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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Täter vorgegangen war. Der hatte hier oben gelegen und die Macht gespürt, die aus dem Gewehrlauf kam. Stachelmann musste grinsen, eine Parole aus früherer Zeit.
    Taut schaute ihn an. »Gibt's was Komisches?«
    Stachelmann antwortete nicht. Mit den Augen strich er über den Platz. Auch dort Kreidestriche, aber Quadrate, eines am anderen. »Was ist das?«
    »Was?«
    »Die Kreidequadrate auf dem Hof.«
    »Ach so, das haben wohl Kinder gezeichnet. Sie kennen doch diese Hüpfspiele.«
    Natürlich kannte er die. Er hatte sie als Kind auch gespielt, so etwas konnten Jungen und Mädchen zusammen spielen. Ihm fiel die Mutter ein, ein Stich.
    »Und Sie haben nichts gefunden, kein Haar, keine Hautpartikel, nichts?«
    »Blowin' in the wind«, sagte Taut. Er warf seine Hand zum Philosophenturm.
    Sie standen noch lange. In Stachelmanns Hirn wiederholte sich die Schießerei immer wieder, er versuchte, das Geschehen vom Dach aus zu sehen. Er schloss die Augen und sah den Schützen, wie er anlegte und sich sein Ziel suchte, es im Visier hielt und abdrückte. Viermal vorbei. Er hatte gewissermaßen perfekt vorbeigeschossen. Beim ersten Schuss hatte Stachelmann sich hingeworfen, ohne zu wissen, dass der Angriff von oben kam, er also immer noch ein gutes Ziel abgab. Nein, der Schütze hätte ihn getroffen, wenn er gewollt hätte. Dessen war er sich nun sicher. Es hatte sich also gelohnt, aufs Dach zu steigen. Er öffnete die Augen. »Er wollte mich nicht töten, eindeutig. Von hier oben würde sogar ich ein Ziel meiner Größe treffen. Jedenfalls wenn ich vier Versuche hätte.«
    Taut nickte langsam, als wollte er zeigen, dass er im Kopf Stück für Stück bedachte, was Stachelmann erklärte. »Klingt überzeugend«, sagte er schließlich. »Wenn einer da unten liegt und sich nicht rührt, bietet er ein perfektes Ziel.«
    Stachelmann fragte sich, ob Taut diese Einsicht erst jetzt gewonnen hatte. »Die Ballerei muss nicht unbedingt etwas zu tun haben mit der Internetkampagne.« Ich hätte Brigitte festnageln müssen, schalt er sich.
    »Das sehen wir anders. Wenn wir die Leute erwischen, die diese Schmiererei veranstaltet und die Beiträge ins Internet-Diskussionsforum gestellt haben, dann haben wir auch den Täter. Das sagt mir die Berufserfahrung.«
    Stachelmann fror. Er zögerte, dann sagte er es doch: »Manchmal sind die Dinge anders, als man glaubt.«
    Taut schaute ihn an und zog die Augenbrauen hoch. »Genau, und meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad.«
    Stachelmann dachte an Brigitte und ihr halbes Geständnis. Nein, sie wollte ihn nicht umbringen. Und sie hatte nichts zu tun mit einem Irren, der auf Menschen schoss. »Es soll Omas geben, die Motorrad fahren.« In seiner Stimme lag Ungeduld.
    Taut schaute ihn immer noch an, seine Miene war finster. »Wenn Sie mehr wissen als wir, dann sagen Sie es. Sie wissen, Sie müssen es sagen.«
    »Wenn ich etwas wüsste, würde ich es sagen. Ich ahne etwas. Mehr nicht.«
    »Und die Kampagne gegen Sie? Gleichzeitig, das ist kein Zufall. Und wenn man das im Diskussionsforum liest, wir haben es ausgewertet, da gibt es klare Bezüge zu den Schüssen.«
    »Gewiss. Aber doch im Nachhinein.«
    »Guter Mann, bei allem Respekt, bei solchen Hinweisen bleibt uns keine Wahl, als ihnen zu folgen. Und so viele Zufälle gibt es nicht.« Er schüttelte den Kopf, dann nochmal, wie um sich selbst zu überzeugen. »Stellen Sie sich vor, wir würden dem nicht nachgehen, aber später stellt sich heraus, dass das die Bärenspur war. Die Zeitungen, vor allem die mit den großen Buchstaben, würden uns den Kopf abreißen. Die Versager von der Hamburger Mordkommission. Jedes Kind wäre dem Täter auf die Schliche gekommen, nur nicht die Mordkommission unter ihrem offensichtlich überforderten Leiter namens Taut. Ich bin doch nicht verrückt.« Er drehte sich um und ging langsam zurück zur Luke. »Aber wenn Sie eine andere Spur haben, wir gehen dem nach, versprochen.« Er blieb stehen und fixierte Stachelmann. »Haben Sie eine andere Spur?«
    Stachelmann dachte an Brigitte, die offenbar die Typen kannte, die die Kampagne gegen ihn losgetreten hatten. Aber er schwieg und ging zur Tür, vorbei an Taut, der ihm widerwillig, wie es schien, folgte.
    Als sie wieder auf dem Pflaster des Von-Melle-Parks standen, reichte Taut Stachelmann die Hand. »Wenn Ihnen noch was einfällt, rufen Sie an.« Es hörte sich an wie: Lassen Sie uns in Ruhe unsere Arbeit machen. Wir sind die Profis.
    »Gut«, sagte Stachelmann. Er

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