Lustbeweise
... Die Karten hat Henry organisiert, aber das hier ist mein Weihnachtswunsch - eine einzigartige Verabredung mit dir."
Verlegen senkte er den Blick.
„ Dein Weihnachtswunsch ist eine Nacht mit mir?"
„ Nein."
Sie starrte ihn an und für einen kurzen Augenblick glaubte er, Enttäuschung in ihren Augen erkennen zu können. Vielleicht hatte er doch noch eine Chance bei ihr.
„ Ach so. Ich hatte schon gedacht ... "
Sie stockte und wandte den Blick ab.
„ Louisa, ich will mehr als nur eine Nacht mit dir. Ich will dich ganz und nur für mich."
Er bemühte sich, seine Worte wirklich eindringlich klingen zu lassen, schließlich sollte sie nicht glauben, er wolle sich über sie lustig machen.
Sanft streichelte er ihre Wange, hob dann ihr Kinn an und berührte ihre Lippen ganz sacht mit seinen. Allein dieser kurze Kontakt löste eine brennenden Begierde in ihm aus und er musste sich beherrschen, sie nicht einfach an sich zu reißen. Zuerst musste er wissen, was Louisa für ihn empfand.
Zu seiner Erleichterung lächelte sie ihn an.
„ Du bist wirklich bescheuert, Ben. Ein Date mit mir hättest du auch auf einfacherem Wege haben können. Aber wo wir schon mal hier sind, sollten wir erstmal gemeinsam das Konzert genießen. Anschließend lade ich dich noch auf einen kleinen Weihnachtsumtrunk ein, ok?"
Sie hakte sich bei ihm unter und gemeinsam betraten sie die Konzerthalle. Wie zufällig wanderte ihre Hand zu seinem Po und gab ihm einen liebevollen Klaps.
No Business As Usual
Felix stöhnte innerlich.
Er war gerade erst von einer Geschäftsreise aus Bangkok zurückgekehrt und wünschte sich nichts sehnlicher, als sich nach Feierabend auf seinem Kingsize-Sofa auszustrecken, irgendeinen belanglosen Film zu schauen und jeden Gedanken an Arbeit ganz weit hinter sich zu lassen.
Stattdessen hatte ihm sein Chef gerade eröffnet, dass er noch am gleichen Abend einen Flieger nach Stockholm besteigen und in einem exklusiven Wellness-Hotel ein wichtiges Kundengespräch führen würde.
Natürlich hätte er sich weigern können, doch wäre einer offenen Rebellion gleich gekommen. Felix war ehrgeizig. Mit seinen 25 Jahren hatte er bereits einen Master in Betriebswirtschaftslehre in der Tasche und eine leitende Position in einem weltweit agierenden Unternehmen ergänzte können. Sein Chef hatte von einem Vertrauensvorschuss gesprochen- und Felix wollte ihn keinesfalls enttäuschen.
Enthusiasmus heuchelnd erkundigte er sich nach seiner genauen Aufgabe.
Sein Chef Dr. Bregenz, ein großer, sportlicher Mann Mitte 50, reichte ihm einen winzigen, futuristisch geformten USB-Stick.
"Auf dem Stick finden Sie ein ausführliches Briefing. Ihre Aufgabe ist es, die Svenson-Gruppe für unser Solar-Projekt zu begeistern und vorzufühlen, inwieweit die Mitglieder des Aufsichtsrats bereit sind, in die Verwirklichung der Idee zu investieren. Sie lassen also Ihren Charme spielen und bringen Ihre Sachkenntnis ein, wenn es nötig ist. Ich verlasse mich auf Sie und Ihre hervorragende Kommunikationskompetenz, Herr von Heesen."
Felix nickte und lächelte verbindlich, obwohl im eigentlich eher danach war, seinen Boss mit einer Reihe unflätiger Ausdrücke zu bedenken.
Natürlich hatte er sich bestens im Griff und erwiderte:
"Ich danke Ihnen für das Vertäuen, das Sie in mich setzen, Dr. Bregenz. Wenn Sie erlauben, werde ich mich jetzt in mein Büro zurückziehen und das Briefing verinnerlichen."
Bregenz nickte und widmete seine Aufmerksamkeit augenblicklich wieder dem Prospekt, welches vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
Zähneknirschend und, wie er aus den Minen seiner Kollegen schließen konnte, einem säuerlichen Gesichtsausdruck, machte Felix sich auf den Weg in sein kleines Büro am Ende des Flures. Dort angekommen, warf er sein Jackett achtlos auf eine Kommode, öffnete die ersten zwei Knöpfe seines Hemdes und ließ sich ächzend auf seinen Schreibtischstuhl fallen.
Dummerweise war es ihm nicht einmal vergönnt, eine kleine Pause einzulegen. Er war mit dem Solar-Projekt keineswegs so vertraut, wie Bregenz vielleicht glaubte. Sich die Fakten einzuprägen und die Verhandlungen vorzubereiten würde Stunden dauern.
Gerade, als Felix lustlos seinen Laptop aufgeklappt und den Stick aktiviert hatte, klopfte es an der Tür. Einen Moment lang war er versucht, dem ungebetenen Störenfried den Eintritt zu verweigern, doch möglicherweise wollte Dr. Bregenz ja noch etwas mitteilen. Also setzte er seine Brille auf, die er vorhin auf
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