Lux Aeterna (German Edition)
Xavier lächelte und verneigte sich nun doch aus Höflichkeit.
„Verzeiht mir. Ich bin sprachlos, Mylady, man hat mir von Eurer Schönheit berichtet, doch die Realität übertrifft die Gerüchte bei weitem.“ Jetzt war er ganz der charmante Franzose.
Lady Alderley senkte geschmeichelt den Blick. „Und was gedenkt Ihr nun nach diesem Tauschgeschäft zu tun? Vielleicht sollten wir uns zunächst einmal kennen lernen. Erlaubt mir, Euch zunächst etwas von meiner Heimat zu zeigen. Oder wollt Ihr mich gleich entführen?“, fragte sie mit gekünstelter Heiterkeit und wandte sich zur Tür. Sie wollte den Prinzen aus diesem Raum locken.
Aber der hatte sich über sein weiteres Vorgehen gar keine Gedanken gemacht. Wie sollte er einer so mächtigen Vampirin gerecht werden? Verlegen blickte er sich um. Sie waren beide tatsächlich allein. Nun, wenn sie ihm das Schloss zeigen wollte, warum nicht? Es war zwar nicht sein Wohnstil, aber irgendwo mussten sie ja residieren. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er der zierlichen Schönheit folgte.
Leander Knight atmete auf. Seine kurze Anwesenheit war unbemerkt geblieben, und Xavier hatte tatsächlich Wort gehalten. Er konnte hören, dass die Lady den Franzosen im Foyer mit charmantem Geplauder umgarnte und nahm vorsichtig die Urne in beide Hände. Eine pulsierende Kraft, die er deutlich spüren konnte, ging von ihr aus,. Kein Wunder, auch er trug Jasons Blut in sich. Das Blut des ersten rechtmäßigen Fürsten der Neuzeitvampire. Da war immer noch eine Verbindung zwischen ihnen. „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ , dachte Leander. „Wir spüren einander, egal in welcher Dimension oder in welchem Zustand wir uns befinden.“ „ Eilig wickelte er das Gefäß in seinen weiten mitternachtsblauen Umhang, der ihm den Ausdruck eines mittelalterlichen Aristokraten verlieh, und verließ das Schloss mittels Teleportation, die alle Engel beherrschten.
Kaum war er verschwunden, tauchte eine andere mächtige Präsenz auf Glenmore Castle auf: Marcus Carolus. Den alten Haudegen hatte es nicht Zuhause gehalten, und er war voller Sorge um die Fürstin, die sich den Händen dieses Strolches überlassen wollte. Diese schöne Frau sollte nicht mutiger sein als er!
Gerüstet mit seinem geliebten Kurzschwert, das allerdings schon etwas Rost angesetzt hatte, machte er sich in dem weitläufigen Gebäude auf die Suche nach Xavier, dessen Anwesenheit er in Gedanken deutlich spüren konnte. Dieser befand sich inzwischen mit der Fürstin in der Bibliothek des Anwesens.
Lady Alderley hatte einige Kerzen in den Silberleuchtern angezündet und die großen Tücher von den Sitzgelegenheiten entfernt, so dass der Raum mit den bis zur Decke gefüllten Bücherregalen fast anheimelnd wirkte. Ein riesiger antiker Globus stand neben dem Sofa und erinnerte an vergangene Zeiten.
Bisher hatten sie sich recht höflich miteinander unterhalten, doch der junge Xavier wurde ungeduldig. Er wusste, dass die Fürstin zum Morgengrauen hin ihre Schlafstätte aufsuchen musste, und er wollte keine Zeit mehr verlieren. Mit Andeutungen hatte er ihr bislang klar zu machen versucht, dass er ihr Paris und ganz Europa zu Füßen legen würde, sollte sie zu einer Art Partnerschaft bereit sein. Bislang war die Lady einer Antwort kokett ausgewichen.
Als der Franzose erneut einen Vorstoß in diese Richtung machen wollte, flog die schwere Flügeltür der Bibliothek mit einem Knall weit auf. Marcus Carolus stand in voller Größe und ebenfalls in Schwarz gekleidet im Türrahmen und flog wie ein Racheengel auf den viel kleineren und schlankeren Xavier zu. Dieser erholte sich gerade vom ersten Schrecken. Warum hatte er sich auch von dieser schönen Frau so weit ablenken lassen, dass ihm die Anwesenheit des zweiten Fürsten entgangen war?
Er fluchte still in sich hinein, als er dem ersten unkontrollierten Hieb des alten Römers auswich. Xavier griff nach einem der schweren Kerzenleuchter, während die Lady sich rasch aus dem Kampfgebiet zurückzog und den beiden Kontrahenten lieber von weitem zusah. Rohe Gewalt war ihr zuwider. Ihr Spezialgebiet war die Verführung.
Trotz seines wesentlich geringeren Gewichtes und der mangelnden Kampferfahrung war der Vampirprinz ein ebenbürtiger Gegner für den Fürsten, aufgrund des göttlichen Blutes von Camazotz, das er in sich trug. Xavier kämpfte gerissen und war behänder, so dass das Schwert des Römers ihn immer wieder verfehlte. Inzwischen glich der sonst so kultiviert
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