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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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Mörder nichts über den wahren Hintergrund seines
    Auftrages wusste. Damit war Bens erstes Täterprofil weitestgehend
    hinfällig. Er musste ein neues erstellen. Nun ging es um den
    Auftraggeber, den Hintermann, womöglich eine feindliche Organisation.
    Ben zog eine Grimasse, denn wie er wusste, blieb die Frage nach
    möglichen Hintermännern in der Regel ungeklärt, selbst wenn man die
    Attentäter dingfest machte. Wenn das Lux Domini Menschen wie
    Darius, Isabella, Sylvester oder Benelli hervorbrachte, um sie für den
    Schutz des Papstes einzusetzen, dann war es unwahrscheinlich, dass der
    Orden hinter den Morden stand. Wer also konnte ein Motiv haben, das
    Oberhaupt der katholischen Kirche ausgerechnet auf eine solch bizarre
    Weise zu schwächen oder gar zu töten? In jedem Fall musste es jemand
    sein, der über LUKAS, sofern LUKAS etwas mit der Sache zu tun hatte,
    sehr detailliert Bescheid wusste. Also doch ein Mitglied des Lux?
    Ben merkte, wie die Erschöpfung ihn mehr und mehr übermannte. Seine
    Gedanken wurden unklarer, lösten sich auf wie Badesalz in heißem
    Wasser. Er brauchte nun wirklich dringend Ruhe. Er brauchte Schlaf.
    Doch als er die Augen schloss und versuchte einzuschlafen, grübelte sein Gehirn einfach weiter. Mit einem Mal war er wieder bei der Frage, was
    der Fremde, der ihn mit der Wahrheitsdroge gemartert hatte, in der Villa von Kardinal Benelli gesucht hatte.
    Am Ende war es Ben so erschienen, als sei der Fremde über die
    entfernten Unterlagen aus dem Aktenschrank und den gestohlenen
    Rechner genauso verwundert gewesen wie er. Immerhin hatte Ben
    inzwischen von Ciban erfahren, dass dieser von Gasperetti über seine
    missliche Lage im Verlies der Villa erfahren hatte. Angeblich war das
    Ganze ein Versehen, weil man Ben für einen Einbrecher gehalten hatte.
    Dass der Lux-Agent selbst ein Einbrecher gewesen war, schien
    niemanden zu interessieren.
    Ben hielt die Augen weiterhin geschlossen, atmete in gleichmäßigen
    Zügen und versuchte sich zu entspannen. Irgendwann schlief er
    schließlich doch noch ein, mit dem Gedanken, dass er so bald wie
    möglich mit Ciban sprechen musste. Schuldgefühle hin oder her, der
    Präfekt schuldete ihm einige Erklärungen.

37.

    Westbengalen, Kalkutta
    Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe,
    Shanti Nagar

    Die fingerlosen Hände eines verstümmelten Mannes streckten sich
    Schwester Silvia entgegen. Täglich schleppten sich Leprakranke in die
    Kolonie, die von ihren Ehepartnern verlassen oder von ihrer
    Dorfgemeinschaft ausgegrenzt worden waren. Noch heute gab es viele
    Menschen in Indien, die dachten, die Krankheit sei die Folge eines
    Fluchs und deshalb unheilbar. Tatsächlich aber war Lepra eine
    Infektionskrankheit und konnte mit Hilfe moderner Medikamente
    gestoppt und geheilt werden, sofern keine Abwehrreaktion des
    Immunsystems mit Lepra-Antikörpern erfolgte, die noch Jahrzehnte nach
    der Heilung Nervenentzündungen hervorrufen konnte.
    Schwester Silvia stammte aus dem irischen Rathfarnham, einem
    südwestlich gelegenen Vorort von Dublin, wo sich das Mutterhaus der
    Schwestern von Loreto befand. Dort war auch Mutter Teresa auf ihre
    Mission in Kalkutta vorbereitet worden. Inzwischen arbeitete Schwester
    Silvia seit über einem Vierteljahrhundert in »Shanti Nagar«, der »Stadt
    des Friedens«, wie die Lepra-Kolonie hieß.
    Im Gegensatz zu einigen ihrer europäischen Mitschwestern hatte ihre
    erste Begegnung mit Indien, der Lärm, der Dreck, der Gestank, das
    Elend und das Chaos auf den Straßen, kein blankes Entsetzen oder das
    Bild eines Monsters in ihr hervorgerufen. Sie hatte Kalkutta und die
    Andersartigkeit der Einheimischen von Anfang an gemocht, das
    pulsierende Leben hinter dem Elend, die Unkompliziertheit, die
    Fröhlichkeit.
    Schwester Silvia berührte den verstümmelten Mann und half ihm mit
    einem ermutigenden Lächeln vorsichtig auf. Wahrscheinlich hatte er die
    halbe Nacht am Eingang der Kolonie gewartet. Vorsichtig führte sie ihn
    zur Krankenstation, wo eine ihrer Kolleginnen den Mann übernahm.
    Erschöpft und erleichtert ließ der Lepra-Kranke sich auf einer der Liegen nieder, und Schwester Silvia kehrte zum Eingangstor zurück, um
    weiteren Patienten in die Kolonie zu helfen.
    Wie die Irin wusste, begann die Lepra meist harmlos, mit einer
    Verfärbung der Haut, einem gefühllosen Flecken. Nur selten erkannten
    die Infizierten das erste Anzeichen der Krankheit, oder sie hielten es
    geheim. Die meisten Betroffenen kamen

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