Macabros 003: Attacke der Untoten
von unserer Hütte entfernt.«
Howard Rox kniff die Augen zusammen, als er diese Worte vernahm.
Es gab nicht allzu viele große Städte in der Nähe von
Carbon Hill.
Aber dann kam ein Hinweis, der mit einem Schlage Klarheit
verschaffte.
»Viele Bahnhöfe… viele Bahnlinien…
überhaupt ist es die Eisenbahn, die jener Stadt Bedeutung
verliehen hat.«
Howard Rox’s Hirn arbeitete wie ein Computer.
Nicht weit von der Hütte entfernt? Bei einem Geist
mußte man vorsichtig sein, was Zeit- und Maßangaben
betraf.
Er lebte in der Ewigkeit. Er war nicht ortsgebunden. Zeit und Raum
waren bedeutungslos für ihn.
Nicht weit konnte ebensogut eine Meile wie tausend Meilen
bedeuten.
»Ich sehe ein großes Feuer… Häuser
brennen… Sezessionskrieg… Endstation der Eisenbahn…
als Endstation gegründet.«
Ihre Worte erfolgten jetzt ganz schnell hintereinander.
»Atlanta!« kam es über die Lappen von Howard
Rox.
Keine Bestätigung, keine Verneinung. Merilla lieferte keine
fertigen Lösungen. Man mußte aufpassen, mitdenken.
Die Umrisse des Gesichts lösten sich auf.
Merilla verschwand.
Der Bann fiel von ihm ab.
»Professor Merthus«, murmelte Rox gedankenverloren.
»Dann werde ich dafür sorgen, daß es erst gar nicht
zum Zusammentreffen zwischen ihm und diesem Hellmark kommt.«
*
Björn Hellmark kam am späten Nachmittag auf dem
Kennedy-Airport in New York an.
Sofort nach der Abfertigung und der Erledigung der
Zollformalitäten, die er über alles haßte, weil er
der Ansicht war, daß Grenzen ein Übel und weltfremd waren,
ließ er sich mit dem Taxi zum Ambassador fahren.
Dort machte er sich frisch und ging dann in das Restaurant, um
etwas zu essen.
Um die frühe Abendstunde war noch nicht sehr viel los. In dem
großen, gemütlich eingerichteten Speiseraum waren erst
wenige Gäste anwesend.
Hellmark wählte einen Eckplatz. Von hier aus hatte er einen
vorzüglichen Überblick über den Saal.
Zwei Tische von ihm entfernt saß eine Mutter mit ihrer
Tochter.
Die Ähnlichkeit zwischen beiden Frauen war frappierend.
Die eine war die um dreißig Jahre jüngere Ausgabe der
anderen. Björn Hellmark schätzte die ältere Frau am
Tisch auf Anfang fünfzig.
Sie wirkte gepflegt und reich. Das verrieten Kleidung und Schmuck,
den sie für seine Begriffe etwas zu üppig trug.
Hellmark ließ sich die Karte bringen, bestellte einen Gin
Fizz und begann, in Ruhe die Speisekarte zu studieren, eine
Lektüre, die sich im Ambassador lohnte. Die beiden Frauen
blickten oft herüber. Aus den Augenwinkeln heraus nahm
Björn die Bewegung wahr. Sie sprächen über ihn. Ein
paar leise Wortfetzen wehten an sein Ohr.
»… er sieht gut aus… ein Mann… gefallen
würde…«
Hellmark grinste still vor sich hin. Er legte die Karte kurz aus
der Hand, als die Bedienung kam und den Gin Fizz brachte.
Hellmark griff darnach, hob das Glas und warf einen Blick an den
Nachbartisch zu Mutter und Tochter.
»Auf das Wohl der beiden Damen«, sagte er leise und
nickte ihnen freundlich zu.
Mutter und Tochter sahen sich an. Die Wangen der Jungen
röteten sich.
Sie war höchstens zwanzig, ein zartgliedriges,
wohlproportioniertes Wesen mit Kirschenaugen, Seidenwimpern und
dichten, langem Haar, das die runden, nackten Schultern
berührte.
Sie war jung, schön und interessant.
Ihre Lippen flüsterten ein leises »Cheerio«, als
auch sie das Glas hob, in dem ein rassiger Sherry funkelte.
Hellmark lächelte ihr zu. Und sein Lächeln wurde
erwidert, mit einem vielversprechenden Blick und einer Geste, die
sicherlich kein Zufall war.
Mutters Tochter löste ganz langsam den Rand des Trinkglases
von ihren feuchtschimmernden Lippen und ihr halbgeöffneter Mund
verblieb zwei Sekunden lang scheinbar nachdenklich am Glas.
Dann erst setzte sie es ab.
Nachdenklich war ihr Blick auf den gutaussehenden Hellmark
gerichtet. Ihr Mund war noch immer halbgeöffnet und die
gleichmäßigen Zähne blitzten dahinter wie
geschliffene Steine, rein und weiß.
Dieses Mädchen war ein Vulkan. Die Art wie sie sich verhielt,
gab ihm zu denken. Sie war selbstbewußt und sicher. Ihre
Schönheit und ihr offensichtlicher Reichtum waren
ausschlaggebend, daß sie sich jeden Wunsch erfüllen
konnte. Männer schienen für sie eine Art Ware zu sein. Wenn
sie sich einen wünschte, dann bekam sie ihn auch.
Über die Rufanlage meldete sich in diesem Moment eine
ölige Stimme.
»Mister Hellmark, Telefon für Mister Hellmark.«
Björn war überrascht. Wer hatte jetzt den
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