Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
Vom Netzwerk:
Catherine lief seit Jahren ein Verfahren, das noch unter Papst Innozenz und Cibans Vorgänger Monti begonnen hatte. Leo hatte
    schon als Kardinal mehr Sympathie für die kluge, couragierte Nonne
    empfunden als für Innozenz, Monti und die Gerichtshöfe der Inquisition,
    daher stand Catherine seit der letzten Papstwahl, soweit es ging, unter
    seiner Protektion. Zugegeben, dies hatte nicht gerade dazu beigetragen
    ein freundschaftlicheres Verhältnis zu Ciban aufzubauen, doch wie es
    aussah, war der Präfekt Profi genug, um ihre Arbeitsbeziehung nicht darunter leiden zu lassen.
    Schließlich fragte Massini in die kleine Runde: »Gibt es etwas Neues
    über den Tod von Pater Darius?« Als Leos Vertrauter war er zumindest
    über die Morde informiert.
    »Nein«, antwortete der Kardinal knapp.
    Wenn Leo etwas als unbehaglich empfand, dann war es die
    unangemessene Distanz, mit der Ciban Massini begegnete. Leo, der
    Massini auf den Rat von Innozenz als ersten Privatsekretär übernommen
    hatte, sah keinen Grund für diesen kühlen Umgangston. Der Mann war
    nicht nur ein sympathischer Mensch, er leistete auch hervorragende
    Arbeit und begegnete Ciban stets mit großem Respekt, ohne dabei
    unterwürfig zu sein.
    »Keinen Hinweis? Nicht den geringsten?«, hakte Massini nach, als
    nähme er Cibans Reserviertheit gar nicht wahr.
    Der Kardinal starrte den Jüngeren an. Gerade als Leo eingreifen wollte,
    erklärte er: »Nun denn, die üblichen Verdächtigen scheiden aus.
    Extremisten, die Mafia, unsere Freunde die Freimaurer, das Direktorat,
    der Rat, die Liga, das Syndikat, die Allianz, das Opus Dei … Es gibt
    keinen einzigen Hinweis darauf, dass auch nur eine dieser
    Gruppierungen etwas mit den Morden zu tun hat.«
    Das ›Opus Dei‹, klang es in Leos Gehirnwindungen nach. Zu Beginn
    seines Pontifikats hatte er sich gefragt, ob Ciban möglicherweise
    Mitglied des ultrakonservativen katholischen Bundes war. Doch dann
    hatte er von einem bedeutenden Prälaten im Kirchenstaat erfahren, dass das Verhältnis zwischen dem Kardinal und dem Opus nicht gerade
    freundschaftlich zu nennen war. So hatte das Opus über viele Jahre
    hinweg um Cibans Mitgliedschaft geworben, der stattdessen mit
    Ermittlungen gegen den Orden begonnen und sich mit seinem Vorgänger
    angelegt hatte. Der greise, machthungrige Kurienkardinal Sergio Monti,
    ein unverbesserlicher Erztraditionalist, stand in dem Ruf, seine Gegner
    mit Haut und Haaren zu verschlingen. Dass Ciban Monti die Stirn
    geboten und dabei auch noch triumphiert hatte, gefiel Leo, zumal es das
    Schicksal so wollte, dass der ältere Kardinal, der unter Innozenz’
    Pontifikat beinahe zwei Jahrzehnte Großinquisitor gewesen war, auch zu
    Leos ärgsten Gegnern zählte.
    Der bedeutende Prälat war in seiner Bemerkung über Ciban sogar noch
    einen Schritt weiter gegangen, wohl weil er die Zweifel des Papstes
    gespürt hatte.
    »Kardinal Ciban und ich sind zwar nicht die besten Freunde, Heiligkeit,
    aber ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Und das kann ich wahrlich
    nicht von vielen meiner Kollegen behaupten. In Ihren Augen mag er ein
    extrem konservativer und verschlossener Mann sein, Sie müssen jedoch
    wissen, dass er sehr wohl in der Lage ist, über den eigenen Tellerrand
    hinauszuschauen und auch danach zu handeln, wenn es erforderlich ist.
    Genau das haben einige Kardinäle, unter ihnen auch Signor Monti, viel
    zu spät erkannt.«
    Unterdrückte Feindseligkeit ging jedoch nicht nur von Kardinal Monti,
    sondern seit dem letzten Konklave auch von Steffano Kardinal
    Gasperetti aus, dem Vorsitzenden der Kongregation für die Bischöfe, der
    unter dem Auge der Glaubenskongregation auch dem Lux Domini
    vorstand, wobei Gasperetti wesentlich subtiler vorging als Monti.
    Das Lux Domini glaubte an den jungen Geist eines progressiven Papstes,
    wie Leo einer war, und hoffte auf eine angemessene Umgestaltung der
    Kirche im dritten Jahrtausend. Leo hätte zu gerne einmal einen Blick auf die Mitgliedschaftslisten des Ordens geworfen, doch das Lux führte
    seine Listen ebenso diskret wie das Opus. In jedem Fall hatte der Orden
    in den knapp zwanzig Jahren seines offiziellen Bestehens auf subtile
    Weise an einigen äußerst sensiblen Schräubchen innerhalb der
    katholischen Glaubensgemeinschaft gedreht. Die Nachwirkungen ließen
    durchaus darauf schließen, dass seine Mitglieder sich in den höchsten
    Rängen des Klerus sowie der katholischen Laienwelt bewegten. Mit
    anderen Worten, beide Organisationen

Weitere Kostenlose Bücher