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Luegenherz

Luegenherz

Titel: Luegenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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mich total indiskutabel, denn es führt zu nichts, genauso wenig wie Vertrauen. Obwohl ich also weiß, dass ich gerade einen schweren Fehler begehe, nehme ich den Anruf an.
    Fünf Minuten später sitzt Ally schon neben mir, direkt auf dem Gras am Ufer, ohne Decke, ohne Handtuch.
    Eine Weile starren wir schweigend aufs Wasser. Ich sage nichts, soll sie doch den Anfang machen.
    »Mila, das war total blöd von mir, was ich gesagt habe, und es tut mir leid. Aber …« Ally seufzt und versucht, meinen Blick aufzufangen.
    Wie, die Entschuldigung ist noch nicht zu Ende und schon hat sie ein aber auf den Lippen?
    »Aber versteh doch! Ich hab mich so schrecklich gefühlt und solche Angst gehabt, und wenn ich gewusst hätte, dass du da bist, dann wäre ich vielleicht ruhiger gewesen. Hast du denn nicht gesehen, wie elend mir war? Warum hast du mich in so einem Zustand fotografiert?«
    Weil es so besprochen war. Ich beiße mir innen auf die Wangenseite, damit ich nicht anfange zu schreien. Ruhig bleiben.
    »Und davon mal ganz abgesehen, Mila, ich finde das alles nicht mehr richtig.« Sie knetet ihre Hände und ringt nach Worten. »Es fällt mir schwer, es zu sagen, und ich hoffe, dass du nicht böse auf mich bist, aber der Landgraf war wirklich nett zu mir. Ich habe ihn am Samstag nur freundlich und beschützend erlebt, da kann ich doch jetzt nicht hergehen und zulassen, dass diese Bilder benutzt werden, um ihn fertigzumachen. Kannst du das irgendwie nachvollziehen?«
    Alles in mir fängt an zu kribbeln. Denn genau das ist sein genial einschläfernder Trick. Und ich hasse Ally, dass sie das nicht durchschaut. Ich muss mir wieder ein paar Steine nehmen und sie so festhalten, dass mir die Kanten in die Hände schneiden.
    Ich hatte wirklich gedacht, Ally wäre anders, sie würde kapieren, worum es hier geht, aber ich habe mich getäuscht – nein, sie hat mich getäuscht, denn in Wirklichkeit gibt es nur eine Erklärung dafür, warum sie jetzt einen Rückzieher macht. Sie hat sich in ihn verknallt, ist ihm auf den Leim gegangen wie die anderen. Ich sehe sie und ihn in dieser Umarmung immer noch deutlich vor mir. Und ihre Kussattacke von vorhin und das Getatsche waren lächerliche Ablenkungsmanöver.
    Die Kanten schneiden tief in meine Handfläche, aber ich spüre keine Erleichterung.
    Und plötzlich wird mir klar, was hier gespielt wird. Wie ein Blitz durchzuckt mich die grauenhafte Erkenntnis, nicht ich habe sie, sondern sie hat mich benutzt, um sich an Landgraf ranschmeißen zu können.
    Es liegt ja klar auf der Hand! Es war Ally immer schon soo wichtig, ihm zu imponieren, ihn mit ihrem Schmuck zu beeindrucken. Und wenn ich so darüber nachdenke, dann war sie eigentlich viel zu schnell Feuer und Flamme für unsere Idee. Vielleicht glaubt sie ja auch, so kriegt sie bessere Noten und kann ihren Eltern zeigen, dass sie es genauso wie ihr bescheuerter Bruder voll draufhat.
    Ich drücke die Steine, so fest ich kann. Außerdem hatten der Landgraf und Ally schon vor mir eine besondere Beziehung, sonst wäre ich ja niemals auf sie und ihre Homepage gestoßen.
    Fester drücken. Das hilft, macht alles andere kleiner und kleiner, hilft, klarer zu sehen.
    Und was, wenn Ally ihn jetzt warnt, meinen Namen erwähnt und von den Bildern erzählt? Was passiert dann mit mir und was bedeutet das für Mama? Kann ich das riskieren? Es würde ihr den Rest geben.
    Da, endlich spüre ich, wie meine Haut sich ergibt. Ein Blutstropfen fällt auf meine Hose, Erleichterung und Ruhe strömen durch meine Adern.
    »Was machst du denn da?« Ally starrt entsetzt auf den roten Fleck.
    »Mit Vanish Oxy Action geht das wieder weg«, ringe ich mir einen Scherz ab, überspiele meine Scham und meinen Zorn, denn auf keinen Fall darf sie mitkriegen, dass ich verstanden habe, was für eine falsche Schlange sie ist.
    Ein neuer Plan muss her! Ein Plan, der jeden drankriegt, der mich reingelegt hat, und sie Schmerz fühlen lässt. Richtigen Schmerz.
    Einen Plan, der alle meine Demütigungen in einen einzigen großen Triumph verwandelt.

19. Ally
    Mila ist weg.
    Nach Augsburg gefahren. Ich sitze an meiner Werkbank und denke immer nur: Mila ist weg.
    Ich sehe ziemlich viel Staub auf der Oberfläche, aber anstatt ihn sofort wegzuputzen, schreibe ich »Mila« in römischer Kapitalschrift, das lernen wir gerade bei Landgraf.
    »Mila«, groß und klein, mit und ohne Seriphen.
    Mila.
    Nachdem ich ihr gesagt habe, dass ich das mit Landgraf nicht tun kann und damit aufhören will,

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