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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sie!«, schrie Reynevan und trat ihnen in den Weg. »Die haben schon was abgekriegt! Ich hab’ den Fratres die Schnauze
     poliert! Los schnell, Schätze einsammeln! Schätze!«
    Sie waren zwar recht ungehalten, aber die Brüder hörten auf ihn. Zusammen mit Tłuczymost rannten sie zum Altar, rafften die
     Monstranz und das Kreuz an sich, sammelten die Leuchter ein und rissen das mit Stickereien verzierte Altartuch vom Altarherunter. Blutbefleckt kam Ostrogski aus der Kapelle, eine in seinen Mantel gewickelte Ikone mit sich schleppend. Hinter ihm
     her lief Nadobny, der in beiden Händen silberne Votivtafeln hielt und sich einen Kerzenständer unter den Arm geklemmt hatte.
    »Nu, heida, in Schatzkammer!«, brüllte der Fürst. »Mir nach!«
    Durch die Sakristei gelangten sie in die an den Kapitelsaal angrenzenden Räume. Die ihnen von einem vor Angst schlotternden
     Mönch gewiesene Tür zum
armarium
gab unter den Axtschlägen nach. Die Brüder Kondzioł zwängten sich hinein, nach einer Weile begannen sie, die Beutestücke herauszuwerfen.
     Goldbestickte Ornate landeten auf dem Boden, silberne Fassungen von Reliquien, Messkelche und Patenen, Ziborien, Weihrauchschiffchen,
     Weihwassergefäße und sogar Weihwedel. Kuropatwa und Reynevan stopften alles hastig in Säcke.
    Auf dem Hof stand schon ein Wagen bereit; Achacy Pełka und ein vom Verlauf der Dinge ziemlich überraschter Skirmunt spannten
     bereits Pferde ein, die sie aus dem Stall geholt hatten, und banden Ersatzpferde am Wagen fest. Die Brüder Kondzioł und Kuropatwa
     warfen die Säcke mit der Beute auf den Wagen. Tłuczymost und Nadobny kamen aus der Kirche gelaufen, Letzterer mit einem verzierten
     Homiliar unterm Arm.
    In der Vorhalle saß, so bitterlich schluchzend, dass es ihn schüttelte, ein alter Pauliner. Mikosz Kondzioł sah ihn und zog
     seinen Dolch.
    »Lass ihn gehen!«, schrie Reynevan so streng, dass der Pole gehorchte.
    Fedor Ostrogski, schon im Sattel sitzend, holte weit aus und schleuderte eine brennende Fackel auf das Dach eines Schuppens.
     Eine zweite warf Tłuczymost auf das Dach des Stalles. Skirmunt und Pełka sprangen auf den Wagen, einer packte die Zügel, der
     andere knallte den Pferden die Peitsche über die Kruppen.
    »Heida! Heida!«
     
    Sie machten sich auf der Straße von Wieluń davon, in Richtung Kłobuck. Sie trieben die Pferde an, sie galoppierten, so schnell
     es ging. Aber die vor den Wagen gespannten Gäule konnten und wollten nicht so recht laufen. Da halfen weder Schreie noch Peitschenschläge.
    »Fahr da hin!« Fedor von Ostrogski deutete auf eine Wiese am Straßenrand, nahe bei einem frischen Kahlschlag. »Da hin!« »Heißt
     das«, Jan Tłuczymost blickte sich unruhig um, »wir teilen hier die Beute? Und dann zieht jeder seiner Wege?«
    »Vielleicht jeder von euch will einzeln hängen?«, spottete Fedko. »Nein, Kameraden, wir zusammen reiten nach Wieluń. Dort
     wir teilen, und dann auf nach Kujawien und von da nach Mark oder Preußen.«
    »Richtig.« Kuropatwa nickte. »Wir haben den Hellen Berg ausgeraubt, das verzeihen sie uns nie. Von Polen müssen wir uns so
     weit wie möglich absetzen.«
    »Und so schnell wie möglich«, fügte Nadobny hinzu. »Lasst doch, zum Teufel, diesen beschissenen Wagen stehen. Wir haben im
     Kloster nicht so viel mitgenommen, das bisschen passt auch in die Satteltaschen, oder man kann es auch einfach so mitnehmen.
     Was, Fedko?«
    »Ausspannen!«, befahl Ostrogski, sich damit einverstanden erklärend. »Und umladen. Ich habe inzwischen noch andere Sache zu
     erledigen.«
    Er saß ab, nahm die Ikone vom Wagen und wickelte sie aus seinem Mantel. Pełka erstarrte. Jan Tłuczymost riss den Mund auf.
     Jerzy Skirmunt bekreuzigte sich unwillkürlich. Jan Kuropatwa von Łańcuchowo schüttelte den Kopf.
    »Wenn es das ist, wofür ich es halte«, sagte er, »dann lassen wir es hier. Werft es weg. Ich will nicht, dass sie uns damit
     erwischen.«
    »Mit oder ohne, was für Unterschied?« Fedko warf die Ikone ins Gras. »Ist nur Bild auf Brett. Hat nur solchen Wert wie Schmuck
     darauf. Den ich nicht hier lasse. Herrgott! Helft mal!«
    Jerzy Skirmunt verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Jakub Nadobny von Rogowo und Jan Kuropatwa vom Wappen Śzreniawa
     bewegten sich nicht von der Stelle. Nur Tłuczymost und die Brüder Kondzioł kamen Ostrogski zu Hilfe.
    Die Heilige Muttergottes von Tschenstochau ließ es widerstandslos geschehen, dass ihre Krone aus Goldblech mit Dolchen

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