Macabros 003: Attacke der Untoten
bestochen. Unsere Cops,
die taugen doch keinen Schuß Pulver mehr. Und das muß man
ausnutzen. Die Kerle haben doch auch nur noch die Weiber im Sinn
– kaum sehen sie ’nen kürzen Rock und ’n paar
stramme Beine, machen die sich einen Jux draus und lassen sich von
dem Girl den Paß zeigen, damit sie Gelegenheit haben, bei
Gelegenheit mal anzuklopfen. Die Burschen sind doch alle sexbesessen,
glauben ’se mir das, Mister.«
*
Björn Hellmark versuchte sich eine Meinung über das
offenbar etwas merkwürdige und verrutschte Weltbild seines
Fahrers zu machen.
In der Kürze der Zeit, die ihm bis zum Erreichen des Airports
zur Verfügung stand, schaffte er das aber beim besten Willen nur
unvollkommen.
Die Begegnung mit dem Fahrer war wie ein Rausch, war Hektik und
Karussell.
Björn Hellmark fühlte sich mit dem Wagen und dem
Redeschwall seines Fahrers förmlich durch die Straßen der
Stadt gepeitscht.
Auch auf dem Flughafen ging es in der gleichen Hektik weiter.
Die Maschine stand schon startbereit. Alle Passagiere befanden
sich schon an Bord. Hellmark jagte über das Flugfeld, auf die
bereitstehende dreimotorige Maschine zu. Kaum daß er seinen
Platz eingenommen hatte, wurde der Metallvogel zum Start
freigegeben.
Steil stieg er an.
Als die Stewardeß ihn nach seinen Wünschen fragte,
hatte er nur einen: »Einen Whisky bitte, einen
doppelstöckigen!«
*
Es war spät, als die Maschine in Atlanta landete, aber es war
nicht zu spät, Bert Merthus aufzusuchen, der seinen Gast
erwartete.
Vor dem Flugplatz in Atlanta nahm er sofort ein Taxi. Im ersten
Moment wußte der Fahrer nicht, wo die Straße lag, die
Merthus Hellmark angegeben hatte.
Doch dann nickte er. »Dort bauen die doch wie die
Verrückten«, winkte er ab. »Die ganzen Buden von 1873
ab haben sie vor einiger Zeit mit einem Raupen-Schlepper
zusammengeschoben. Dort wohnt doch kein Schwein mehr, ’ne
öde Gegend. Und die neuen Wohnungen sind noch nicht fertig.
Meine letzte Fuhre dorthin hatte ich vor zwei Jahren, da
vergißt man den Weg.«
Er lachte und fuhr los.
Diese Fahrt verlief zum Glück ruhiger.
Der Mann war weniger geschwätzig. Das Thema Sex schien ihn
überhaupt nicht zu interessieren.
Während der gut eine halbe Stunde dauernden Fahrt wechselten
sie keine fünf Sätze.
Björn Hellmark guckte spazieren.
Sie kamen anfangs durch belebte Straßen. Erstaunlich viel
Jugendliche auf Motorrädern und Mopeds fielen dem Deutschen auf.
Sie machten einen Höllenlärm.
Aber das war keine Besonderheit für Atlanta.
Auffällig waren sehr viele farbige Amerikaner im
Straßenbild. Das war in New York anders.
Es ging an einem Autofriedhof vorbei. Die Wracks waren turmhoch
aufeinandergestapelt. Hier hinten standen nur vergammelte
Schuppen.
Im Vorbeifahren erhaschte Hellmark ein paar abgeschlaffte Typen,
die vor einem aufgeschütteten Erdhaufen hockten und einen
Superjoint im Kreis ’rumgehen ließen.
Dann lag eine stockfinstere Straße vor ihnen. Wald links und
rechts der Fahrbahn. Kein Auto weit und breit, keine Menschenseele zu
sehen.
Merthus wohnte weit draußen.
Die Scheinwerfer rissen riesige Erdhaufen aus der Dunkelheit.
Dazwischen vermoderte Balken und Bretter, die total verwittert
waren.
Weiter vorn, in der Nähe einer stillgelegten
Nebenbahnstrecke, ragten die ersten Skelette von Hochhäusern in
den nächtlichen Himmel.
Die Gegend war trist und bedrückend.
Aber wahrscheinlich spielte dabei auch die Dunkelheit eine Rolle.
Bei Tageslicht sah das vielleicht halb so schlimm aus.
Links ein Bretterzaun, auf den Kinder obszöne Bilder und
Wörter gemalt hatten. Zum Teil mit Kreide, zum Teil mit dick
hingepinseltem schwarzem Lack.
Des Landes bester Nachwuchs schien hier auch nicht gerade
schöpferisch tätig gewesen zu sein. Wörter und
Sätze strotzten von Fehlern.
»Auch die Anatomie stimmt nicht«, murmelte Hellmark.
Der übelbemalte Zaun ging zu Ende. Im Hintergrund ragten
Baukräne genHimmel. Baumaschinen waren scheinbar achtlos auf
freiem Feld abgestellt, als hätten die Arbeiter Maschinen und
Gerät einfach im Stich gelassen, um einem wilden Streikaufruf zu
folgen.
Das Land wurde flacher. Die Straße dafür um so
schlechter.
»Sind wir denn wirklich richtig?« wagte Hellmark zu
fragen. Merthus schien am Ende der Welt zu wohnen.
Der Fahrer nickte. »Verstehen Sie nun meine Reaktion auf dem
Flugplatz vorhin?«
Selbst das »Vorhin« schien nicht hierher zu passen.
Björn kam es vor, als sei er vor einer Ewigkeit
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