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Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Titel: Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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interessierte sie nicht
mehr. Irgendwann hatte sie sie als ihre stetigen nächtlichen Begleiter
akzeptiert, die zwar in gewisser Weise bedrohlich, aber ganz offensichtlich
nicht gefährlich waren. Solange sie nur schön ruhig in ihrem Bett liegen blieb.
    Magdalena drehte sich auf die
Seite, mit dem Gesicht zur Wand. Gerade glitt sie in einen leichten Schlummer
hinüber, als es wie durch einen Nebel hindurch wieder an ihre Ohren drang: Tik-tak,
tik-tak, tik-tak . Mit schreckensweiten Augen setzte sie sich im Bett auf, denn
außer dem seltsamen Geräusch war nun klar und deutlich noch etwas anderes zu
vernehmen: Eine verzerrte Stimme. Sie klang wie die eines Roboters, und sie
sprach in kurzen Abständen immer nur das eine Wort: Magdalena .
    Wie von Furien gehetzt sprang
Magdalena aus dem Bett, drückte wie besessen auf alle Lichtschalter, die in
ihrem Zimmer zu finden waren, und blieb dann, die Arme schützend vor ihrem
Körper verschränkt, wie zur Salzsäule erstarrt in der Mitte des Raumes stehen. War
das Geräusch jetzt weg? Ja. Aber nur dieses seltsame Tik-tak . Ihr Name
aber, der so blechern klang, wie eine rostige Konservendose, schallte nach wie
vor durch die Nacht: Magdalena, Magdalena, Magdalena .
    In ihrer Panik schlang sie die
Arme um ihren Kopf und presste sie mit ganzer Kraft gegen die Ohren. War sie
verrückt geworden? War das die Strafe Gottes? Erschien er ihr, um sie für ihr
sündiges Verhalten zu bestrafen? Ja, das musste es sein! Denn hatte sie nicht
erst heute wieder den ganzen Nachmittag mit Adrian verbracht? Hatte sie sich
ihm nicht in Sünde hingegeben, immer und immer wieder, bis sie beide kaum noch
Luft zum Atmen gehabt hatten? War sie nicht seit dem Nachmittag, an dem Raffael
sie erstmals verführt hatte, mehr und mehr der Sünde verfallen? Und nun kam
Gott der Herr zu ihr, um sie auf den rechten Weg zurückzuführen. Gerade wollte
Magdalena auf die Knie fallen, um Abbitte zu leisten und den Herrn um Vergebung
zu bitten, als plötzlich die Tür zu ihrem Zimmer aufflog und mit einem lauten
Knall gegen die Wand donnerte. Erschrocken fuhr sie herum. „Papa“, keuchte sie
wie von Sinnen und warf sich im nächsten Moment in seine Arme. Doch er stieß
sie von sich, das Gesicht wutverzerrt. „Was fällt dir ein, mitten in der Nacht
einen solchen Krach zu machen“, schrie er außer sich vor Zorn, „sag mir
augenblicklich, was in dich gefahren ist, mitten in der Nacht Musik zu hören!“
    Magdalena sah ihn entgeistert an.
Sein Kopf war hochrot angelaufen und schien im nächsten Moment platzen zu
wollen. Seine wenigen noch verbliebenen Haare standen wie elektrisiert vom Kopf
ab. Sein Bademantel hing auf Halbacht, er hatte es nicht geschafft ihn
ordentlich zuzubinden und zerrte nun nervös an seinem Gürtel herum. Seine Füße
waren nackt. Offensichtlich hatte er sich nicht einmal die Zeit genommen, in seine
Pantoffeln zu schlüpfen.
    „Aber, ich ... ich tue doch gar
nichts“, stammelte Magdalena und brach, nun vollends mit den Nerven am Ende,
weinend in sich zusammen.
    „Woher kommt dieses verdammte
Geräusch?“, schnaubte Onno Fehnkamp wutentbrannt, griff ihr grob in ihre
Lockenmähne und zog sie an dieser wieder auf die Beine. Magdalena gab einen
durchdringenden Schmerzensschrei von sich, woraufhin ihre Mutter ins Zimmer
gestürmt kam und mit schriller Stimme rief: „Aber, Onno, was machst du denn mit
dem Kind!? Gott im Himmel, was ist denn bloß in dich gefahren!?“
    Onno Fehnkamp erstarrte. Ganz
langsam, wie in Zeitlupe, drehte er sich zu seiner Frau um und sah sie an, als
wäre sie soeben der Hölle entstiegen. Er löste seinen Griff aus Magdalenas
Haaren und ging nun, mit drohend erhobener Hand, langsames Schrittes auf seine
Frau zu, die, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, Schritt für Schritt vor
ihm zurückwich. Doch ganz plötzlich, als hätte jemand in seinem Hirn einen
Schalter umgelegt, blieb Onno Fehnkamp stehen. Er lauschte und drehte sich dann
wie von Geisterhand gesteuert um. „Was ist das?“, sagte er fast flüsternd, und
seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Was, um alles in der Welt,
ist das?“
    Ohne Magdalena oder seine Frau
noch eines Blickes zu würdigen, folgte er wie gebannt dem blechernen Geräusch,
das nach wie vor in immer dem gleichen Rhythmus durchs Zimmer hallte. Magdalena,
Magdalena, Magdalena! Am Fenster angekommen, zog er den Vorhang beiseite –
und stieß im nächsten Moment einen kehligen Laut aus, der einem Grunzen sehr
nahe kam.

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