M A S H 02 - in der Heimat
nich.«
»Aber Ihren Geburtstag wissen Sie doch, oder?«
»Klar. 21. April.«
»Ausgezeichnet. In welchem Jahr wurden Sie geboren.«
»Weiß nich. Hab’ mir nie darüber den Kopf zerbrochen. Is schon eine Weile her.«
»Ja, haben Sie denn keinerlei Anhaltspunkte? Ich würde Sie auf etwa fünfundvierzig Jahre schätzen.«
»Tät mich nich wundern.«
»Erzählen Sie mir etwas über Ihre Familie, Mr. Simmons. Haben Sie Kinder?«
»Aye.«
»Wie viele?«
»Kann’s nich sagen.«
»Mr. Simmons, ich habe schon viele Interviews gemacht, aber nie zuvor bin ich auf einen derart verschlossenen Menschen gestoßen, wie Sie es sind. Selbst die einfachsten Fragen beantworten Sie mir ausweichend. Ich wette, Sie würden mir nicht mal die genaue Uhrzeit verraten.«
»Woher woll’n Sie das wissen? Sie haben ja nich gefragt.«
»Also schön, dann frage ich Sie jetzt. Wie spät ist es?«
»Weiß nich.«
»Warum nicht, Mr. Simmons? Ich sehe doch eine Uhr an Ihrem Handgelenk.«
»Die stimmt nich. Die geht vor und ich hab’ sie seit einer Woche nich mehr gestellt. Geht fast jeden Tag etwa eine Minute vor.«
»Wie spät ist es jetzt nach Ihrer Uhr?«
»Etwa zweiundzwanzig nach zehn.«
»Dann kann man also behaupten, daß es ungefähr zehn Uhr fünfzehn sein muß.«
»Tat mich nich wundern. Aber sicher isses nich. Warum? Haben Sie’s eilig?«
»Nein, keine Spur, Mr. Simmons. Also kehren wir wieder zu Ihren Kindern zurück. Wie können Sie behaupten, Sie wüßten nicht, wie viele Sie haben?«
»Jesus, Boy, hiah darf man nichts glauben. Woher, zum Deibel, soll ich denn wissen, wie viele ich habe? Daheim sind’s zehn, drei sind fort und denn gibt’s noch ’n paar, die von mir sein sollen, aber wer weiß das schon so genau.«
»Was verstehen Sie unter ›fort›, Mr. Simmons? Haben Sie drei Kinder, die Tedium Cove verlassen haben?«
»Jesus, nein. Sie wohnen gleich ums Eck. Eines gehört einer Witfrau, die wo sich ganz fürchterlich gekränkt hat, und die beiden von Jess Simons sind meine. Jess taugt nichts, da habe ich eben ausgeholfen.«
»Und was sagt Jess dazu?«
»Weiß nich. Hab’ ihn nie gefragt.«
»Weiß er, daß Sie der Vater seiner Kinder sind?«
»Jesus, Boy, sind Sie aber neugierig.«
»Verzeihen Sie, Mr. Simmons. Können Sie mir etwas von Ihrer Frau erzählen?«
»Aye. Von welcher?«
»Ja, haben Sie denn mehrere?«
»Jesus, Boy, halten Sie mich für einen Mormonen? Klar hab’ ich nur eine. Aber meine erste hat mich verlassen.«
»Oh, das tut mir leid. Würden Sie lieber nicht darüber sprechen?«
»Das blöde Weib fiel vor der Wrackinsel über Bord. Beim Einholen der Hummerkörbe, ’s war recht neblig damals. Hab’ nie wieder einen Faden von ihr gesehen.«
»Ist sie ertrunken?«
»Wird wohl so sein.«
»Hat man denn ihre Leiche nicht gefunden?«
»Die Küsten wache hat sie im seichten Wasser gefunden. Zehn Hummer haben sich an ihr festgezwackt. Sie haben mich angerufen und mich gefragt, was sie machen sollen. ›Löst die Hummer von ihr ab und schmeißt sie wieder rein‹, hab ich gesagt.«
Ben schmückte die Geschichte gerne aus, um zu sehen, wie die Sommerplagen auf sie reagierten. Mr. Russell jedoch war so überwältigt, daß er bloß sagte: »Tut mir leid, Mr. Simmons. Und wann haben Sie sich wieder verheiratet?«
»Och, nich so schnell. Muß mich drei, vier Monate zurückgehalten haben.«
»Aha. Wie viele Kinder hatten Sie mit Ihrer ersten Frau?«
»So an die fünf bis sechs Stück.«
»Also Mr. Simmons! Na schön. Das heißt also, daß Sie mit Ihrer zweiten Frau vier oder fünf Kinder haben?«
»Mensch, nein. Nach unserer Hochzeit hat sie nur noch zwei gekriegt, aber sie sagt, die anderen, die sie mitgebracht hat, sind auch von mir.«
»Die Ehe scheint hierorts eine höchst flexible Angelegenheit zu sein, Mr. Simmons.«
»Jesus, Boy, ’n bißchen nebenbei braucht der Mensch doch schließlich. Könnt ich noch ’n Biah haben?«
»Oh, natürlich. Sagen Sie, Mr. Simmons, wieviele Hummerkörbe besitzen Sie?«
»Kann’s nicht sagen.«
»Himmelherrgott noch einmal! Nun ja, ich meine, könnten Sie mir keine ungefähren Angaben machen?«
»Ich habe entweder hundertneunzig oder hunderteinundneunzig, die ich wiederfinde.«
Ein Kollege, John Simmons, erschien auf der Bildfläche.
»Heia, Ben. Wie geht’s?«
»Super.«
»He, Ben, ich höre, die neue Köchin im Gasthaus versorgt dich mit mehr als nur Essen.«
»Wer die Ohren aufsperrt, hört alles mögliche.«
»Sie soll
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