Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
Vom Netzwerk:
ich zu ihm gekrabbelt war. Serdan aber schien sich ausschließlich darauf zu konzentrieren, langsam ein- und auszuatmen. Die Ziegen kamen noch dichter an uns heran und meckerten fragend. Na prima. Ich hatte mit wütenden Hunden und Bodyguards gerechnet und nun würden zwei Ziegen uns ausliefern.
    »Gscht«, versuchte ich, sie zu verjagen, doch das lockte sie erst recht an. Schon drängten sie sich zu uns unter den Busch und schnüffelten an unseren Händen und Taschen.
    »Woher weißt du, dass das Johnny Depps Haus ist?«, fragte Serdan schwach.
    »Weil der Käse für Madame Vanessa war. Es muss Johnnys Haus sein …« Ja, das musste es einfach, obwohl auch mir inzwischen die Idee gekommen war, dass es womöglich noch andere reiche Damen namens Vanessa an der Côte d’Azur gab. Nur hielten die sich keine Ziegen im Garten.
    Ich schielte zum Hauseingang hinüber. Claude stolzierte summend und händereibend aus der schweren Eichentür, doch sie schloss sich sofort wieder und bis hierher unter unseren Busch konnten wir hören, wie sie mehrfach von innen verriegelt wurde. Immerhin waren wir nicht entdeckt worden. Noch nicht.
    Ich ließ meine Augen die Hausfront hinaufwandern. Ein wenig erinnerte das Anwesen mich an die Burg in Altleiningen – es war aus groben Steinen gebaut, aber im Gegensatz zu der Burg in der Nähe der ausladenden Veranda dicht bewachsen.
    Ich kannte mich mit Pflanzen nicht besonders gut aus. Ich fand nichts langweiliger als Pflanzen. Aber ich machte gerne Parkour im Grünen und deshalb wusste ich, wie dick Äste sein mussten, damit sie mich tragen konnten und mir sogar Schwung verliehen. Diese Äste, die sich hinter den Blättern und Blüten verbargen, waren auf jeden Fall dick genug für mein Gewicht und bestimmt auch für Serdans. Und wenn wir schnell waren, dann …
    »Soll ich es alleine machen oder kommst du mit?«, fragte ich Serdan. Er stemmte sich gerade gegen die kleinere, braun-weiße Ziege, die Gefallen an seinen Fingern gefunden hatte und sie eifrig ableckte. Vielleicht mochte sie den Käsegeruch.
    »Was alleine machen?«, fragte Serdan dumpf.
    »Ins Haus klettern. Was sonst? Wozu trainieren wir denn Parkour? In Altleiningen bin ich aus der Burg raus nach unten geklettert, also werde ich hier wohl auch hochklettern können.«
    »Wo hoch? Wohin genau?« Serdan gab der Ziege einen zarten Rempler. Sie meckerte schrill, als habe er sie geschlagen.
    »Zur Veranda. Noch ist es kühl und da oben werden sicher die Türen offen stehen, um frische Luft hineinzulassen … Ich glaube, ich hab sogar einen Vorhang wehen sehen.« Das hatte ich nicht, doch Serdan brauchte ein paar schlagende Argumente.
    Ich hatte meinen Run bereits im Geiste abgesteckt – meinen Sommerrun. Er würde sagenumwoben werden. Was gab es Lässigeres, als einen Run zu Johnny Depps Haus zu machen – nein, sogar in das Haus hinein? Und die Chancen standen gut, dass ich dieses Mal nicht abstürzte.
    Noch einmal rechnete ich mir aus, wie es funktionieren könnte: zur Gartenbank rennen, auf die Lehne springen, abstoßen, den gebogenen Ast greifen, Füße an die Wand stemmen, abstoßen, gleichzeitig den nächsten Ast packen. Ab da musste ich klettern, doch als ich Leander von der Ruine retten musste, war ich ebenfalls geklettert. Ein bisschen Übung hatte ich. An unseren Absturz wollte ich jetzt nicht denken. Im Gegensatz zu Leander waren Serdan und ich nicht betrunken.
    Im Telegrammstil teilte ich Serdan meinen Plan mit. Kritisch betrachtete er das Haus, widersprach aber nicht.
    »Kriegst du das denn hin?«, fragte ich ihn bemüht gleichgültig.
    »Also echt, Katz«, brauste er auf. »Was glaubst du denn? Ist außerdem cooler, bei einem Star im Wohnzimmer festgenommen zu werden als unter einem Busch bei zwei Ziegen.«
    »Ist ja gut. Dann lass uns das tun, bevor die blöden Viecher uns noch ans Messer liefern.«
    Wir warfen uns einen kurzen Blick zu, nickten und sprinteten Johnny Depps Haus entgegen.

Fluch der Karibik
    Mein Sommerrun war wirklich gut durchdacht gewesen, das merkte ich schon bei unserem Spurt in Richtung Gartenbank. Ich hatte die Entfernungen korrekt geschätzt und die Bank würde nicht ins Wanken geraten, da sie im Boden verankert war. Die Äste – ein Kinderspiel. Auch ging alles lautlos vonstatten.
    Ich hatte nur eines nicht mehr bedacht: dass ich einen Rock trug. Und ich bemerkte ihn erst, als ich zu meinem ersten Sprung ansetzte. Sofort spannte er sich um meine Oberschenkel und wollte mir den Schwung nehmen,

Weitere Kostenlose Bücher