Lynettes Erwachen
beantworten, ohne Ausflüchte. Sollten Sie den Abend nicht genießen, werde ich Sie nicht weiter belästigen, und unser Verhältnis wird rein geschäftlich sein.“
Sie überlegte. Elias wusste, dass sie viel zu neugierig war, um das Angebot auszuschlagen.
„Bloß dieser eine Abend?“
„Ja.“
„Und Sie konfrontieren mich nicht mit dem Club?“
„Ich verspreche es.“
„Gut! Ich werde um neun Uhr da sein, und hoffentlich lassen Sie mich danach in Ruhe meine Arbeit erledigen.“
Demonstrativ sah sie auf seine Hand, gab sich jedoch nicht die Blöße, ihre darunter wegzuziehen. Elias erhöhte den Druck.
„Tun Sie mir noch einen Gefallen?“
Ihr Lachen war berauschend. Seit er sie kannte, machte sie zum ersten Mal einen unbefangenen Eindruck.
„Ich wusste, dass Sie sich damit nicht zufriedengeben. Werden Sie nicht zu übermütig, Mr. Drake.“
„Wenn Sie heute Abend in die Bar kommen, möchte ich nicht Ms. Harllow, die Anwältin, sehen. Kommen Sie als Lynette, als der Mensch, der Sie sind oder der Sie sein wollen.“
„Vielleicht bin ich nur Anwältin und Sie sehen zu viel in mir.“ Sie stand auf und blickte ihm tief und herausfordernd in die Augen. „Lynette wird heute Abend da sein, Elias. Hoffentlich haben Sie sich nicht zu viel vorgenommen.“
Sie verließ das Restaurant einer Flucht gleich. Besser hätte sie nicht demonstrieren können, dass sie sich vor der eigenen Courage fürchtete. Diese Frau war eine einzige Herausforderung. Er würde sich dieser stellen, Lynette erobern, die Fassade durchbrechen. Der Gedanke elektrisierte jede Nervenbahn in seinem Körper.
Unschlüssig stand Lynette vor dem großen Spiegel in ihrem Ankleidezimmer und war sich nicht sicher, ob sie das wirklich tun sollte. Die Frau im Spiegel war nicht sie. Dort stand eine Frau, die sie gern wäre, so, wie er es verlangt, nein, gewünscht hatte. Sich einzugestehen, dass er sie damit herausforderte, war eine Sache, das Zugeständnis, dass sie nach seiner Pfeife tanzte, machte sie ihm nicht. Es war ihre Entscheidung.
Eigentlich gefiel ihr das Bild dieser Frau gut. Das lange dunkelbraune Haar fiel ihr in dichten Wellen über die Schultern. Es fühlte sich ungewohnt an, nicht den strengen Knoten zu tragen, der ihr ständig die Kopfhaut bewusst machte.
Außerdem trug sie einen schwarzen, knielangen Rock, High Heels und eine schwarz-rote Korsage. Nein, das war nicht sie. So viel Courage hatte sie nicht, dass sie nach Sex schreiend durch die Gegend lief.
Ihre Weiblichkeit zu zeigen, verunsicherte sie. Allzu leicht zog ein Rock die Blicke der Männer auf die langen Beine. Kurzerhand ersetzte sie den Rock durch eine schwarze Anzughose und zog den dazu passenden Blazer über. Schon besser!
In dieser Mischung aus Business und Frau fühlte sie sich wohler. Diesen einen Abend würde sie durchstehen. Hoffentlich ließ er sie anschließend in Ruhe.
Zugegeben, es war Neugier, die sie veranlasste, auf das Angebot einzugehen. Unzählige Fragen schwirrten ihr im Kopf herum. Sie wollte verstehen, was einen Menschen dazu bewegte, sich so gehen zu lassen. Die Angst, sich zu verlieren, würde sie nie diesen Schritt tun lassen. Okay, okay, sie war nicht gerade sehr risikofreudig, was das Thema Sex anging. Immerhin hatte sie sich nach einem verpatzten Abenteuer völlig den Wind aus den Segeln nehmen lassen. Und doch … Wie konnte man vollkommen die Kontrolle über sich einem anderen geben? Wo nahmen die Frauen dieses Vertrauen und den Mut her?
Zweifelnd, ob sie ihm nur eine der Fragen stellen würde, stieg sie in das Taxi und nannte die Adresse. Diesmal war ihr der Blick des Taxifahrers noch unangenehmer, hatte er doch mit seiner Vermutung recht. Sie fuhr in den Club, um sich zu amüsieren. Allein der Gedanke machte sie wütend. Das aufgeregte Flattern in der Brust war eindeutig dieser Wut zuzuschreiben. Es durfte nicht sein, dass sie sich freute, ihn wiederzusehen.
Lynettes Hände zitterten, als sie die Tür zum Club öffnete. Heute war dieser Bulldozer Ryan nicht am Eingang. Die anderen beiden Flügeltüren standen offen, und sie wurde von leiser Soulmusik und gedämpften Stimmen empfangen.
Zu ihrer Überraschung sah die Bar sehr elegant aus. Verspiegelte Wände gaben dem Raum mehr Tiefe, sodass man unmöglich schätzen konnte, wie groß die Bar tatsächlich war. Überall waren Ledersitzgruppen, in denen Gäste saßen, Scotch oder Cocktails tranken und sich angeregt unterhielten. Sie trugen normale Kleidung und sahen nicht
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