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Luegensommer

Titel: Luegensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Kui
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Faust, eine geradezu amazonenhafte Siegergeste. Das ist genau die Reaktion, die sie sich von ihrem Freund erhofft hat. Doch als sie ihn auffordert, auf dem direkten Weg zu ihr zu kommen, damit sie loslegen können, vertröstet er sie auf den frühen Abend. So lange hätte das alles ja wohl noch Zeit.
    Hat es eben nicht. Denkt sie.
    Jan muss zurück an die Arbeit. »Dann also bis nachher. So gegen neun, ja? Ich freue mich auf dich.«
    »Ich mich auch auf dich.«
    Sie legen auf. Marit hält ihr iPhone in der Hand, sieht gedankenverloren zu, wie das Display erst dunkler und dann schwarz wird. Sie macht sich Sorgen, Jan könnte die Unaufrichtigkeit in ihrer Stimme bemerkt haben. Andererseits: So richtig ehrlich hat er ebenso wenig geklungen. Die Erkenntnis versetzt ihr einen Stich. Bislang hatten sie es nie nötig, sich etwas vorzumachen, wenn sie Nettigkeiten austauschten, dann war das garantiert ernst gemeint und nicht bloß so eine Gewohnheitsfloskel wie bei einem angeödeten Ehepaar. Die Verabredung heute Abend muss alles rausreißen, denkt sie, beschwört sich, locker zu bleiben. Drei Jahre, verdammt. Verdammt – ihre Beziehung ist stabil. Ist einfach zu viel los in letzter Zeit, sie sind beide aufgewühlt, das ist normal. Heute Abend muss ganz toll werden, sie wird ihr neues Kleid tragen, er wird sie sehen und auf diese einnehmende Weise wehrlos sein, und sie werden beide gewiss noch rechtzeitig anfangen, sich wirklich aufeinander zu freuen. Sie und Jan, das muss einfach halten. Muss! Sie lieben sich schließlich.
    Diese Bullenhitze. Dabei ist die Sonne kaum zu sehen, eine schwach gelbe Scheibe in einem weißlichen Himmel, alles Blau auf geheimnisvolle Weise aufgelutscht, genauso alle anderen Farben. Nicht hitzebeständig. Aschfahle Trockenheit um sie herum. Marit wird schwindelig davon und ihre Lippen fühlen sich an wie Schmirgelpapier. Sie ist dehydriert. Warum kann der Sommer nicht einfach mal ein halbes Jahr dauern und dafür gemäßigter ausfallen?
    Es hilft nichts, sie braucht etwas zu trinken. Marit klappt ihr MacBook zu und huscht über den ausgelaugten Rasen ins Haus, wo sie auf ihre Mutter trifft, die sich ein Grinsen nicht verkneifen kann, als Marit eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank fischt und in gierigen Schlucken leert. Wenigstens hält sie den Mund. Inzwischen sind die Handwerker eingetroffen und nehmen die kaputten Scheiben in Augenschein – Stirnrunzeln, Kopfschütteln, das übliche fachmännische Getue, um den Preis in die Höhe zu treiben. Marit stört, wie sie einander Blicke zuwerfen. Als hätten sie sich vorher auf der Fahrt hierher ordentlich das Maul über ihre Auftraggeber zerrissen und fühlten sich jetzt bestätigt. Wieder fehlt die Gegenwart des Vaters. Wie lange will der sich noch in seiner tiefgekühlten Fabrik verstecken?
    Zoés Elternhaus. Diesmal zögert Marit nicht, bevor sie gegen die Tür hämmert, und sie muss auch nicht lange warten, bis ihr geöffnet wird. Von Rena Berger. Obgleich es bestimmt über dreißig Grad warm ist, trägt sie einen ihrer hautengen Rollkragenpullis, schwarz, eindeutig Kaschmir, kurze Ärmel als einziges Zugeständnis an den Hochsommer.
    Marit streckt Zoés Mutter die Hand hin, darauf vorbereitet, dass Zoés Mutter sie nicht ergreifen wird. Eine Vorführung ihrer guten Kinderstube.
    »Du schon wieder? Du kannst es nicht lassen, wie?«, fragt Rena Berger und verschränkt die Arme vor der Brust, als würde sie frösteln.
    Sie ist grässlich dünn. Pathologisch, würde Franka sagen. Kann man in dem Alter noch magersüchtig sein?
    »Es tut mir leid, dass ich störe, aber ich muss einfach mit Ihnen reden.«
    »Mit mir?«
    »Oder mit Ihrem Mann, wenn Sie nicht wollen.«
    Sie wendet den Kopf, ruft ins Haus: »Willst du mit Ansgars Schwester reden? Die Kleine ist genau dein Kaliber. Aber das hast du natürlich längst bemerkt.« Als sie Marits entsetztes Gesicht sieht, huscht ein gehässiges Lächeln über ihr Gesicht. »Warte hier.«
    Zoés Mutter zieht sich in die Reetdachkate zurück, bald darauf erscheint Jespersen, diesmal in Jeans und einem blau karierten, kurzärmeligen Oberhemd, das seiner Körperfülle besser entspricht als das St.-Pauli-T-Shirt vom letzten Mal. Außerdem ist es sauber. Genau wie Marit wirkt er verlegen.
    »Sie meint es nicht so«, sagt er und gibt ihr die Hand. »Magst du reinkommen?«
    »Besser nicht.«
    Also gesellt er sich zu Marit ins Freie, schlägt die Haustür zu und lädt sie in den Garten ein.
    Mit gesetzten

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