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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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schäumten, der Fluss war so sehr über die Ufer getreten, dass der Schilfgürtel überflutet
     war und nur noch mit einem kleinen gesträubtenKamm herausragte. Die Bäume, die das Ufer säumten, standen fast bis zur Mitte ihres Stammes im Wasser. An einem dieser Bäume
     hing, auf die Seite gekippt, ein Wagen. Etwas weiter weg hing ein Gefährt in einem Strauch fest, die Unterseite nach oben
     gekehrt und so weit im Wasser, dass nur noch die Räder zu sehen waren.
    »Der dritte Wagen wurde weggeschwemmt.« Prokop kam der Frage des Brückenmeisters zuvor. »Der Fluss hat ihn einfach mitgenommen.
     Noch bevor wir uns zum Ufer vorkämpfen konnten. Die anderen haben wir in Sicherheit bringen können.«
    »Ja, man muss zugeben, der Fluss hat nicht gerade wenig Wasser.« Jan Královec lenkte sein Pferd dicht ans Ufer heran, es stand
     mit den Vorderbeinen bereits im Wasser. »Und er hat eine teuflische Strömung.«
    »Der warme Winter, Regen statt Schnee.« Jakub Kroměšínz Březovice, der Hetman der Feldtruppen von Tábor, nickte. »An den anderen
     Furten wird es wohl ähnlich aussehen.«
    »Die Mulde soll uns also am Weitermarschieren hindern?« Prokop der Kahle wendete sein Pferd und durchbohrte seine Hauptleute
     mit einem Blick. »Das bisschen Wasser soll unsere Pläne zunichte machen? Bruder! Ich möchte deine Meinung hören! Und einen
     Vorschlag!«
    Der Erste Brückenmeister schwieg lange. Niemand drängte ihn, er überlegte sorgfältig. Alle, auch Reynevan, wussten, dass er
     ein erfahrener Mann war. Mit seiner Pionierabteilung hatte er den gesamten Kampfweg Tábors von Anfang an mitgemacht und war
     1424 berühmt geworden, als er durch kühnes Überschreiten der Elbe bei Kostelzen Žižka vor der Einkesselung bewahrt hatte.
     Für die Feldtruppen hatte er in die Wälder um Tachau und Retz eine Schneise geschlagen, mit Stämmen die Durchquerung der Sümpfe
     Mährens gesichert, Brücken über die Sazau und die Oder geschlagen und die Wagen über die Nitra, den Queis, den Bober, den
     Regen und die Naab geführt. »Wir werden übersetzen.« Mit dieser trockenen, sachlichenFeststellung sorgte er dafür, dass sich die Lage entspannte. »Aber nicht in Dreierkolonnen, weil der Druck des Wassers zu
     groß ist
. . .
Wir müssen eine Kolonne bilden, ein Wagen nach dem anderen muss hinüber, in einer Reihe, mit Leinensicherung
. . .
«
    »Das Übersetzen in einer Kolonne dauert mindestens einen ganzen Tag«, meinte Jíra z Řešice, der Hauptmann der Waisen. »Das
     ist lang.«
    »Am Ufer drüben werden wir nach und nach mehr, und am Ufer hier werden wir immer weniger«, sagte Kroměšín düster. »Die Sachsen
     werden es rauskriegen und dort zuschlagen, wo wir im entscheidenden Moment zahlenmäßig am schwächsten sind. Die könnten uns
     ordentlich versohlen.«
    »Besonders weil wir gegen den Fluss gedrängt werden«, fügte Ritter Vílem Kostka z Postupic hinzu, ein erfahrener Kriegsmann,
     ein Veteran der Schlachten, die sich Polen und der Deutsche Orden in den Jahren 1410 bis 1414 geliefert hatten. »Wenn wir
     auf den Fluss zu gedrückt werden, droht uns die Vernichtung.«
    »Einen Entschluss!« Prokop zupfte an seinem Schnurrbart herum. »Was schlagt ihr vor?«
    »Lasst uns eine Messe abhalten«, platzte Prediger Markolt heraus. »Wir sind Gottesstreiter, Gott hört uns. Lasst uns eine
     Messe feiern, damit das Wasser fällt.«
    Prokop hörte auf, an seinem Schnurrbart zu zupfen, und sah den Prediger lange an.
    »Andere Vorschläge?«
    »Es bringt nichts, lange herumzureden«, sagte Ondra Keřskýz Řimovice, der bis dahin geschwiegen hatte, entschlossen. »Wir
     müssen über die Mulde. Wenn der Brückenmeister sagt, in einer Reihe, dann eben in einer Reihe.«
    »Wir müssen aber unbedingt dafür sorgen«, merkte Kroměšín an, »dass die Sachsen nicht erfahren, dass wir übersetzen. Denn
     wenn diese Hunde das spitzkriegen
. . .
«
    »Ist es aus mit uns«, ergänzte Královec.
     
    »O Reynevan!« Prokop riss dem Barbier das Handtuch aus den Händen und wischte sich damit die Seifenreste vom Gesicht. »Gut,
     dass du da bist. Hast du die Salbe mitgebracht?«
    »Hab ich.«
    »Gerade rechtzeitig.« Prokop entließ den Barbier mit einer Handbewegung und zog sich das Hemd über den Kopf. Frisch rasiert,
     roch er nach italienischer Seife aus Savona.
    »Mein Kreuz tut weh wie die Hölle.« Er setzte sich auf die Pritsche und drehte sich um. »Reib mich mit deiner magischen Salbe
     ein.«
    »Wegen dieser

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