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Lynettes Erwachen

Lynettes Erwachen

Titel: Lynettes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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mich therapieren?“
    „Nein! Dafür bin ich zu tief involviert. Ich therapiere keine Freunde, das weißt du.“
    „Was hast du vor?“
    „Ich möchte dir ein paar Fragen stellen, und du antwortest intuitiv, ohne zu überlegen.“
    „Du kleiner Psychologe.“
    Lynette schmunzelte, doch Furcht stand deutlich in den dunklen Augen.
    „Du hast das wahrscheinlich nicht mitbekommen – ich bin keine kleine Psychologin mehr. Das ist ein Grund, warum ich in die Pampa gezogen bin“, sagte Justine, um Lynette Zeit zu geben. „Meine Patienten wünschen Anonymität. Ich bin eine Große geworden.“
    „Ich bin eine furchtbare Freundin, nicht wahr?“
    „Du bist sehr mit dir selbst beschäftigt und verwendest viel Energie darauf, dass deine Mitmenschen nicht sehen, wer du bist. Ich kenne dich, Lynette. Ich weiß, wer sich hinter der Kälte verbirgt.“
    „Eigentlich sollte mir das Angst machen.“
    „Tut es nicht?“
    Auf das Meer starrend, schüttelte Lynette den Kopf. „Elias tut das ständig. Er liest in mir wie in einem offenen Buch.“
    „Ich liebe diesen Typen jetzt schon“, scherzte Justine.
    Es gelang Lynette nicht gänzlich, ein Lächeln zu verbergen.
    „Bist du bereit, die Fragen zu beantworten?“
    „Nein.“
    „Wie lange kennt ihr euch?“, fragte Justine sachlich.
    „Über einen Monat, eine Woche, gar nicht. Kennt man einen Menschen je wirklich?“
    „Was weißt du über ihn?“
    Ein verklärtes Lächeln glitt über Lynettes Gesicht. „Er ist unglaublich zärtlich.“
    „Das meine ich nicht“, ging Justine dazwischen. „Seine technischen Daten interessieren mich.“
    Entrüstet warf Lynette den Kopf herum und starrte sie an. Diese Reaktion hatte Justine erhofft. Verschmitzt lächelte sie ihre Freundin an.
    „Gott, Justine. Bin ich so furchtbar?“
    „Wieso fällt dir das nur bei ihm auf?“
    „Was?“
    „Dass ein Mensch mehr ist als Alter, Aussehen und Beruf.“
    Lynette zog die Knie an den Bauch und legte den Kopf darauf ab.
    „Ich bin herzlos und kalt.“
    „Ja, das bist du. Nun los. Was weißt du von ihm?“
    Lynette begann zu reden, und ihre Stimme wurde mit jedem Wort sanfter, die Wangen glühten, die Augen strahlten.
    „Er ist achtunddreißig, Clubbesitzer, ein Finanzprofi, unglaublich geradlinig und konsequent. Will er etwas, bekommt er es. Er hat in New York studiert und machte Karriere an der Börse. Ich weiß nicht, wie viel Geld er hat, es muss eine Menge sein. Er hat es nicht nötig, das zur Schau zu stellen. Snobs, Scheinheiligkeit und Lügen sind ihm zuwider.
    Mit Mitte zwanzig kam er nach London. Gemeinsam mit seinem Freund Ryan eröffnete er den Club. Er verabscheut Drogen, liebt gutes Essen und schottischen Whisky. Aus Bewunderung für seine Urgroßmutter hat er ihre alte Villa gekauft, um darin zu leben. Alles, was er tut, tut er mit Leidenschaft und einer gewissen Sinnlichkeit. Er ist ein sehr guter Tänzer. Seine Hände sind unglaublich. Nie zuvor habe ich so schöne Hände gesehen. Selbst, ihm beim Essen zuzusehen, ist ein Erlebnis.
    Und diese Augen … seine Augen können bis auf den Grund meiner Seele sehen. Warum ich das zulasse, verstehe ich nicht, doch ich habe keine Angst vor ihm. Dabei weiß ich, dass er mich zerstören kann. Lasse ich ihn noch näher an mich heran, werde ich das nicht überleben. Von mir wird nichts mehr übrig sein, wenn er wieder geht.“
    Justine hatte fasziniert Lynettes Stimme gelauscht und indes versäumt, das Gespräch auf einer sachlichen Ebene zu belassen. Sie durfte diese Angst nicht ignorieren, aber eigentlich hatte sie Lynette etwas anderes verdeutlichen wollen.
    „Wie viel weißt du über Benjamin?“
    „Wie kommst du jetzt auf ihn?“
    „Beantworte die Frage.“
    „Er ist ein sehr guter Anwalt; manchmal nicht hart genug. Er ist schwul, mit Frank verheiratet, lustig, altmodisch. Elias würde nie einen braunen Cordanzug tragen“, grinste Lynette.
    „Wie lange kennst du Benjamin?“
    „Fünf Jahre.“
    „Und Benjamin und Frank sind deine Freunde?“
    „Ja. Wenn du so willst.“
    „Und was weißt du von mir?“
    „Dass du die Beatles magst.“ Schmunzelnd rümpfte Lynette die Nase. „Ich weiß, worauf du hinauswillst. Ich kenne ihn nach dieser einen Woche besser als jeden anderen Menschen, der mir nahesteht.“
    „Was sagt das über ihn aus?“, hakte Justine nach.
    „Ich weiß nicht, was du meinst. Dass ich genauer hinschaue?“
    „Er ist dir wichtig, Lynette. Du magst ihn, und du fühlst dich bei ihm wohl.“
    „Das

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