Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
Vom Netzwerk:
archivierten privaten Nachrichten
    durch. Catherine hatte ihm geschrieben, die Mail war erst wenige
    Stunden alt. Sie hatte weitere ›Träume‹ gehabt. Zum Schluss berichtete
    sie etwas, das Ben nach Luft schnappen ließ. Kardinal Benelli habe ihr
    Das Buch der Taten gezeigt!
    Sofort machte es in Bens Kopf klick. Darius’ Bibel! Das Evangelium des
    Lukas wurde auch Apostelgeschichte oder Das Buch der Taten genannt!
    Er sah auf die Uhr. Mist! Um diese Zeit hatte er wohl kaum eine Chance,
    Catherine im Apostolischen Palast zu sprechen. Im Geiste ging er eine
    Reihe von möglichen Treffpunkten durch, die nicht außerhalb der
    Grundmauern des Vatikans lagen. Am besten, sie trafen sich heute
    Abend am Petrusgrab. Er schickte ihr eine SMS. Nun würde er warten
    müssen, bis er mit Catherine gesprochen hatte. Alles andere war im
    Augenblick viel zu riskant. Er wusste ja nicht einmal mehr, ob er Ciban
    noch vertrauen konnte.

55.

    Catherine hatte in der Nacht kaum geschlafen, die Träume hatten ihr
    kaum zwei Stunden Ruhe gegönnt. Wie es aussah, kämpften sich die
    Reminiszenzen aus Benellis Geist, die mit der Energieübertragung
    irgendwie auf sie übergegangen waren, mehr und mehr aus ihrem
    Unterbewusstsein hervor. Wieder hatte sie fragmentarisch von dem
    Gesalbten und den zwölf Jüngern geträumt, meist sogar im
    Wachzustand. Was immer der tote Kardinal mit ihr getan hatte, damit sie
    den Papst stärken konnte, hatte zur Folge, dass sie Dinge sah, die sie
    nicht einzuordnen vermochte, die sie verwirrten. Die Jünger in ihren
    Visionen waren andere Mächte als jene, die sie aus der Bibel kannte.
    Was hatte eigentlich dieses rote Buch in dem Stahlschrank, das Benelli
    ihr nun schon dreimal gezeigt hatte, mit ihrer Mission zu tun?
    Als sie ihren Dienst im päpstlichen Haushalt antrat – zuvor hatte sie
    Schwester Thea, in den frühen Morgenstunden in ein schwarzes
    Kapuzengewand gekleidet, in den vatikanischen Gärten getroffen –,
    erfuhr sie dank einer ihrer Mitschwestern von dem überraschend
    einberufenen Treffen zwischen Papst Leo und einigen Kurienkardinälen
    im päpstlichen Speisezimmer. Einige der Nonnen bereiteten den
    Vormittag über ein reichhaltiges französisches Mahl zu und sorgten für
    die entsprechende Getränkeauswahl bei Tisch. Gerade als Catherine sich
    nach getaner Arbeit zurückziehen wollte, bat Leo sie, bei dem Treffen
    zugegen zu sein, getarnt als eine der dienstbaren Nonnen, die das Essen
    auftrugen und darauf achteten, dass die leichten sowie die etwas
    schwereren Getränke nicht ausgingen. Der Papst war sich sicher, dass
    ihre Nähe ihm bei dem bevorstehenden Treffen guttun würde. Noch
    steckte ihm der Schock des letzten Zusammenbruchs tief in den
    Knochen, dabei durfte er als Kirchenoberhaupt nicht die geringste
    Schwäche zeigen.
    Kardinal Ricardo, der Chef der Vatikanbank, war der Erste, der im
    päpstlichen Wohnbereich erschien. Danach kamen die Kardinäle
    Gasperetti und Monti, denen Catherine bereits auf dem Empfang in der
    Benelli-Villa begegnet war. Unmittelbar bevor das Essen serviert wurde,
    traf Kardinal Ciban ein. Er wechselte mit Catherine einen kurzen,
    unauffälligen Blick, in dem ein Hauch von Überraschung lag, und nahm
    dann mit den anderen Kardinälen und Leo am Tisch Platz.
    Es war das erste – und vermutlich auch das letzte – Mal, dass Catherine
    Zeugin eines solch geheimen Konsistoriums wurde. Sie würde an diesem Mittag vermutlich Dinge zu hören bekommen, von denen kein
    Außenstehender jemals erfahren würde. Im Grunde musste dieser
    Umstand Ciban in ihrem Falle äußerste Sorge bereiten. Die anderen
    Kardinäle nahmen von ihr und der anderen Schwester, die ebenfalls
    servierte, keinerlei Notiz. Niemand schien sie in ihrer üppigen
    Verkleidung mit der dicken Brille zu erkennen.
    Nach dem Gebet aßen die Kardinäle gemeinsam mit dem Papst. Es kam
    Catherine vor, als handelte es sich um eine Gemeinschaft, die sich schon lange kannte und die es während des Gesprächs über die hohe
    vatikanische Politik nicht mehr nötig hatte, irgendwelche Spielchen zu
    spielen. Vor allem Gasperetti und Monti legten ihre politischen
    Ansichten als Gegengewicht zu Leos Perspektive höflich, aber bestimmt
    auf den Tisch. Nach außen hin schien es keinerlei Feindseligkeiten in
    dieser Runde zu geben, auch wenn Catherine eine gewisse Anspannung
    durchaus spürte.
    »Im Interesse der Kirche sollten wir mit solchen Äußerungen vorsichtig
    sein«, sagte Gasperetti und wandte sich

Weitere Kostenlose Bücher