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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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So etwas wie ein Schwanz?«
    Cassander konnte seine Heiterkeit nicht bezähmen, und Madouc stand entrüstet auf und ging fort.
     

4
    Die königliche Familie von Lyonesse ritt oft von Haidion aufs Land: um einer Jagd beizuwohnen oder um des Königs Faible für die Falkenjagd gefällig zu sein oder um sich schlicht an einer Landpartie zu erbauen. König Casmir ritt zu solchen Anlässen gewöhnlich auf seinem schwarzen Schlachtroß Sheuvan, während Sollace einen sanften weißen Zelter ritt, wenn sie nicht, was weit häufiger vorkam, dem gepolsterten Sitz der gutgefederten königlichen Kutsche den Vorzug gab. Prinz Cassander ritt seinen prächtigen Rotschimmel Gildrup; die Prinzessin Madouc trabte fröhlich auf ihrem scheckigen Pony Tyfer einher.
    Madouc bemerkte, daß viele hochgeborene Damen vernarrt in ihre Rösser waren und häufig die Stallungen aufsuchten, um ihre Lieblinge zu hätscheln und sie mit Äpfeln und mit Zuckerwerk zu verwöhnen. Madouc begann, es ihnen gleichzutun: sie brachte Tyfer Möhren und Rüben und anderes Naschwerk, auf diese Weise zugleich der Aufsicht durch Lady Desdea und Lady Marmone als auch der Gesellschaft ihrer sechs Zofen entrinnend.
    Der Stalljunge, der mit der Pflege von Tyfer betraut war, war Pymfyd: ein wuschelköpfiger Bursche von zwölf oder dreizehn, stark und gutwillig, mit einem ehrlichen Gesicht und von gefälligem Wesen. Madouc redete ihm ein, daß er außerdem dazu ausersehen worden sei, ihr nötigenfalls als ihr persönlicher Knecht und Begleiter zu dienen. Pymfyd fügte sich ohne Einwendung dieser Abmachung, schien sie doch eine Erhöhung seines Status' zu bedeuten.
    Eines frühen Nachmittags, die Wolken hingen tief und der Geruch von Regen lag in der Luft, legte Madouc einen grauen Kapuzenumhang an und huschte hinüber zu den Stallungen. Dort rief sie Pymfyd mit den Worten zu sich: »Komm Pymfyd, hurtig! Ich habe eine Besorgung zu machen, die etwa eine Stunde Zeit erfordern wird, und ich brauche dich dazu.«
    Pymfyd fragte vorsichtig: »Welche Art von Besorgung, Eure Hoheit?«
    »Zu gegebener Zeit wirst du alles Notwendige erfahren. Nun komm! Der Tag ist kurz; die Stunden verrinnen, während du herumstehst und unschlüssig von einem Bein auf das andre trittst.«
    Pymfyd knurrte mürrisch. »Werdet Ihr Tyfer brauchen?«
    »Heute nicht.« Madouc wandte sich zum Gehen. »Komm!«
    Pymfyd stieß seine Mistgabel in den Dunghaufen und folgte Madouc mit zögernden Schritten.
    Madouc marschierte den Pfad hinauf, der um die Rückseite der Burg herumführte; Pymfyd stapfte hinter ihr her.
    Er rief: »Wohin gehen wir?«
    »Das wirst du bald erfahren.«
    »Wie Ihr meint, Eure Hoheit«, brummte Pymfyd.
    Der Pfad schwenkte nach links, Richtung Sfer Arct; hier bog Madouc nach rechts auf einen anderen Pfad, der den steinigen Hang hinaufführte, auf die graue Masse des Peinhador zu.
    Pymfyd äußerte einen mürrischen Protest, den Madouc ignorierte. Sie klomm weiter den Hang hinauf, an dessen Ende sich dräuend die nördliche Wand des Peinhador erhob. Pymfyd, schwer atmend und von wachsender Besorgnis erfüllt, stürmte in jäher Bestürzung nach vorn an Madoucs Seite. »Prinzessin, wohin führt Ihr uns? Hinter jenen Mauern kauern Verbrecher in ihren Verliesen!«
    »Bist du ein Verbrecher, Pymfyd?«
    »Keinesfalls und keineswegs!«
    »Dann hast du nichts zu befürchten.«
    »O doch! Oft ereilen gerade den Unschuldigen die bösesten Schläge des Schicksals!«
    »Überlaß die Sorgen mir, Pymfyd, und hoffen wir auf das Beste.«
    »Eure Hoheit, ich schlage vor ...«
    Madouc sah ihn mit einem strengen Blick aus ihren blauen Augen an. »Kein Wort mehr, wenn ich bitten darf!«
    Pymfyd warf die Arme in die Luft. »Wie Ihr wollt.«
    Madouc wandte sich würdevoll ab und setzte den Anstieg zu den dunklen Mauern des Peinhador fort. Pymfyd folgte ihr mit grämlicher Miene.
    An der Ecke des Gebäudes blieb Madouc stehen und inspizierte das Gelände auf der Rückseite des Peinhador. Am hinteren Ende, fünfzig Schritt von ihnen entfernt, standen ein riesiger Galgen und eine Reihe weiterer Maschinen, deren grimmiger Zweck offenbar war. Des weiteren sah sie drei Eisenpfähle zum Verbrennen von Schurken sowie eine Feuergrube und einen Rost, die ähnlichen Zwecken dienten. Weiter vorn, nur ein paar Schritte entfernt, hinter einer steinigen Ödfläche, entdeckte Madouc das, was sie suchte: eine kreisförmige, drei Fuß hohe Steinmauer, die eine Öffnung von fünf Fuß Durchmesser umgab.
    Langsam, Schritt

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