Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Kloster der Zisterzienserinnen ist immer noch eine Ruine
. . .
Bernstadt hat sich noch nicht wieder aus der Asche erhoben
. . .
«
    »Und das sollen wir zulassen?«, rief enthusiastisch der junge Kaspar von Gersdorf. »Da ziehen wir nicht vor die Mauern? Da
     ziehen wir nicht ins Feld?«
    Ulrich von Biberstein, der Herr auf Friedland und Sorau, lachte nur verächtlich auf. Bürgermeister Üchteritz sah dem Jüngling
     in die Augen.
    »Es sind siebentausend«, entgegnete er kühl, »und womit willst du ins Feld, Junge?«
    »Mit dem Namen Gottes auf den Lippen! Bei Gott, ich gehe mit den Meinen!«
    »Ich halte dich nicht auf.«
    »Wenn Ihr erlaubt, werde auch ich Zittau verlassen. Mit meinen Leuten.«
    Luitpold Üchteritz drehte sich um. Und schluckte.
    Birkhart von Grellenort, der Gesandte des Bischofs von Breslau. Hochgewachsen, schlank, schwarzhaarig und schwarz gekleidet.
     Vogelaugen, ein böses Lächeln. Und den Blick eines Teufels.
    »Geht.« Er nickte zustimmend. »Geht, Herr von Grellenort.«
    So weit weg wie möglich, setzte er in Gedanken hinzu. Und kommt nicht wieder. Weder du noch einer von deinen höllischen Reitern.
     
    Reynevan spürte die magischen Kräfte. Er konnte sie fühlen. Er hatte, wie sich erwies, diese nützliche Fähigkeit nicht verloren.
    Die Hochstraße hatten sie gleich hinter Liegnitz verlassen. Die plötzlich einsetzende Aktivität von Freischärlern und Patrouillen,
     die alles, was sich bewegte, anhielten, um Kontrollendurchzuführen, und die allen auf jede erdenkliche Weise zusetzten, hatte sie dazu veranlasst. Die Nachrichten aus der Lausitz
     hatten zur Folge, dass die psychotische Angst vor hussitischen Spionen, Hexen und jüdischen Diversanten auch in Liegnitz alle
     erfasste und die Gedanken aller beherrschte.
    Um aus der Stadt herauszukommen, hatten sie viel Zeit verschwendet. Das Haynauer Tor war verstopft. Zwar wurden nur die kontrolliert
     und untersucht, die in die Stadt hineinwollten, aber auch die, die sie verließen, wurden gründlich gemustert. Auf den Straßen
     wimmelte es nur so von Bewaffneten. Hinter Liegnitz, kaum dass sie die
via regia
erreicht hatten, eine Straße, die sich quer durch ganz Europa zog, stießen sie auf eine berittene Abteilung, die die Reisenden
     kontrollierte. Aus der Klemme befreite sie der Aufruhr, den ein nach Kiew heimkehrender Kaufmann verursachte, erbost darüber,
     dass die Knechte seine Wagen durchwühlten und überhaupt nicht verstanden, was er zu ihnen sagte. Sie waren etwa noch eine
     Viertelmeile entfernt von der Grenzstation in Eibenmühl. Rixa vermutete, dass sie dort erneut kontrolliert werden würden;
     Posten und Absperrungen gab es wahrscheinlich auch bei der Grenzstation in Thomaswaldau. Und obwohl die
via regia
dort die Möglichkeit bot, rascher und bequemer zu reisen, war es vernünftiger, die Europastraße zu verlassen und sich durch
     die Wälder zu schlagen.
    Die Nacht holte sie in der Nähe von Haynau ein, das nach dem Kriegszug vom Vorjahr immer noch aus zerstörten Häusern und Brandstätten
     bestand. Als er am Morgen die in Schutt und Asche gelegte Stadt betrachtete, zweifelte Reynevan daran, dass sie sich je wieder
     aus den Ruinen erheben würde.
    Sie folgten weiterhin Feldwegen, Pfaden und holprigen Waldwegen, während sie nach Westen strebten. Sie zogen an einem Dörfchen
     vorbei, das an der Schleife eines mäandernden Flüsschens lag und auf das sie von oben herabblickten. Hier war es, dass Reynevan
     die Magie spürte.
    Er fühlte sie, roch sie aus dem Waldgeruch von Moos undHarz heraus, aus der Luft, hörte sie aus den nervösen Rufen des Eichelhähers und der Elstern heraus, aus dem Rascheln der
     Blätter und dem Knarren der Stämme. Eine plötzlich anwachsende Welle der Unruhe bewirkte, dass er Rixa dazu brachte anzuhalten,
     indem er heftig an den Zügeln ihres Pferdes zog. Noch bevor sie ihn irgendetwas fragen konnte, begann es.
    »Adsumus ! Adsuuumus!«
    Hinter einer mit Brombeergestrüpp bedeckten Erhebung auf der linken Seite tauchten zehn schwarze Reiter auf und jagten den
     Hang hinunter auf sie zu.
    Sie wendeten die Pferde und sprengten in halsbrecherischem Galopp hinab, auf den Fluss zu. Als sie ihn schlammspritzend durchquerten,
     verstellten ihnen von der rechten Seite her weitere fünf Reiter den Weg. Reynevan hatte unterm Galoppieren seine Jagdarmbrust
     mit der Winde gespannt, jetzt legte er den Schaft an seine Wange und drückte ab. Frühere Lehren und Erfahrungen beherzigend,
     zielte er

Weitere Kostenlose Bücher