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Luftkurmord

Luftkurmord

Titel: Luftkurmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pistor
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auch einigen Pflegerinnen gegenüber.«
    »Gehört das zu
seiner Krankheit?«, fragte Steffen, und Hermann nickte eindringlich.
    »Er kann nichts
dafür. Aber trotzdem ist es nicht schön, wenn er so ausfällig wird und sich
völlig vergisst.«
    »Aber er ist doch
nicht immer so, oder?«
    »Nein. Und deshalb
möchte ich ihm ja auch helfen.« Hermann ließ die Schultern noch mehr hängen und
sah nun aus wie ein Häuflein Elend. »Wenn man ihn beschäftigt, ist es nicht so
schlimm. Deswegen wollte ich mit ihm Karten spielen, und deswegen habe ich ihm
mein Auto gezeigt.«
    »Und was ist dann
passiert?«
    »Ich weiß es nicht
genau. Er muss die Wagenschlüssel an sich genommen haben, als ich kurz auf der
Toilette war. Es ist mir nicht direkt aufgefallen, weil sie hinter der Gardine
auf der Fensterbank lagen.«
    »Er war also noch
da, als du wieder zurückkamst? Und hat weiter mit dir Karten gespielt?«
    Hermann nickte und
rieb dann mit den Handflächen über seine Augen. »Wenn ihm was passiert,
verzeihe ich mir das nie, Ina.«
    »Ist die Polizei
schon informiert?«
    »Sicher. Deine
Kollegen waren hier, und jetzt suchen sie ihn.«
    »Weit kann er nicht
kommen, Pap. Sie werden ihn schon finden.« Ich sah ihn an. »Weißt du, ob schon
jemand in seiner und Reginas Wohnung nachgeschaut hat?«
    »Nein.«
    Ich stand auf und
ging auf die Glasschiebetüren des Haupteingangs zu. Sie öffneten sich mit einem
leisen Surren, und ich betrat den Empfangsbereich. Statt mit einem strahlenden
Lächeln begrüßte mich die Dame hinter dem Tresen jetzt mit steilen Sorgenfalten
auf der Stirn.
    »Ach, Frau Weinz.
Gut, dass Sie da sind. Ihr Vater …«
    »Ich habe schon mit
ihm gesprochen. Er macht sich große Sorgen um Alfons Brinke. Und Vorwürfe.«
    Sie stand auf und
trat hinter dem Tresen hervor. »Sie müssen mir glauben. So etwas ist hier noch
nie passiert. Das ist hier kein Gefängnis. Die persönliche Freiheit ist uns
sehr wichtig. Trotzdem achten wir natürlich immer auf unsere Bewohner. Auf
alle, und auf einige ganz besonders. Herr Brinke sollte morgen einen Platz im
geschützten Wohnbereich bekommen.«
    »Wie lange ist Herr
Brinke denn schon verschwunden?«
    »Bemerkt haben wir
es vor ungefähr einer Stunde.«
    »Dann kann er nicht
weit sein.«
    »Aber er ist doch
mit dem Auto unterwegs.«
    »Trotzdem. Die
Kollegen haben sicher schon alles in die Wege geleitet.«
    Sie verschwand
wieder hinter dem Tresen. »Das war auch zu viel Verantwortung für Ihren Vater.
Daran hätten wir denken müssen, als er sich so hilfsbereit gezeigt hat.«
    »Mein Vater kann
sehr gut selbst entscheiden, wie viel Verantwortung er übernehmen will«,
erwiderte ich, und an ihrem erschrockenen Gesichtsausdruck erkannte ich, dass
ich es wohl genauso scharf gesagt hatte, wie ich es empfand. Hermann war weder
entmündigt noch unter Verwahrsam gestellt. Er war aus freien Stücken hier
eingezogen. »Hat bereits jemand in Herrn Brinkes alter Wohnung nachgeschaut?«
    »Nein. Ich habe den
Polizisten die Adresse gegeben, und sie wollten die Umgebung dort nach ihm
absuchen. Aber die Wohnung selbst ist ja verschlossen. Wir haben den Schlüssel
hier in Verwahrung.« Sie zog eine Schublade auf und blickte hinein. »Ja, hier
ist er noch. Herr Brinke kann also nicht dort sein.«
    »Würden Sie mir den
Schlüssel geben?«, fragte ich und beruhigte sie: »Deswegen bin ich überhaupt
noch mal hergekommen. Ich möchte mich nach dem Tod seiner Tochter um alles
kümmern, bis eine endgültige Lösung gefunden wird.« Das war zwar nur ein Teil
der Wahrheit, aber sie musste genügen. »Wenn Herr Brinke doch irgendwo in der
Nähe der Wohnung ist, finde ich ihn bestimmt. Dann melde ich mich natürlich
umgehend bei Ihnen.«
    »Behalten Sie ihn,
solange Sie ihn brauchen, Frau Weinz.« Sie händigte mir den Schlüssel aus.
    »Danke.« Ich wandte
mich ab und ging auf den Ausgang zu. Auf halben Weg blieb ich stehen. »Ach«,
ich drehte mich wieder zu ihr um und lächelte, »ich bin mir übrigens sicher,
dass Sie alle hier Ihr Bestes geben.«
    ***
    »Und wie gehen
wir nun vor?« Steffen stand in Reginas Wohnzimmer, zog sich die
Gummihandschuhe, die ich ihm gegeben hatte, über und schaute sich um. Ich
wusste, dass uns die Kollegen von der Spurensicherung den Kopf abreißen würden,
wenn das hier irgendwann ein richtiger Fall würde und wir in der Zwischenzeit
unsere eigenen Spuren hinterlassen und andere verwischt hätten. Aber solange es
für die Spusi keine Veranlassung gab, würden sie

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