Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
mehr, was ich denken soll. Warum lügt mein Vater mich an?“, ein leises Schluchzen beendete diese Frage.
Xaviers Hand strich über Ayleens silberblondes Haar.
„Weil er spürt, dass du in Wirklichkeit zu uns gehörst, Ayleen“, jetzt war seine Stimme so zärtlich und weich wie sein Streicheln. „Du gehörst zu uns Vampiren. Gib ruhig zu, dass du dieses Verlangen in dir gerade jetzt spürst. Du besitzt bereits unsere Schönheit, unsere Unsterblichkeit. Ich könnte dir die dunkle Macht verleihen und mit einem Schlag wärst du frei. Es tut nicht sehr weh.“
Was für ein verführerisches Angebot. Ja, er hatte recht. Sie spürte dieses Verlangen, diese Wildheit in ihr hochbrodeln wie den Inhalt einer Flasche Sekt, den man zuvor geschüttelt hatte. Und je mehr er sie berührte, desto stärker wurde es. Jetzt küsste er sie sogar! Ohne Furcht und voller Neugier erwiderte sie diesmal seinen Kuss. Irgendetwas tief in ihr drin schrie „ Vollende es! “
Das Biest, der Verführer – der allem Vampirblut innewohnte – meldete sich und übernahm die Regie über ihr Fühlen und Denken. Sie drängte sich seinem Körper entgegen, der zu ihr auf das Bett glitt. Die wenige Kleidung streifte er von ihrem bislang unberührten Leib. Sie war so knabenhaft schlank, dass es ihm leicht fiel, seiner wahren Natur in diesem Fall zu widerstehen und sich zum ersten Mal einer Frau zu widmen. Ihre Unschuld machte es ihm doppelt leicht.
Wenn zwei Fürstenhäuser sich vereinen, zuckte es durch den Kopf als er in sie eindrang und sie im ersten Schmerz zusammenzuckte. Der ließ nach, je mehr sie seinem Rhythmus folgte und schließlich genoss sie jede seiner Bewegungen bis zu einem ekstatischen Höhepunkt, der sie leise aufschreien ließ. Ihr Körper bebte noch nach und jeden Augenblick erwartete sie seinen Biss. Doch der blieb aus.
Sie schlug die Augen auf und sah ihn erstaunt an. „Warum wandelst du mich nicht?“
Xavier erhob sich langsam und begann, sich anzukleiden. Es war eine erfrischende, neue Erfahrung für ihn gewesen. Aber keine, die er unbedingt wiederholen musste, entschied er für sich.
„Ich habe nicht gesagt, dass ich dich wandeln würde. Dein Blut könnte mich eventuell sogar töten. Ich sagte, ich würde dir die dunkle Macht verleihen, und das habe ich getan. Nur das mit der Freiheit war gelogen.“ Außerdem ziehe ich einen männlichen Gefährten vor.
„Aber … ich verstehe nicht.“
Xavier blickte sie nun an. „Das brauchst du auch nicht, du Unschuldslämmchen. Du wirst es schon noch selbst herausfinden. Oder du liest es in der Offenbarung nach.“
Er kicherte leise und verschwand, wie üblich, in einer schemenhaften Wolke, die sich in Windeseile durch die Nacht davon tragen ließ.
†
Am nächsten Morgen traf er wieder im Vatikan ein und man ließ ihn ohne Probleme in das Arbeitszimmer des Bischofs bringen, wo er seine angeblichen Studien fortsetzen wollte. Es fiel ihm nicht schwer, den ehemaligen Geheimgang hinter dem riesigen Bild eines alten Papstes zu entdecken, dessen Rahmen sich von der Wand aufklappen ließ wie eine Postkarte. Es war deutlich zu erkennen, dass hier frisches Mauerwerk entstanden war. Für sich selbst brauchte er nur wenige Steine zu entfernen, denn als Schattenwesen genügte die kleinste Öffnung. Für die menschlichen Opfer allerdings musste der Eingang vergrößert werden, so dass er sie hinunter bringen konnte.
Er machte sich sogleich an die Arbeit und schuf einen halbhohen Eingang, durch den ein Mensch auf Knien in den Gang hinein kommen konnte. Allerdings ging er davon aus, dass die meisten Opfer hier nicht freiwillig hinunter gehen würden. Er musste sie also ohne Bewusstsein in das Gewölbe bringen. Von der Kraft her war das kein Problem. Aber vielleicht würde auch ein kleiner Trick genügen?
Als er den Gängen folgte und mit dem entwendeten Schlüssel das Portal öffnete blickte er sich sorgfältig um. In der Halle der Urnen gab es alte eiserne Ringe in den Wänden, dort konnte man einen gefesselten Menschen so lange gefangen halten, bis er das Ritual vollziehen konnte. Da er von Natur aus praktisch veranlagt war, wollte er gleich mehrere Erweckungen zum gleichen Zeitpunkt durchführen. So konnte er sicher gehen, dass in einer einzigen Nacht alles vorbei sein würde. Auf den in Azraels Bibel erwähnten Zeitpunkt wollte er nicht warten. Dass das vielleicht ein Fehler sein könnte, kam ihm nicht in den Sinn. Zu besessen war er von seinem Plan und seinen
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