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Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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außer Sichtweite geraten und das riesige Tor von alleine wieder ins Schloss gefallen. Lautlos natürlich. So, wie man das aus Filmen kannte.
    Es wäre dumm gewesen, hier auszusteigen und darauf zu hoffen, dass gleich das erste Anwesen das von Johnny Depp war. Das wäre zu großes Glück gewesen. Ich hatte eine andere Idee, auch wenn Serdan gerne kopfüber aus dem Wagen gesprungen wäre. Mir war nämlich aufgefallen, dass Claude die ganze Zeit vor sich hin gemurmelt hatte, während er die Seitenklappen des Wagens geöffnet und die bestellten Waren zusammengesucht hatte. Es hörte sich für mich beinahe an wie das Lispeln einer liebestollen Schlange, aber ich hatte Mandolino verstanden und ich verstand inzwischen sogar Frau Dangel, meine Französischlehrerin, die sich ebenfalls aufs Zischeln spezialisiert hatte. Mit ein wenig Glück konnte ich bei Claude irgendeinen Wortfetzen aufschnappen, der mir verriet, wo wir uns befanden.
    »Er redet mit seinem Käse«, berichtete ich Serdan kichernd von meinen Dolmetschererfolgen, als Claude nach drei weiteren Stopps summend Richtung Hauseingang gewatschelt und hineingelassen worden war. Allmählich verstand ich den Käsemann. Doch Serdan war nicht zum Lachen zumute.
    »Noch zwei Häuser, dann steig ich aus, sonst kotz ich deinem Claude den Wagen voll. Diese Straßen bestehen nur aus Kurven! Das ist ätzend«, klagte er.
    »Er ist nicht mein Claude. Aber vielleicht bringt er uns zu Johnny und …« Ich verstummte, denn Claudes glückseliges Gebrabbel näherte sich uns wieder. Ja, ich war mir sicher, dass er sich mit seinem Käse unterhielt. »Mon bébé« hatte er den Camembert hingebungsvoll genannt, der schon an einigen Stellen aufgeplatzt war und Serdan beinahe zum Würgen gebracht hatte, als Claude ihn aus seinem Papier befreite und in Stücke schnitt.
    Beim nächsten Haus aber schimpfte Claude. Wahrscheinlich mochte er die Reichen nicht, die hier wohnten, oder aber ihm gefiel der Käse nicht, den sie bestellt hatten. Serdan lag nur noch bleich und stumm in der Ecke, doch ich beugte mich wieder zur Klappe vor und sah mich um. Die Gegend sah anders aus als bei den ersten Häusern und es war einsamer geworden. Das Haus neben uns wirkte eher wie ein renoviertes bäuerliches Anwesen als wie eine moderne Luxusvilla. Nach mehreren sehr steilen und engen Kurven, die unserem Gleichgewichtssinn das Äußerste abverlangten und den Wein zum Rappeln brachten, hielt Claude erneut.
    »Luzie, bitte … bitte …«, bettelte Serdan schwach. »Ich muss hier raus …«
    »Pscht«, machte ich, denn das Quietschen der Scharniere kündigte uns an, dass Claude sich nun an der seitlichen Klappe des Wagens zu schaffen machte, direkt neben uns, wo offenbar seine wertvollsten Käse lagerten (und leider auch die, die am meisten stanken).
    »Et maintenant …«, fing Claude wieder an zu brabbeln und schnalzte freudig mit der Zunge. Und jetzt übersetzte ich. »Et maintenant mon petit bébé pour la jolie Madame Vanessa.« Und jetzt mein kleines Baby für die hinreißende Madame Vanessa. An Claudes Schatten, der sich im Sonnenlicht auf der offenen Ladeklappe abzeichnete, konnte ich erkennen, dass er den runden Käselaib mit seinen feisten Fingern streichelte wie eine Geliebte und dann küsste. Und zwar nicht nur einmal. Igitt.
    »Wie heißt Johnnys Frau? Vanessa? Vanessa, oder? Schnell! Serdan, sag doch was …«, fragte ich hektisch, nachdem Claude sich tänzelnd auf den Weg zum Haus gemacht hatte. Das Haus sah ähnlich aus wie das vorhin – nobel, aber urig. Ja, es sah aus wie ein Haus, in dem man sich wohlfühlen und ein bisschen verrückt sein konnte.
    »Ja. Vanessa Paradis«, brachte Serdan mühevoll hervor und presste sich die Hand vor den Mund.
    »Dann schnell! Raus hier! Der Wagen steht nämlich schon in der Einfahrt, wir sind da!«
    Ehe ich zu Ende sprechen konnte, hatte Serdan sich an mir vorbeigedrängt und sprang, ohne nach links und rechts zu schauen, aus der Ladeklappe ins Freie. Ich folgte ihm fluchend. Wehe, er kotzte Johnny Depp in den Garten. Das würde das sofortige Aus für mein Unternehmen bedeuten. Bei so etwas verstand wahrscheinlich selbst Johnny keinen Spaß.
    Doch Serdan hatte seinen Verstand nicht vollkommen ausgeschaltet. Er kauerte mit grünlichem Gesicht, aber gut verborgen unter den herunterhängenden Zweigen eines Busches und blickte argwöhnisch auf zwei Ziegen, die sich ihm neugierig näherten.
    »Kannst du wenigstens Ziegen riechen?«, fragte ich seufzend, nachdem

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