Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
Sie mit Raffael Winter verabredet?“
„Wir wollten ...“, Magdalena
schaute Büttner hilfesuchend an.
„Sie wollten mit ihm schlafen?“,
fragte er vorsichtig.
„Ja“, hauchte Magdalena kaum
hörbar.
„Aber das ist doch nichts
Schlimmes, wenn man sich liebt“, sagte Büttner schnell, um ihr eine gewisse
Sicherheit zu geben. „Und Sie haben Herrn Winter doch geliebt, oder?“
Sie nickte schwach. „Aber mein
Vater ...“
„Ihr Vater wird davon nichts
erfahren, das hatte ich Ihnen versprochen.“
„Es war ... Sünde.“ In Magdalenas
Augen traten Tränen. „Raffael musste sterben, weil ich mich an ihm versündigt
habe.“
„Aber Sie haben sich doch
geliebt“, gab Büttner erneut zu bedenken, „dann kann es doch nun wirklich keine
Sünde sein. Hm. Als Sie bei Herrn Winter ankamen, war er aber schon tot.“
In Erinnerung an die Bilder, die
sich ihr in Raffaels Musikzimmer geboten hatten, schluchzte Magdalena laut auf.
„Ich bin zu ihm gerannt“, schluchzte sie, „ich wollte ihm helfen, aber ich
konnte nichts mehr tun.“
„Dann haben Sie den Rettungswagen
gerufen.“
„Ja.“
„Wann hatten Sie Herrn Winter
vorher zum letzten Mal gesehen?“
„Zwei Tage zuvor.“
„Ist Ihnen irgendetwas Besonderes
aufgefallen? War er anders als sonst?“
Magdalena schüttelte den Kopf.
„Nein, es war alles wie immer.“
„Hatte Herr Winter Feinde?“
„Feinde? Nein. Ich glaube nicht.
Ich ... kannte ihn ja noch nicht so lange.“
„Kennen Sie noch andere Schüler
von Herrn Winter? Oder Bekannte von ihm?“
„Nein. Außer Pastor Eckstein. Er
hat Raffael meinem Vater empfohlen.“
„Wie heißt dieser Pastor mit
Vornamen?“
„Jonathan.“
„Jonathan Eckstein.“ Büttner
bedeutete Hasenkrug mit einem Kopfnicken diesen Namen zu notieren.
„O. k., Magdalena, das war’s dann
fürs Erste“, sagte Büttner und erhob sich aus seinem Stuhl. „Sie können jetzt
gehen.“
Auch Magdalena stand auf und
reichte ihm und Hasenkrug die Hand.
„Vielen Dank, Magdalena, Sie
haben uns sehr geholfen“, strahlte Büttner. Er war unendlich erleichtert, dass
es ihm doch noch gelungen war, dieses Mädchen aus der Reserve zu locken.
Schließlich war sie bisher seine einzige Zeugin, ansonsten tappten sie noch
völlig im Dunkeln. Aber nun hatten sie ja schon einen zweiten Namen. Jonathan
Eckstein. Ihn würden sie sich als Nächstes vorknöpfen.
Während Magdalena das
Polizeipräsidium verließ, schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Das hatte
sie gut gemacht! In ihrer Panik, ihr Vater könnte erfahren, dass sie ihn bezüglich
ihres Verhältnisses zu Raffael Winter angelogen hatte, hatte sie mitten in der
Nacht bei Adrian angerufen und ihn gefragt, was sie machen solle. Bestimmt
wolle die Polizei doch jetzt alles ganz genau von ihr wissen. Adrian hatte
gelacht und gesagt, sie solle doch einfach das heilige Mauerblümchen geben, das
sie über so lange Zeit einstudiert habe. Dann würde der Kommissar bestimmt
Mitleid mit ihr bekommen und sie mit Samthandschuhen anfassen. Außerdem würde
er ihr mit Sicherheit versprechen, ihrem Vater nichts zu erzählen, wenn sie nur
oft genug die reuige Sünderin gab.
Nun, das hatte ja wie am
Schnürchen funktioniert. Sie hatte ihre Rolle perfekt gespielt, aber schließlich
hatte sie ja auch ein Leben lang Zeit gehabt sie zu proben – freilich ohne zu
merken, dass es nur eine Rolle war. Natürlich war die ganze Situation ein
Schock für sie. Aber sie hatte Raffael nicht geliebt. Nein, wenn sie ehrlich zu
sich selbst war, dann war das einzige, was sie an ihm gereizt hatte, sein
Körper gewesen. Dass sie nun keinen Sex mehr mit ihm haben würde, war
bedauerlich. Aber andererseits hatte er sein jähes Ende ja selbst provoziert.
Wer so mit den Menschen umsprang wie Raffael, der musste sich nicht wundern,
wenn ihm jemand eins über die Rübe zog.
Fast an der Schule angekommen, wo
jetzt der Mathematikunterricht auf sie wartete, lachte Magdalena befreit auf
und warf vor lauter Übermut die Arme in die Luft. Bis zum gestrigen Tag hatte
sie sich als Gefangene ihres eigenen Lebens gefühlt. Nichts, was sie bis dahin
gemacht hatte, war ihr jemals richtig erschienen. Sie hatte es ertragen, weil
sie kein anderes Leben kannte und alles als gottgegeben hingenommen hatte. Aber
damit war es jetzt vorbei. Der Mord an Raffael hatte ihr auf seltsame Weise die
Augen geöffnet. Ja, über ihre neuen Empfindungen war sie selbst am allermeisten
erstaunt. Als sie Adrian erzählt hatte, dass
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