Lukianenko Sergej
Metall gefertigt war, und zeigte ihn dem
König. »Verzeiht mir, dass ich ihn Euch nicht gebe«,
sagte der Minister, »aber dieser magische Ring trägt das
persönliche Wappen Evykaits, ein horizontal gestrecktes
Achteck, das Zeichen der Ewigkeit. Das mit ihm ausgeführte Siegel hat magische Kraft und lässt sich weder
fälschen noch zerstören. Gerüchten zufolge überlässt
Evykait solche Ringe nur seinen treuesten Vasallen. Es
ist das erste Exemplar, das mir je in die Hände gefallen
ist. Da wir seine Eigenschaften noch nicht umfassend
erforscht haben, würde ich Eurer Majestät nicht empfehlen, das Risiko einzugehen …«
Marcel nickte. Er sah Trix an und winkte ihn mit dem
Finger zu sich. »Setz dich vor den Thron, Herzog Solier«, sagte der König zärtlich. »Von heute an erhältst du
das Recht, in meiner Anwesenheit …« Er verstummte.
»He! Herold! Was haben wir noch an einmaligen Privilegien im Angebot?«
»Sich in Anwesenheit des Königs zu betrinken«, fing
der Herold an aufzuzählen. »Auf dem Pferd in den
Thronsaal zu reiten. Öffentlich Lieder zu singen, obwohl
man weder Gehör noch Stimme hat.«
»Das erste ist noch zu früh für ihn«, entschied der König.
»Das zweite ist nicht nötig, das dritte erlaubt sich ohnehin die Hälfte der Barden … Weißt du was, Trix? Du
erhältst das einmalige Recht, nicht nur in meiner Anwesenheit zu sitzen, sondern auch mit dem Rücken zu mir
zu sitzen!«
Trix dachte an Ian und nickte. »Ich danke Euch, Sire.«
»Und jetzt zu dir, Gris. Was hast du zu den Beschuldigungen zu sagen?«, fragte der König.
Sator hielt den Kopf gesenkt und schwieg. Trix wäre
vor Scham am liebsten im Boden versunken. Sicher, Sator war ein mieser Verräter, aber hier wurden ihm Dinge
vorgeworfen, die er nicht begangen hatte.
»Nichts?«, bohrte der König nach.
»Ich bin schuldig. Aber nur ich allein!«, gestand der
ehemalige Co-Herzog Sator Gris. »Niemand sonst wusste
von dem Verrat. Alle dachten, es sei ein normaler
Putsch … dass ich nur den Co-Herzog Solier stürzen
wollte. Aber eine solche Intrige hätte ich mir nie ausgedacht! Das war Gavar! Er hat mich verleitet, indem er mir
ewiges Leben, Reichtum und Macht versprochen hat …«
Trix klappte der Unterkiefer herunter. Sator Gris redete
immer schneller und schneller, fast als erleichterte ihn
das: »Die Truppen der Vitamanten sollten zu Beginn des
Frühlings eintreffen. Ich sollte ihnen Zutritt zu den
Friedhöfen gewähren, damit sie die Toten aus den Gräbern holen könnten. Außerdem sollte ich meine Vasallen
überzeugen, zu Evykait überzulaufen. Die Vitamanten
wollten Eure Majestät und den zukünftigen Thronerben
vergiften. Dann wäre Tiana, die bis dahin mit Evykait
verheiratet sein sollte, die gesetzmäßige Thronerbin …«
»Das reicht«, sagte der König. »Das ist mehr als genug
für fünf oder sechs Todesurteile.«
Und Sator Gris sagte kein Wort mehr.
»Ich habe meine Zweifel, was deinen Sohn angeht. Er
soll nicht über die Verschwörung im Bilde gewesen sein?«,
sagte Marcel. »Genau wie deine engsten Berater …«
»An allem bin nur ich schuld«, beharrte Sator.
»Immerhin fehlt es dir nicht an Edelmut«, befand der
König, um dann mit voller Stimme zu verkünden: »Ich
respektiere kühne Feinde. Wenn du nicht meinen treuen
Vasallen, den grundguten Co-Herzog Rett Solier, seine
Frau und seine treuen Diener umgebracht hättest …«
Trix traten Tränen in die Augen. Genau! Wenn doch
der gemeine Sator Gris seine Eltern nur nicht ermordet
hätte, um seine niederträchtigen Ziele zu erreichen!
Wenn er überhaupt niemanden ermordet hätte! Wenn er
einfach alle eingekerkert hätte! Wenn das doch wahr
wäre!
Schmerz und Traurigkeit loderten so stark in Trix,
dass ihm schwindlig wurde. Die Stimme des Königs
drang nur noch wie durch Watte an sein Ohr: »… CoHerzog Rett Solier, seine Frau und seine treuen Diener
umgebracht hättest …«
Trix wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab und
sah den König an.
»Eure Majestät!«, unterbrach der Minister der Geheimkanzlei Marcel.
Der König gebot ihm jedoch mit einer Geste Schweigen. »… dann würde ich in meiner grenzenlosen Güte
dein nichtsnutziges Leben schonen. Ich würde dich in die
Samarschaner Wüste schicken, auf dass du den Rest deines Lebens in Armut verbringst, schwer arbeitest und
dich nach dem sehnst, was du verloren hast.«
»Eure Majestät!«, sagte der Minister lauter.
»Aber ich kann nur den Verrat verzeihen, der an mir
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