Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Titel: Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
Vom Netzwerk:
Blick wehrte er mit einer
Handbewegung ab. Er hatte für sich beschlossen, eine neue Strategie zu fahren
und bei Adam und Eva anzufangen. Bei dieser jungen Dame durfte man anscheinend
nicht mit der Tür ins Haus fallen, wie sie es zunächst versucht hatten. Direkt
nach ihrem Erscheinen hatte er sie zunächst gefragt, wie sie in den
Unterrichtsraum gelangt sei. Sie wisse, wo der Schlüssel liege, hatte sie
geantwortet. Und danach war er nochmals auf ihr Verhältnis zu Raffael Winter
eingegangen. Und eben das war offensichtlich ein fataler Fehler gewesen, denn
dazu war ihr bisher lediglich die Strafe Gottes eingefallen. Bei der Erwähnung
des Wortes Familie aber schaute Magdalena Fehnkamp ihm erstmals direkt
in die Augen.
    „Wir legen sehr viel Wert auf das
Wort Gottes“, antwortete sie ohne zu zögern.
    „Aha.“ Büttner nahm einen Schluck
Kaffee und sah sie über den Rand der Tasse prüfend an. Mit solch einer Spezies
hatte er es hier also zu tun. Nun, das konnte ja heiter werden. „Dann lesen Sie
wohl sehr viel in der Bibel“, stellte er nüchtern fest.
    „Ja, natürlich. Das Wort Gottes
ist unser Begleiter auf all unseren Wegen.“
    „Ich ... muss dann mal die ...
ähm ... KTU anrufen“, stotterte Hasenkrug fassungslos und sprang, einem
plötzlichen Fluchtgedanken folgend, auf, was ihm ein unwilliges Kopfschütten
seines Chefs einbrachte. Sofort setzte er sich wieder hin.
    „Bleiben Sie ruhig da, Hasenkrug“,
sagte Büttner ruhig, „hier können Sie noch was lernen. Also“, fuhr er an
Magdalena gewandt fort, „Sie sind also eine gottesfürchtige Familie.“
    „Ja.“
    „Und wie groß ist diese Familie?“
    „Wir sind zu dritt. Meine Mutter,
mein Vater und ich.“
    „Sie haben keine Geschwister?“,
wunderte sich Büttner. Normalerweise hatten diese übertrieben Heiligen doch
einen ganzen Stall voller Kinder.
    „Nein. Meine Mutter sagt immer,
es hat nicht sollen sein. Es war wohl Gottes Wille, dass ich ein Einzelkind
blieb.“
    „Hm. Und auf welche Schule gehen
Sie, wenn ich fragen darf?“
    „Auf das Johannes-Althusius-Gymnasium.
13. Klasse. Ich stehe kurz vor dem Abitur.“
    Büttner zog die Stirn in Falten.
Auf dieser Schule war seine Tochter auch, nur eine Jahrgangsstufe tiefer. Er
würde sie mal fragen, ob er Magdalena Fehnkamp kannte. Er konnte sich nicht
vorstellen, dass sie mit ihrer Art viele Freunde hatte. Normalerweise hatten es
solche Kinder unter Gleichaltrigen eher schwer.
    „Und dann gehen Sie wohl auch
regelmäßig in die Kirche?“
    „Wir haben unseren eigenen
Bibelkreis. Wir treffen uns viermal die Woche.“
    „Viermal die Woche?“, rief
Hasenkrug verblüfft aus. Wo gab es denn so was?
    „Ja.“
    „Und in der Schule, kommen Sie da
gut zurecht?“, fuhr Büttner unbeeindruckt fort.
    Magdalena nickte, sagte aber
nichts. Musste sie auch nicht, denn Büttner war auch so davon überzeugt, dass
sie mit Sicherheit eine fleißige und strebsame Schülerin war. Das waren sie
fast immer, diese Heiligen. Sie hatten ja sonst nichts im Leben, womit sie sich
beschäftigen konnten. Noch dazu hatten sie es sich ja zur Aufgabe gemacht,
überall nur Wohlwollen zu erregen. Was ihnen mit ihrer Art natürlich nur selten
gelang. Auch der Klavierunterricht passte jetzt gut ins Bild.
    „Wissen Sie schon, was Sie nach
dem Abitur machen werden, Magdalena?“
    „Ich werde Theologie studieren.“
    „Natürlich. Dafür ist es ganz
praktisch, auch Klavier spielen zu können, nicht wahr“, näherte er sich
vorsichtig seinem eigentlichen Anliegen an.
    „Ja.“ Magdalena senkte den Blick.
    „Waren Sie schon lange Schülerin
bei Raffael Winter?“
    „Seit acht Wochen ungefähr.“
    „Und gestern hätten Sie auch
wieder eine Unterrichtsstunde gehabt.“
    „Ja. Nein.“
    Büttner atmete tief durch. Nun
musste er vorsichtig sein. Er beugte sich vor und sagte ruhig: „Magdalena, Sie
müssen keine Angst haben. Was auch immer Sie hier erzählen, es bleibt unter
uns.“
    „Mein Vater ... er ...“ In
Magdalenas Augen trat ein nervöses Flackern.
    „Ihr Vater wird nichts erfahren,
das verspreche ich Ihnen.“ Wäre ja noch schöner, wenn er das arme Kind bei diesem
Monster verpfeifen würde, dachte er bei sich. Wer sein Kind zu einem Leben
fernab jeder Realität heranzog, der hatte auch nichts anderes verdient, befand
er. Büttner bemerkte aus dem Augenwinkel, wie sich sein Kollege Hasenkrug
versteifte und die Luft anhielt.
    „Also, Magdalena“, tastete sich
Büttner erneut vor. „Warum genau waren

Weitere Kostenlose Bücher