Lux Aeterna (German Edition)
wirkende Raum einem Schlachtfeld. Der Globus lag bald zerborsten auf dem Boden. Die Hiebe des Fürsten hatten tiefe Schnitte in das Holz der Möbel und Regale gerissen, hinter denen Xavier in Deckung ging, um den Gegner noch mehr zu reizen.
Mehr als einmal hatte der Franzose dem Römer in blitzschnellen Angriffen aus dem Hinterhalt einige Bisswunden an Armen und Schultern beigebracht.
Aber auch Xaviers Oberkleidung war zerrissen. Das Schwert hatte ihn mit der Spitze an der Brust kurz gestreift und einen ziemlich tiefen, blutigen Schnitt hinterlassen, der jedoch bereits langsam zuheilte. Xavier riss sich das Hemd nun ganz vom Leib und warf es von sich.
Der Franzose hing gerade mittig an der Leiter, die dem Bibliothekar die Arbeit an den deckenhohen Bücherregalen erleichtern sollte, und lachte den tobenden Fürsten von oben hämisch an.
„Komm sofort da runter, Dantes! Kämpfe wie ein Herrscher oder stirb wenigstens wie einer“, forderte dieser ihn zornig auf. Seine schwarzen Pupillen glühten wie heiße Kohlen.
Ein gefährliches Glitzern tauchte dagegen im Hintergrund von Xaviers meerblauen Augen auf. „Du Narr, glaubst du wirklich, ich wäre unbewaffnet hier hergekommen?“, reizte er den ehemaligen Centurio. Mit diesen Worten griff er hinter sich in den Hosenbund. Im Gürtel steckte eine der Einhornwaffen, die er geschickt unter dem langen Hemd verborgen hatte.
Als Marcus Carolus genau unter ihm an der Leiter stand, um ihn wie eine reife Pflaume vom Baum zu schütteln, stieß sich Xavier über ihm von der Leiter ab, schlug einen Salto in der Luft und kam so hinter dem breiten Rücken des Fürsten zu stehen. Im selben Augenblick stieß er diesem mit voller Wucht das Einhorn ins Herz. Carolus bäumte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Mit einem Klirren fiel das Kurzschwert zu Boden. Lady Alderley schlug erschocken die Hände vor den Mund. Ungerührt sah Xavier zu, wie der letzte alte Fürst zu Staub zerfiel. Dann wandte er sich mit einem zornigen Blick zu der Fürstin.
„Seid Ihr für diesen Hinterhalt verantwortlich gewesen?“, fragte er ungehalten und ging in drohender Haltung zu der adeligen Dame hinüber. Diese schüttelte heftig den Kopf.
„Ich wusste nicht, dass er hier auftauchen würde, glaubt mir“, beteuerte sie glaubhaft. Angst schien sie jedoch nicht zu haben. Sie erwiderte seinen Blick ohne Furcht.
„Wenn Ihr mit mir das Gleiche vorhabt, dann bitte“, sagte sie, hob beide Hände und erwartete seinen Dolchstoß. Xavier schüttelte den Kopf.
„Nein, Mylady, aber ich erwarte von Euch, dass Ihr Euer Wort haltet. Ihr kommt mit mir nach Paris, als meine Gefährtin!“ Er packte die Fürstin grob am Handgelenk und zog sie mit sich fort.
„Und nun beeilt Euch, bevor das Sonnenlicht Euch den Garaus macht. Wir haben nur noch eine Stunde bis zum Morgengrauen!“, rief er im Gehen aus.
Dann wurden sie eins mit der Nacht.
* * *
Die fahle Morgensonne bedachte die verwüstete Bibliothek mit einem wirren Muster aus Schatten und Licht. Gedankenverloren starrte Leander Knight auf den Haufen Asche am Fuße der Leiter, auf dem das halbverrostete Schwert ein makabres Grabkreuz bildete. Er war nach Glenmore Castle zurückgekehrt, nachdem er das Landhaus verlassen vorgefunden hatte. Hätte er nur besser auf diesen störrischen Römer aufgepasst!
Das gleichzeitige Verschwinden von Lady Alderley sagte ihm, dass nun Xavier alle Trümpfe in der Hand hielt, zumindest schien es so. Sein Antlitz verfinsterte sich bei dem Gedanken, was dieser Größenwahnsinnige der schönen Fürstin antun könnte. Weiter fiel sein Blick auf das zerrissene Hemd aus schwarzer Seide, das neben der Asche des Vampirs lag. Er hob es auf. Der Geruch des Herrenparfüms sagte ihm, dass es nur Xavier gehört haben konnte. Fast wollte er es angeekelt wieder von sich werfen, als er innehielt. Eine Stelle des Hemdes war feucht. Blut! Das Blut von Xavier Dantes, des Vampirprinzen war in dieses Hemd gesickert, bevor sich seine Wunde wieder geschlossen hatte. Leander schmunzelte. „Jetzt stehen die Chancen wieder gleich, mein Junge“ , dachte er. „Jetzt habe ich alles was ich brauche, um dir den richtigen Gegner zu schaffen!“ Erleichtert packte er das Kleidungsstück, warf noch einen letzten Blick auf die Überreste des Fürsten und begab sich in die Toskana auf sein Weingut. Hier in Schottland konnte er nichts mehr ausrichten.
Im Keller seines alten Weinguts befand sich das Labor, in dem er einen
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