Lust und Gefahr
ihn, gefesselt vom Anblick seines nackten Oberkörpers. Ihr Mund ging auf und wieder zu. Ihr fiel auf, dass er weiterhin sprach, als er ihr das Hemd nun entgegenstreckte. Sie versuchte es mit einem Scherz. »Das wird mich wohl kaum trocken halten.«
»Mir ging es eigentlich auch eher darum, dich zu bedecken.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf das Tor zum Grundstück. »Ich habe dir doch gesagt, dass meine Sicherheitsleute jeden Moment eintreffen.«
Ellie sah an sich herunter, und zum zweiten Mal in dieser Nacht fühlte sie sich furchtbar verlegen. Ihr klatschnasses Nachthemd war komplett durchsichtig geworden. Im schwachen Licht schien ihre blasse Haut unter dem Stoff praktisch zu strahlen. Kalt und nass ragten ihre Nippel geradezu unzüchtig hervor.
Sie hob die Arme, um sich selbst zu bedecken. Max kam näher und legte ihr sein Hemd um die Schultern. Ehe sie etwas sagen konnte, zog er sie in seine Arme und drückte sie an seine Brust. Trotz des Windes und des Regens verströmte sein Körper Wärme. Sie zitterte, fühlte sich schrecklich und schämte sich. »Lass uns reingehen, damit du dir was Trockenes anziehen kannst«, sagte er. »Meine Männer werden die Polizei benachrichtigen.«
Ellie schüttelte den Kopf. »Du hast schon genug getan.«
»Genug? Ich habe noch nicht einmal angefangen.«
Sie wurde wütend, als sie seinen verärgerten Tonfall wahrnahm. »Ich komme schon allein damit klar, Max.«
»So wie du im Penthouse mit Bridgette klargekommen bist? Ich glaube nicht.«
3. KAPITEL
D er Sturm entlud seinen Zorn in einer Folge von gigantischen Blitzen. Max hob Ellie hoch und presste sie an seine nackte Brust, um sie vor den heftigen Windböen zu beschützen, die selbst das kleinste Sandkorn in ein gefährliches Geschoss verwandelten.
Sein erster Impuls war es gewesen, sie von hier fortzubringen – doch im Augenblick mussten sie erst einmal Unterschlupf vor dem wütenden Sturm finden. Außerdem wollte er ihren Fuß untersuchen.
Mit Ellie auf dem Arm lief er über die Terrasse und trat durch die Tür ins Haus, durch die auch der Eindringling gekommen war. Glasscherben knirschten unter den Sohlen seiner Schuhe, als er durch die offen stehende Glastür das Haus betrat. Ellie stockte der Atem, als hätte sie in diesem Moment begriffen, dass der Mann auf diesem Weg eingedrungen war.
Durch die hellen Blitze konnte man Teile der Inneneinrichtung erkennen. Langsam und vorsichtig umrundete Max die Möbel im Wohnzimmer und ging in Richtung Küche. Auch wenn er seit einer Ewigkeit nicht mehr in dem Haus gewesen war, so war er sich sicher, dass er die Raumaufteilung niemals vergessen würde.
Ellie wand sich auf seinem Arm. »Du kannst mich jetzt runterlassen.«
»Nein.«
»Bitte, Max …«
Er verstärkte seinen Griff noch. Auf diese Weise unterbrach er sie und unterband für den Moment auch jede weitere Frage. Und je weniger er im Augenblick sagte, desto besser.
Der Gedanke daran, was hätte passieren können, brachte das Fass zum Überlaufen. Max war mehr als wütend. Schlecht gelaunt war er hierhergefahren, hatte immer und immer wieder über die Szene mit Bridgette und über Ellies Nachricht nachgedacht. Sobald er angekommen war, hatte er den parkenden Wagen am Straßenrand bemerkt, halb verdeckt von den Bäumen. Irgendetwas an diesem Anblick hatte seine Alarmglocken zum Schrillen gebracht.
Er hatte sich entschlossen, sich erst einmal umzusehen. Und plötzlich hatte er Ellie erblickt, die aus dem Fenster kletterte. Es war klar, dass etwas sie zu Tode erschreckt haben musste. Wahrscheinlich ein Einbrecher. Er hatte den Strahl einer Taschenlampe im Haus ausmachen können, aber der Mann war seltsamerweise kurz darauf ebenfalls aus dem Fenster geklettert und hatte Ellie verfolgt.
Verdammt! Was wäre passiert, wenn Max nicht in diesem Moment aufgetaucht wäre? Was wäre mit ihr geschehen? Seine Gedanken kreisten um die Berichte über den Stalker. War es derselbe Typ? Sein Drang, diesen Mistkerl zu verprügeln, war überwältigend.
In der Küche setzte Max Ellie auf der Anrichte neben der Spüle ab. Der Zorn des Sturmes schien immer noch weiter zuzunehmen. Donner hallte nach, wie eine Drohung, dass noch mehr zu erwarten war. Der Regen trommelte gegen die Scheiben, und es klang eher, als würden kleine Metallkügelchen statt Wassertropfen gegen die Fenster peitschten.
Er schob den Vorhang vor dem großen Fenster zur Seite und hoffte, dass das Licht der Blitze die dunkle Küche ein wenig erhellen würde.
Weitere Kostenlose Bücher