Lynettes Erwachen
weiter auffällig aus. Es wurde nicht rumgeknutscht oder noch verfänglichere Dinge getan. Lynette hätte am liebsten über sich den Kopf geschüttelt. Was dachte sie sich bloß? Dass sie mitten in eine Orgie reinplatzen würde? Sie traute Drake durchaus zu, dass er wusste, wie sehr sie eine solche Szene abschrecken würde. Das zu riskieren, würde dessen Pläne gefährden, wie immer die auch aussahen.
In der Mitte des Raumes war die Bar. Lynette konnte Elias Drake nirgends sehen, allerdings fühlte sie, dass er in der Nähe war. Sie spürte seinen Blick im Nacken, und das Flattern in ihrem Inneren wurde stärker.
So ruhig wie möglich ging sie zur Theke, setzte sich und war heilfroh, nicht den Rock zu tragen. In einer lässigen Bewegung schlug sie die Beine übereinander und lächelte den Barkeeper unverbindlich an.
„Ich hätte gern ein Wasser.“
„Einen Bellini und einen Scotch, Tom.“ Wie aus dem Nichts stand Drake plötzlich neben ihr und lächelte. „Lynette, ich freue mich, dass Sie gekommen sind. Sie sehen umwerfend aus. Noch nicht das, was ich erwartet hatte, aber umwerfend.“
„Und ich freue mich, dass Sie offensichtlich nicht sicher waren, dass ich komme.“ Ihre Stimme klang schnippisch. Das wilde Klopfen ihres Herzens machte sie fast wahnsinnig.
Elias lächelte, hauchte ihr einen Kuss, diesmal unverfänglich, auf die Hand und nahm neben ihr Platz.
„Zugegeben, ich war mir nicht hundertprozentig sicher. Umso größer ist meine Freude.“
Der Barkeeper stellte ihr lächelnd den Bellini vor die Nase und daneben den Scotch.
„Ich hätte lieber ein Wasser.“
Elias schüttelte fast unmerklich den Kopf, und dieser Tom entfernte sich.
„Der eine Cocktail wird Ihnen nicht zu Kopf steigen. Toms Kreationen schmecken wunderbar. Trauen Sie sich!“ Er hob sein Glas. „Auf einen interessanten Abend.“
Überrumpelt nippte Lynette an dem Cocktail. Dieser war süß, samten, prickelnd und unglaublich gut. Unwillkürlich schloss sie die Augen. Am liebsten hätte sie geschnurrt, verkniff sich jedoch den kleinen Gefühlsausbruch. Wollte sie die Führung behalten, durfte sie sich in Drakes Gegenwart nicht den kleinsten Fehler erlauben. Schlimm genug, dass sie es hinnahm, dass er ihre Bestellung rückgängig gemacht hatte.
Als Lynette aufschaute, sah sie in blaue Augen, und das Funkeln nahm ihr für Sekunden den Atem. Dieser Schuft ließ keine Gelegenheit aus, sie zu betören.
„Nun, Lynette, was haben Sie für Fragen?“
„Wie sind Sie darauf gekommen, einen solchen Club zu eröffnen? Hatten Sie an der Börse nicht genug Nervenkitzel?“
Schmunzelnd kippte Elias den Scotch runter und sah sie über den Rand des Glases hinweg an. „Sie haben sich über mich erkundigt?“
„Sie beantworten meine Frage nicht.“
Gönnerhaft lächelnd sagte er: „Also gut. Ja, ich habe viel Geld an der Börse verdient, glücklich gemacht hat mich das nicht. Diese ganze Fassade, die Snobs, diese Machtspielchen, überall Korruption – das ist nicht meine Welt. Nicht in der Realität! Ich wollte etwas mit den eigenen Händen erschaffen, einen Traum verwirklichen. Ryan, den Sie bereits kennengelernt haben, und ich, wollten seit Langem ein Projekt in dieser Richtung angehen. Die größte Schwierigkeit bestand darin, ein Objekt zu finden, das unseren Anforderungen entsprach. Dann war alles ganz einfach, und ich glaube“, Elias machte eine ausladende Handbewegung, „wir können zufrieden sein.“
„Warum diese Richtung?“
„Welche Richtung meinen Sie?“, fragte er amüsiert.
Lynette wusste, dass er sie ärgern wollte, daher glitt ein Lächeln über ihr Gesicht.
„Sie wissen, was ich meine. Warum ein SM-Club?“
Er schien erstaunt, dass sie ihn so direkt darauf ansprach. Um ehrlich zu sein, überraschte sie sich selbst, indem sie so offen war.
„Letzten Freitag waren Sie der Meinung, es wäre ein Puff. Woher der Sinneswandel?“
„Sie weichen der Frage aus, Mr. Drake. Ich habe recht, nicht wahr? Es ist ein SM-Club?“
Drake nickte und hatte für einen Herzschlag lang einen Blick, der Lynette innerlich erzittern ließ. Das musste sie sich eingebildet haben. Kein Mensch konnte zugleich so sinnlich, geheimnisvoll und bedrohlich wirken. Als er weitersprach, sah er sie gleichmütig lächelnd an.
„Die Szene wächst, die Gesellschaft wird toleranter. Menschen wünschen sich Abenteuer, Action und Nervenkitzel. Dieses Bedürfnis endet nicht vor der Schlafzimmertür. Den ersten SM-Club habe ich in New York
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