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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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Vorsichtig drehte sie ihn
    um und untersuchte die Bauchwunde. Ben war halb bei Bewusstsein und
    schien sie sogar zu erkennen. Wie durch ein Wunder war die Blutung
    tatsächlich gestillt worden.
    Dann geschah, womit sie eigentlich nicht mehr gerechnet hatte. DeRossi
    hatte sich von seinem Schock erholt und brüllte ihr hasserfüllt zu: »Was hast du mit ihm gemacht, du Teufelin!« Er nagelte sie förmlich mit
    seinem Blick fest, stand auf, kam auf sie zu und riss sie am Arm hoch,
    um seinen Auftrag nun endgültig auszuführen.
    Catherine verzog vor Schmerz das Gesicht und blickte sich nach den
    Aposteln um, doch außer Ben, ihr und deRossi war niemand mehr da.
    Also holte sie mit dem rechten Fuß aus und trat dem Monsignore mit
    voller Wucht in den Schritt.
    DeRossi sackte kreidebleich zusammen und griff sich mit beiden Händen
    an den Unterleib. Er schnappte nach Luft, als stünde die Kapelle ein
    zweites Mal in himmlischen Flammen. Jeder Atemzug tat ihm weh.
    Catherine nutzte die Sekunden, die ihr blieben, um zu Ben zu rennen und
    nach dessen Waffe zu suchen. Doch sie wäre auf der Blutlache fast
    ausgerutscht und fand auch die Pistole nicht. Dann stand deRossi
    plötzlich über ihr, mit unheilvoller Zornesröte im Gesicht.
    »Ich schätze, jetzt ist es an der Zeit, dass du gehst.«
    Er packte sie am Hals, zog sie wie eine Halbwüchsige zu sich hoch und
    wollte gerade ausholen, um ihr das Genick zu brechen, als sein Kopf mit
    leerem Blick zur Seite schnellte und er wie eine haltlose Marionette
    zusammenbrach. Ciban hatte deRossi mit einem Hieb gegen die Schläfe
    außer Gefecht gesetzt.
    Catherines Knie knickten ein. Der Präfekt griff nach ihr, fing sie auf,
    bevor sie zu Boden glitt. Er hielt sie ganz fest und drückte sie an sich.
    »Keine Angst. Ich lasse Sie nicht los.«

84.

    Das Unwetter hatte sich die Nacht über und fast den ganzen
    darauffolgenden Tag über Rom gehalten. In den Morgenstunden waren
    regelrechte Sturmböen über die Stadt gepeitscht und hatten die Wasser
    des Tibers anschwellen lassen. Catherine saß im Fond einer schwarzen
    Vatikan-Limousine und war mit Pater Rinaldo auf dem Weg zu Benellis
    Villa. Der Regen prasselte gegen die Scheiben, strömte in eiligen Bächen das Glas hinunter und verdunkelte die Welt.
    Eine Stunde zuvor hatte sie Ben in der Gemelli-Klinik besucht. Noch
    war er nicht aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht. Wie sie jedoch von den Ärzten erfahren hatte, verheilte seine Wunde nach der Operation
    erstaunlich gut und schnell. So gut und schnell, dass die Mediziner vor
    einem Rätsel standen, einem Mysterium, das Catherine ganz gewiss
    nicht gedachte aufzuklären. Schließlich hatte sie Ben einen Kuss auf die Stirn gegeben und sich mit Rinaldo auf den Weg zum vereinbarten
    Treffen mit Seiner Heiligkeit und Ciban gemacht.
    Während Rinaldo den Wagen nun durch das Waldgebiet steuerte, das
    über einen langen Hügel hinauf zur Villa führte, gingen Catherine noch
    einmal die Ereignisse der letzten Nacht durch den Kopf. Dabei mochte
    sie lieber nicht daran denken, was wohl geschehen wäre, wenn Benellis
    Plan am Ende gescheitert wäre. Ben und sie wären dann vermutlich tot,
    und Seine Heiligkeit wäre eine willfährige Marionette Sergio Kardinal
    Montis. Sie konnte es noch immer nicht fassen, dass ausgerechnet der
    alte Monti hinter alldem gesteckt hatte.
    Soweit sie wusste, hatte man Monti – von dem kaum mehr
    übriggeblieben war als ein bedauernswertes Häuflein Schwachsinn –
    noch in der Nacht aus dem Vatikan entfernt und in ein deutsches Kloster
    bei Köln gebracht, das eher eine psychiatrische Klinik für katholische
    Priester war als ein Ort der Kontemplation. Ein Ort für die
    allerschwersten Fälle. Offiziell hatte Monti einen altersbedingten
    Hirnschlag erlitten und wurde nun ärztlich bestmöglich versorgt.
    Auch deRossi hatte den Vatikan letzte Nacht im Gewahrsam der
    Vigilanza verlassen. Wohin der Monsignore gebracht worden war,
    wusste Catherine nicht. Weder Ciban noch Coelho, der Kommandant,
    hatten darüber auch nur ein einziges Wort verloren.
    Am meisten jedoch hatte sie, seit ihrem Erwachen aus einem unruhigen
    Schlaf, über Darius und ihre Pflegemutter nachgedacht. Sie konnte es
    noch immer nicht fassen, dass der Pater all die Jahre über ihre Herkunft geschwiegen hatte und dass sie niemals bemerkt hatte, dass ihre Mutter
    gar nicht ihre Mutter war.
    Zumindest in einem Punkt hatte Monti Recht behalten: Die Menschen
    sahen nur das, was sie sehen wollten.

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