras in Block 103. Beachten Sie den Zeitstempel in der rechten unteren Ecke.«
Smith verfolgte die Schwarzweißbilder, die über den Bildschirm zogen. Ein großer, uniformierter Mann ging einen Korridor hinunter und verschwand in Zone zwei. Die nächste Kamera schaltete sich ein und zeigte ihn in
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