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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Mühlteichs und knallte heftig
     mit dem Kopf gegen einen Pfosten. Reynevans Pferd bäumte sich auf, der Ritter warf seine Lanze weg, zog sein Schwert und schwang
     es mit Macht; wäre Reynevan nicht abgesprungen, hätte er seinen Kopf verloren. Das galoppierende Pferd riss ihn um, er fiel
     in den Schlamm, geradewegs unter die Hufe von anderen Pferden.
    Der Kampfeslärm schwoll plötzlich an, und immer mehr Reiter tauchten auf. Reynevan merkte, dass jetzt auch andere Mächte in
     den Kampf eingriffen. Leichtbewaffnete, Helme tragende Reiter, viele hatten das Kelchzeichen auf der Brust. Aber es blieb
     keine Zeit, die Sache näher zu ergründen, ringsumher tobte der Kampf, Pferde schnaubten und wieherten, Klingen klirrten und
     blitzten, Blut floss. Jemand ritt ihn erneut um, er stürzte und sah eine hocherhobene Faust mit einer Lanze. Im selben Augenblick
     flog der Lanzenträger, von einem flämischen Goedendag getroffen, aus dem Sattel.
    »Samson!«
    »Reynevan!«
    Samson ließ sein Pferd tänzeln und schützte so Reynevan vor dem nächsten Angreifer. Es war gar nicht mehr nötig, denn der
     Angreifer krümmte sich im Sattel, getroffen von den Streitäxten zweier Berittener mit dem Kelchzeichen. Ein dritter zog ihm
     zum Schluss seinen Krummsäbel über den Nacken.
    »Scharley!«
    »Reynevan!«
    »Lebendig gefangen nehmen!«, rief der Anführer der Hussiten mit jugendlicher Stimme, ein Ritter in einem grauen Mantel und
     in voller Rüstung. »Die Wappenträger lebendig gefangen nehmen! Die Gemeinen unters Messer!«
    Der Kampf war zu Ende. Wer erschlagen werden sollte, lag erschlagen da; wer gefesselt werden sollte, lag in Fesseln. Reynevan,
     immer noch etwas benommen, umarmte Scharley und Samson. Der Ritter im grauen Mantel sah ihnen dabei zu. Als er sein Visier
     hochklappte, kam sein Gesicht Reynevan bekannt vor.
    »Unser Hauptmann«, sagte Scharley, die Vorstellung übernehmend. »Brus von Klinštejn von Ronovic. Der jüngere Bruder
. . .
«
    Er konnte den Satz nicht beenden. Einer der am Boden Liegenden hatte nur vorgetäuscht, tot zu sein, sprang jetzt auf und versuchte
     mit dem Schwert auf Brus einzudringen. Er kam jedoch nicht an ihn heran. Scharley legte aus nächster Nähe mit einer seltsam
     kurzen Schusswaffe auf ihn an und schoss ihm in den Kopf.
    »Danke«, Brus von Klinštejn von Ronovic, der jüngere Bruder des Brázda von Klinštejn, des Hauptmanns der Waisen, wedelte mit
     der Hand den Rauch davon. »Danke, Bruder Scharley!«
    Reynevan fiel Rixa wieder ein, gerade rechtzeitig, denn das Mädchen stand eben vom Boden auf und schüttelte den Sand aus den
     Haaren.
    »Alles in Ordnung?«
    »Vollkommen«, entgegnete sie. Plötzlich verzog sich ihr Gesicht zu einer Grimasse, und sie riss die Augen weit auf.
    Sie sah Samson an.
    »Abteilung sammeln!«, kommandierte Brus von Klinštejn. »Wir ziehen weiter!«
    »Der junge Herr von Gersdorf kommt mit uns.« Er wandte sich an den Ritter in der Rüstung, an jenen Amadis de Gaule, der jetzt,
     in Gefangenschaft und ohne Helm, seine ganze poetische Strahlkraft verloren hatte und nur noch ein verängstigter Bengel war.
     »Der hochwohlgeborene Kaspar von Gersdorf, der Sohn des edlen Lothar von Gersdorf. Ich gedenke, hundert Mark für dich zu bekommen,
     junger Herr. Nicht weniger. Abteilung, marsch! Bruder Scharley, übernimm du die Nachhut!«
    »In was hast du mich da hineingezogen?«, fragte Rixa Reynevan leise, sobald sie ihn, der das Schlusslicht des Zuges bildete,
     erreicht hatte. »Mit wem gibst du dich denn ab?«
    »Mit uns«, antwortete der hellhörige Scharley. »Mit der Spezialabteilung der Kundschafter der Feldarmee von Tábor.«
    »Ein Kriegszug?«
    »Aber gewiss. Tábor, die Feldarmee unter Jakub Kroměšínz Březovice, eine Spezialabteilung unter Otíka z Lozy, die Reiterei
     unter Mikuláš Sokol z Lamberka und die Prager unter Václav Carda. Sechstausend Mann, zweihundert Wagen. Wir mit unserer Spezialabteilung
     sichern die Aufklärung, die Erkundung feindlichen Geländes. Wir besorgen Pferde. Wir schnappen Deserteure und Banditen, die
     uns Pferde stehlen. Habt ihr die Gehenkten im Dorf gesehen? Das waren Pferdediebe. Wir verfolgen sie seit drei Tagen, der
     junge Gersdorf ist für uns eingesprungen, aber wir hatten auch so schon Stricke für sie vorbereitet. Aber Gersdorf hat mit
     seinem hinterlistigen Angriff Tábor zugesetzt, schon seit Zittau stört der uns, da hat Kroměšín befohlen, ihn zur Ordnung
     zu rufen
. . .
«
    »Wo steht

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