Ludlum Robert - Covert 03
seiner US-Militärpapiere ohne weitere Visitation durchwinkte. Draußen wartete eine Limousine, deren hintere Tür bereits offen stand. Smith stieg ein und wehrte ab, als der Fahrer ihm die Reisetasche und den Laptop abnehmen wollte.
Die Stadt Paris ist weithin für das bekannt, was ihre Bewohner joie lie vivre nennen, und dazu gehört auch die Einstellung der Pariser zum Straßenverkehr. Die Hupe beispielsweise dient der Kommunikation: Ein lang gezogener Hupton bedeutet Verärgerung – mach gefälligst Platz. Ein kurzes Antippen kennzeichnet eine freundliche Warnung. Ein paar kurze Huptöne hintereinander symbolisieren eine fröhliche Begrüßung, ganz besonders, wenn die Huptöne rhythmisch sind. Und auch die Fahrweise ist eine besondere: Um zurechtzukommen, muss man schnell und geschickt sein, gute Reflexe haben, und vor allem Optimist sein – insbesondere, wenn man das Verkehrschaos im Wettbewerb mit den vielen Chauffeuren der zahlreichen Taxi- und Limousinengesellschaften bewältigen möchte. Smith’ Fahrer war Amerikaner und sichtlich mit einem Bleifuß ausgestattet, und das war Smith ganz recht so. Er wollte so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu Marty.
Während die Limousine auf dem Boulevard Périphérique im Süden die überfüllte Stadt umrundete, saß Smith angespannt in den Polstern. In Colorado hatte er schnell jemanden gefunden, dem er seine Forschungsarbeiten an molekularen Schaltkreisen hatte übergeben können. Er hatte das sehr bedauert, aber es war einfach notwendig gewesen. Während des langen Flugs nach Frankreich hatte er sich telefonisch erneut nach Martys Befinden erkundigt. Bis jetzt war keine Besserung eingetreten, aber der Zustand seines Freundes hatte sich wenigstens nicht verschlechtert. In weiteren Telefonaten mit Kollegen in Tokio, Berlin, Sydney, Brüssel und London hatte er sich sehr taktvoll danach erkundigt, wie sie mit ihren Entwicklungsarbeiten im Bereich der molekularen Schaltkreise vorankamen. Alle hatten sich jedoch sehr zurückhaltend geäußert; jeder von ihnen wollte schließlich der Erste sein.
Daraus hatte Jon Smith für sich den Schluss gezogen, dass sie alle noch ein gutes Stück vom Ziel entfernt waren. Jeder Einzelne von ihnen hatte sich bedauernd über Émile Chambords Tod ausgesprochen, ohne dabei aber auf sein Projekt einzugehen. Smith hatte den Eindruck, dass sie ebenso wenig wussten wie er noch vor einem Tag.
Der Fahrer lenkte die Limousine auf die Avenue de La Porte de Sevres und hielt kurz darauf vor dem Hopital Georges Pompidou, das achthundert Betten Platz bot. Mit seiner Glasfassade und den geschwungenen Wänden ragte es wie ein gewaltiges Hustenbonbon als eine Art Denkmal der modernen Architektur gegenüber dem Park Andre Citroen auf. Smith griff sich sein Gepäck, bezahlte den Fahrer und trat in die mit Marmor ausgekleidete Galleria des Gebäudes. Er nahm seine Sonnenbrille ab, steckte sie in die Tasche und sah sich um.
Die Galleria war so gewaltig – nicht viel kleiner als ein Fußballstadion –, dass darin eine leichte Brise aufgekommen war, die die Palmwedel der dekorativen Gewächshausbäume sanft bewegte. Das Krankenhaus war erst vor zwei Jahren eröffnet worden und wurde allgemein als das derzeit modernste Krankenhaus der Welt angepriesen. Als Smith auf die Informationstheke zuging, entdeckte er Rolltreppen von dem Format, wie man sie üblicherweise in großen Kaufhäusern findet, die zu den Patientenzimmern in den oberen Geschossen führten; beleuchtete Pfeile wiesen den Weg zu den Operationssälen; überall der dezente Duft von Johnsons Bohnerwachs.
In perfektem Französisch erkundigte er sich nach der Intensivstation, in der Marty behandelt wurde, und fuhr dann mit der Rolltreppe nach oben. Offenbar war er gerade in den Schichtwechsel geraten, denn rings um ihn huschten eine Unzahl von Schwestern und Krankenpflegern, Technikern, Angestellten und sonstigem Personal herum. Das alles verlief fast lautlos und elegant, und es brauchte einen erfahrenen Blick, um überhaupt wahrzunehmen, mit welcher Effizienz hier die Aufgaben von einer Schicht an die nächste übergeben wurden.
Eines der Prinzipien, nach denen dieses Musterkrankenhaus funktionierte, sah vor, dass die einzelnen Dienste zusammengefasst wurden, sodass der Spezialist zum Patienten kam, anstatt wie meist üblich umgekehrt. Neu eingewiesene Patienten meldeten sich an zweiundzwanzig unterschiedlichen Empfangspulten, wo sie von persönlichen Hostessen empfangen wurden, die sie
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